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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Puérto Real; Puérto Rico; Pueyrredon; Pufendorf; Puff

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Puérto Real - Puff.

Puérto Real, Stadt in der span. Provinz Cadiz, an der innern Bai von Cadiz und an der Eisenbahn Sevilla-Cadiz, mit Hafen, Schiffswerften, Salinen, Salzniederlagen, Seemagazin und (1878) 10,632 Einw.

Puérto Rico (auch Portorico), spanisch-westind. Insel, liegt zwischen 65° 37'-67° 16' westl. L. v. Gr. und 17° 54'-18° 31' nördl. Br. Die Küste ist vielfach von Inselchen und Klippen begleitet, welche den Zugang zu den übrigens vorzüglichen Häfen erschweren. Die schmale Küstenebene ist sandig und trocken auf der Südseite, feucht mit zahlreichen Lagunen auf der Nordseite (Bandal del Norte). Das Innere ist gebirgig und erreicht im Luquillo eine Höhe von 1119 m. Zahlreiche Flüsse erleichtern die Ausfuhr der Produkte des Innern. Die Bodenschätze bestehen aus Schwefel, Blei, Gold, Eisen, Kupfer und Silber, werden aber nicht ausgebeutet; nur etwas Salz wird gewonnen. Das Klima ist feucht und während der Regenzeit (September bis März) sehr ungesund. Der Pflanzenwuchs ist üppig, die Wälder liefern Hartholz, Farbholz, Balsam, Harze und Faserstoffe. Säugetiere sind durch die Europäer eingeführt worden und teilweise verwildert. Eigentümlich sind der Insel zahlreiche Vampire. An Vögeln ist kein Mangel; auch Schildkröten, Schlangen und quälende Insekten sind zahlreich. P. hat ein Areal von 9144 qkm (166 QM.) und zählte 1872: 617,327, 1880 aber 754,313 Einw. (davon 429,473 Weiße). Die Sklaverei wurde 1873 (wo es noch 32,000 Sklaven gab) abgeschafft. Für öffentlichen Unterricht ist sehr wenig geschehen. Landbau und Viehzucht sind die fast ausschließliche Beschäftigung der Einwohner. Im Flachland baut man Zucker (Ertrag 1886/87: 40,000 metr. Ton.) und Kaffee und unterhält große Viehherden, namentlich Rinder; im Bergland gedeiht Reis ohne Bewässerung. Außerdem baut man Mais, Bananen, Kassaven, Bataten, Yamswurzeln und Kokosnüsse. Südfrüchte gedeihen vortrefflich, auch die Muskatnuß wird mit Erfolg kultiviert. Pferde und Rinder sind zahlreich, weniger Schafe, Ziegen und Schweine; der Fischfang liefert einen reichen Ertrag. Der Handel hat sich in jüngster Zeit sehr gehoben. Die Ausfuhr betrug 1886: 10,293,545 Pesos, darunter 64 Mill. kg Zucker, 25,5 Mill. kg Melasse, 16,8 Mill. kg Kaffee, 2,1 Mill. kg Tabak und geringere Quantitäten Baumwolle, Häute und Rum. Die Einfuhr (1886: 11,116,555 Pesos) besteht hauptsächlich in Fleisch, Fischen, Mehl, Kohlen, Reis, Manufakturen, Kartoffeln, Spirituosen. Im J. 1886 liefen 1374 Schiffe von 1,038,904 Ton. ein. An der Spitze der Verwaltung steht ein von Spanien ernannter Gouverneur; eine Repräsentativverfassung besteht nicht. Die Einkünfte betrugen 1887/88: 3,550,372 Pesos. Die bewaffnete Macht besteht aus 3566 Mann und aus einer auf 50,000 Mann geschätzte Miliz. P. wurde im November 1493 von Kolumbus entdeckt und soll damals 600,000 Einw. (Gangulen) gehabt haben, die alle den Untergang fanden. 1510 gründete Ponce de Leon die ersten Niederlassungen, die indes jahrelang infolge innerer Zwistigkeiten und der Angriffe äußerer Feinde zu keiner Blüte kamen. Erst seit 1763 hob sich der Wohlstand der Insel, die 1778 bereits wieder 70,250 Einw. hatte. P. wird eingeteilt in sieben Departements. Hauptstadt ist San Juan Bautista de P. S. Karte "Westindien".

Pueyrredon (früher Mar del Plata), Hafenort in der Argentinischen Republik, Provinz Buenos Ayres, dicht beim Cabo Corrientes am offenen Atlantischen Ozean. Eine Eisenbahn verbindet es mit dem 400 km entfernten Buenos Ayres.

Pufendorf, Samuel, Freiherr von, einer der Gründer der Wissenschaft des Natur- und Völkerrechts, geb. 8. Jan. 1632 zu Flöha bei Chemnitz, besuchte die Fürstenschule zu Grimma, widmete sich dann in Leipzig und Jena dem Studium der Rechte und wurde 1658 Hofmeister im Haus des schwedischen Gesandten Coyet in Kopenhagen. Die Schrift "Elementa jurisprudentiae universalis" (Haag 1660) bewirkte 1661 seine Berufung zum Professor des Natur- und Völkerrechts an die Universität Heidelberg, doch folgte P. schon 1670 einem Ruf an die neue schwedische Universität Lund. Durch seine beiden Werke: "De jure naturae et gentium" (Lund 1672) und "De officio hominis et civis" (das. 1673) befreite er das Naturrecht von der theologischen Scholastik und der positiven Jurisprudenz und erhob es zu einer selbständigen Wissenschaft. Für das Verhältnis des Staats zur Kirche schuf er die von allen modernen Staaten angenommene Theorie des Kollegialismus. 1686 nach Stockholm berufen und zum Staatssekretär, königlichen Hofrat und Historiographen ernannt, schrieb er: "De rebus suecicis" (Utr. 1686) und "De rebus a Carolo Gustavo gestis" (Nürnb. 1696). 1688 begab er sich nach Berlin, wo er von dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg als Historiograph und Kammergerichtsbeisitzer angestellt und 1690 zum Geheimrat ernannt wurde. Karl XI., König von Schweden, erhob ihn 1694 in den Freiherrenstand. Noch schrieb P.: "De rebus gestis Friderici Wilhelmi Magni" (Berl. 1695, 2 Bde.) und das nachgelassene Werk "De rebus gestis Friderici III." (das. 1695). Er starb 26. Okt. 1694 in Berlin. Großes Aufsehen machte die von ihm unter dem Namen Severinus de Monzambano veröffentlichte Schrift "De statu imperii germanici" (1667 u. öfter; deutsch von H. Breßlau, Berl. 1870). Vgl. O. Franklin, Das Deutsche Reich nach Sev. v. Monzambano (Greifsw. 1872); v. Treitschke in den "Preußischen Jahrbüchern" 1875. Pufendorfs älterer Bruder, Esaias P., starb 26. Aug. 1689 als dänischer Gesandter in Regensburg; derselbe hat mehrere theologische und historische Schriften veröffentlicht.

Puff, beliebtes Spiel zwischen zwei Personen, welches mit Hilfe von zwei Würfeln, dem schon im Altertum bekannten Tricktrackbrett und je 15 weißen und schwarzen Damensteinen ausgeführt wird. Dieses Brett besteht aus zwei Quadratflächen, die so aneinander gelegt sind, daß die beiden Berührungsseiten zu einer Linie zusammenfallen und die vier an diese stoßenden Seiten beider Quadrate zwei Parallelen bilden. Auf jeder dieser vier Seiten stehen sechs spitze Dreiecke in gleichen Zwischenräumen voneinander (ein Feld). Die Spieler, von denen der eine die weißen, der andre die schwarzen Steine erhält, würfeln abwechselnd miteinander. So viel Augen der einzelne Würfel zeigt, auf das sovielste Dreieck, von einer bestimmten Ecke gerechnet, ist je ein Stein nach dem andern zu setzen. Sind alle Steine seiner Farbe gesetzt, so hat der Spieler nach jedem Doppelwurf zwei Steine seiner Wahl vorwärts zu rücken. Sind sie dann durch alle übrigen ins vierte Feld gelangt, und werden höhere Augenzahlen geworfen, als der einzelne Stein noch Dreiecke vor sich hat, so wird er herausgenommen. Wer zuerst alle Steine wieder heraus hat, ist der Gewinner. Zur größern Belebtheit tragen verschiedene Gesetze bei. So muß der einzelne Stein des Gegners, der auf einem Dreieck steht, zu welchem der Spieler mit einem der seinen durch einen Wurf gelangt, dasselbe verlassen und seine Fahrt von vorn anfangen. Stehen jedoch zwei oder mehrere Steine