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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Puy de Dôme; Puzōl; Puzzolāne; Puzzuoli; Pwllheli; pwt; pxt; Pyämīe

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Puy de Dôme - Pyämie.

Museum und 2 Hospitäler. P. ist der Sitz der Präfektur, eines Bischofs, eines Gerichts- und Assisenhofs und eines Handelsgerichts. Interessant sind die schroffen, oft eigentümlich geformten, teilweise mit Kirchen und Schlössern geschmückten Felsen in der Umgebung der Stadt, so die 85 m hohe, mit der alten Kirche St.-Michel gekrönte Felsnadel im Thal der Borne, die vulkanischen Berge von Polignac und Espaly mit alten Schloßruinen, die orgelähnlichen Basaltsäulen von Espaly etc.

Puy de Dôme (spr. püih d' dohm), der nördliche Teil der Gebirge von Auvergne im südöstlichen Frankreich, meist vulkanischen Ursprungs, mit mehr als 60 auf einer Basis von Granit sich erhebenden abgestumpften Felskegeln, welche meist den Namen Puy führen. Die bedeutendsten davon sind: der eigentliche P. (1465 m), der sogen. Kleine P. (1267 m, mit merkwürdigem Krater), der Puy de Côme (1255 m, mit zwei Kratern und weiten Schlackenfeldern), der Puy de Pariou (1210 m, mit einem Krater von 300 m Durchmesser und 93 m Tiefe) u. a.

Das danach benannte franz. Departement P., aus Teilen der Landschaften Auvergne, Bourbonnais und Forez gebildet, grenzt im N. an das Departement Allier, im Q an das Departement Loire, im S. an Cantal und Oberloire, im W. an Corrèze und Creuse und umfaßt 7950 qkm (144,39 QM.). Das Departement ist ein der nördlichen Abdachung des zentralen Hochfrankreich angehöriges Gebirgsland, dessen Grenzen im O. die Gebirge von Forez bilden, während sich im W. die alten Vulkangruppen des Mont Dore, der im Puy de Sancy (1886 m) die höchste Erhebung Innerfrankreichs erreicht, und des Puy de Dôme auf der granitischen Basis des Landes erheben. Dazwischen liegt die fruchtbare Ebene der Limagne, das Bett eines ehemaligen Süßwassersees. Das Land ist vom Allier mit Couze, Veyre, Morges, Dore und Sioule, der Dordogne mit Chavanoux und andern kleinern Zuflüssen sowie mehreren Gebirgsseen bewässert. Der Boden ist zwar größtenteils dürr und steinig, aber die vulkanische Natur befördert die Vegetation. Das Klima ist häufigem Wechsel unterworfen und bisweilen sehr unfreundlich und stürmisch; in den Gebirgen bleibt der Schnee 6-7 Monate liegen. Von der Gesamtoberfläche kommen auf Ackerland 363,012, auf Wiesen 180,821, auf Weinberge 34,985, auf Waldland 94,859 Hektar; das übrige sind Heiden und Weiden. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 570,964 Einw. Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau, der jedoch bisher wenig rationell betrieben wurde, und Viehzucht, welche durch treffliche Weiden begünstigt ist. Hauptprodukte sind die gewöhnlichen Getreidearten (jährlich 3-4 Mill. hl), insbesondere Weizen und Roggen, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Wein (7/10 Mill. hl, viel zur Ausfuhr, aber nur von mittelmäßiger Qualität), Obst, besonders Nüsse und Kirschen; Rindvieh, Schafe, Pferde; Schweine; Steinkohlen (1886: 211,409 Ton. Produktion), Blei, Lava und andre Steine. An Mineralquellen ist das Departement sehr reich; die besuchtesten sind die Bains du Mont Dore, St.-Nectaire, Châteauneuf und Châtel Guyon. Die Industrie ist nur in einigen Gegenden lebhaft; sie umfaßt hauptsächlich die hüttenmäßige Gewinnung von Blei und Silber, Fabrikation von Messerschmiedewaren (zu Thiers und Umgebung), Porzellan, Kautschukwaren und Papier. Gegenstände des Handels sind namentlich die Landesprodukte und Mineralwässer. Ein großer Teil der Bewohner verläßt im Herbst das Departement und sucht an andern Orten bei verschiedenartigen Dienstleistungen Beschäftigung. Das Departement wird von der Eisenbahn von Gannat über Clermont-Ferrand nach Brioude durchschnitten. In Clermont-Ferrand zweigen von dieser Bahn zwei Linien, über Tulle nach Brive und über Thiers nach St.-Etienne (mit einigen Seitenlinien), ab. Das Departement zerfällt in fünf Arrondissements: Ambert, Clermont-Ferrand, Issoire, Riom und Thiers. Hauptstadt ist Clermont-Ferrand. Vgl. Gonnard, Minéralogie du départ. P. (2. Aufl. 1876); Tardieu, Dictionnaire historique du P. (1877).

Puzōl, Stadt in der span. Provinz Valencia, am Mittelländischen Meer und an der Eisenbahn Valencia-Tarragona, mit (1878) 2924 Einw. Hier 25. Okt. 1811 Sieg der Franzosen unter Suchet über die Spanier unter Blake.

Puzzolāne (Puzzuolanerde), s. Zement und Trachyt.

Puzzuoli, Stadt, s. Pozzuoli.

Pwllheli (spr. pulleli-), alte Stadt in Carnarvonshire (Wales), an der Cardiganbai, mit Hafen, Austern- und Hummernfischerei und (1881) 3243 Einw.

pwt., Abkürzung für Pennyweight (s. d.).

pxt., Abkürzung für pinxit, er malte (es).

Pyämīe (griech., Eiterfieber, Wundfieber, Blutvergiftung), schwere Wundfieber, als deren Ursache Piorry einen Übertritt von Eiter in das Blut betrachtete. Die Entstehung der P. ist immer auf eine Gewebsverletzung zurückzuführen, welche an der Haut durch Schnitt, Schuß, Hieb, Quetschung, Verbrennung oder Erfrierung, an Schleimhäuten durch Zerreißungen oder Verschwärung der Oberflächen, oder in der Gebärmutter durch den Geburtsakt hervorgebracht wird. Während man die Ursache der P. früher darin suchte, daß Eiter von einer verletzten Körperstelle ins Blut aufgenommen und an entlegenen Teilen abgelagert, "versetzt", würde (Eitermetastase), so weiß man jetzt, daß der Eiter einer Wunde an und für sich eine Verunreinigung der Wunde, eine "Wundinfektion", bedeutet. Diese Infektion beruht darauf, daß in dem jeder größern Wunde eigentümlichen Sekret Bakterien sich angesiedelt und aus den an die Wundfläche ausgetretenen Gewebsflüssigkeiten Zersetzungsprodukte (Ptomaine) gebildet haben, welche die Wunde reizen und zur Eiterbildung anregen. Nun ist es aber nicht der Eiter, welcher "ins Blut übertritt", sondern die löslichen Zersetzungsprodukte sind es, welche durch die Lymphbahnen dem Blut zugeführt werden. Diese durch Bakterienwucherung gebildeten chemischen Stoffe sind noch wenig bekannt, es sind indessen zwei Gruppen, welche besonders als Erreger der Wundfieber in Betracht kommen: 1) giftig wirkende Körper, welche den Alkaloiden angehören und einstweilen als Toxine benannt werden; 2) heftig reizende Stoffe, welche örtlich reizend und eitererregend wirken und erst in sehr großer Menge eigentliche Vergiftung hervorbringen können (Aminbasen, Fäulnisalkaloide, z. B. Pentamethylendiamin, Trimethylamin etc.). Wenn nun von diesen allgemein oder örtlich wirkenden Ptomainen eine gewisse Menge aufgesaugt wird, so ist die Gefahr gegeben, daß P. eintritt. Diese Gefahr kündigt sich meistens mit einem Schüttelfrost, oft nur durch leichteres Frösteln an, es entwickelt sich ein heftiges Fieber, welches aber niemals früher als einige Tage nach der Verletzung anhebt, da es längerer Zeit bedarf, bevor die Bakterien genügende Mengen von Gift gebildet haben. Die Wunde selbst nimmt nunmehr ein schlechtes Aussehen an, sie sondert Eiter ab, oder das Sekret wird übelriechend und faulig, die Umgebung wird derb und schmerzhaft, die benachbarten Lymphdrüsen schwellen, bei Berührung