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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Quinctius; Quincunx; Quincy; Quindecimvĭri; Quindekāgon; Quindezime; Quindiu; Quinet

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Quinctius - Quinet.

schen Diaphragmenströme, welche entstehen, wenn man schlecht leitende Flüssigkeiten durch poröse Scheidewände hindurchpreßt, und zeigte, daß der Transport von Flüssigkeiten, welche der elektrische Strom durch poröse Scheidewände bewirkt, in einer Elektrisierung der Flüssigkeit an den Wänden der kapillaren Röhrchen seinen Grund hat, in welchen die Flüssigkeit die Scheidewände durchfließt. Er untersuchte die Fortführung kleiner in Flüssigkeiten schwimmender Teilchen durch den Strom und gründete auf die Resultate dieser Untersuchung seine Theorie der Leitung der Ströme in Flüssigkeiten und der chemischen Zersetzung durch den Strom. Auch untersuchte Q. die Volumänderungen, welche Körper durch Elektrisieren erfahren, und erklärte die Wirkungen des Elektrisierens auf die optischen Eigenschaften der Körper eben durch diese Volumänderungen.

Quinctius, Name eines römischen patrizischen Geschlechts, dem die Familien Cincinnatus (s. d.) und Flamininus (s. d.) angehören.

Quincunx (lat.), fünf Zwölftel eines Ganzen; altröm. Münze = 5 Unciae oder 5/12 As, welche auf der einen Seite neben dem Bilde der Dioskuren 5 Punkte in der Form :·: trug. Der Name wurde dann auch auf die römische Schlachtordnung, auf Baumpflanzungen, Säulen- und Pfeilerstellung in der erwähnten Form :·:·:·: übertragen.

Quincy (spr. kwinnssĭ), 1) Gemeinde im nordamerikan. Staat Massachusetts, Grafschaft Norfolk, an der gleichnamigen Bai des Atlantischen Ozeans, ist Geburtsort der Präsidenten J. Adams und J. Quincy Adams und hat (1885) 12,144 Einw. In der Umgegend wird der berühmte Quincygranit gebrochen, dessen Bearbeitung und Verschiffung über 1000 Menschen beschäftigt. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, auf 38 m hohem Bluff am Mississippi, von ungemein fruchtbarer Prärie umgeben, hat lebhafte Eisenindustrie, Schweineschlächterei und (1880) 27,268 Einw.

Quincy (spr. kwinnssĭ), 1) Josiah, der Anführer der Schar Patrioten, welche, als Indianer verkleidet, 18. Dez. 1773 das englische Schiff Dartmouth im Hafen von Boston überfielen und seine Ladung Thee, 340 Kisten im Wert von 18,000 Pfd. Sterl., ins Meer warfen, was den Ausbruch des Freiheitskriegs veranlaßte.

2) Josiah, amerikan. Staatsmann, geb. 4. Febr. 1772 zu Boston, wurde 1793 Advokat daselbst, 1804 Staatssenator und 1805-13 Mitglied des Kongresses, in welchem er als Führer der föderalistischen Minorität sich gegen den Krieg von 1812, gegen die Aufnahme von Louisiana und gegen die Sklaverei aussprach. 1813-20 war er Mitglied des Staatssenats, 1820-22 des Repräsentantenhauses von Massachusetts, wurde 1823 Bürgermeister von Boston und 1828 Präsident der Harvard-Universität. 1845 zog er sich in das Privatleben zurück und starb 1. Juli 1864 in Quincy. Er schrieb: "Memoir of Josiah Q. jr." (Boston 1825, neue Ausg. 1875); "History of Harvard University" (Cambridge 1840, 2 Bde.); "The life of John Q. Adams" (Boston 1858). - Sein Sohn Edmund (geb. 1808, gest. 1877) gab seine Biographie (Boston 1867, 6. Aufl. 1874) und seine Reden (das. 1875) heraus. Vgl. Gay, Edm. Q. (in den "American men of letters").

Quindecimvĭri, s. Dezemvirn.

Quindekāgon (lat.-griech.), Fünfzehneck.

Quindezime (lat. Quinta decima), in der Musik die 15. Stufe, s. v. w. Doppeloktav.

Quindiu (spr. kin-, Paramo Q.), Paß über die Zentralkordillere von Kolumbien, zwischen Cartago (am Cáuca) und Ambalema (am Magdalenenstrom), 3504 m hoch.

Quinet (spr. kinä), Edgar, franz. Dichter, Publizist und Litterarhistoriker, geb. 17. Febr. 1803 zu Bourg en Bresse, studierte in Straßburg, Genf, Paris und Heidelberg, wo er sich viel mit deutscher Litteratur, namentlich mit Herder, beschäftigte, dessen "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" er in französischer Übersetzung nebst einer Einleitung (1827, 3 Bde.) herausgab, und dem er noch einen besondern "Essai" (1828) widmete. Die von der französischen Regierung nach Morea ausgerüstete Expedition begleitete Q. im Auftrag des Instituts, und das Werk "De la Grèce moderne et de ses rapports avec l'antiquité" (1830, 2. Aufl. 1832) war das Ergebnis seiner Beobachtungen daselbst. Zunächst wandte er sich hierauf der Betrachtung des Mittelalters, bald aber, durch die scharfe Kritik, die sein "Rapport sur les épopées françaises du XII. siècle" (1831) erfuhr, verletzt, der Politik zu. Sein Werk "Allemagne et Italie" (1832; neue Aufl. 1846, 2 Bde.) enthält viele richtige Urteile über die Verhältnisse Deutschlands. 1840 ward er zum Professor der auswärtigen Litteratur an der Fakultät zu Lyon ernannt und 1842 in gleicher Stellung an das Collège de France berufen, allein wegen seiner mit Michelet herausgegebenen Schrift "Les Jésuites" (1844) sowie wegen seines fortwährenden Abschweifens auf politische Diskussionen jener Würde 1846 wieder enthoben. Inzwischen hatte er die Werke: "Le génie des religions" (1842, 2. Aufl. 1851), durch Strauß' "Leben Jesu" veranlaßt, und "Le christianisme et la Révolution" (1845) veröffentlicht, in denen er die Religion als die Grundlage der politischen und bürgerlichen Gesellschaft darstellt, sowie bereits früher eine Reihe poetischer Werke: "Ahasvérus", ein Mysterium (1833), "Napoléon" (1836), "Prométhée" (1838) und das allegorisch-philosophische Poem "Merlin l'enchanteur" (1860, 2 Bde.), welche sich insgesamt durch hohen Schwung der Gedanken und blendende Schilderungen auszeichnen, aber doch des echten Dichtergeistes entbehren. Nach der Februarrevolution von 1848 vom Departement Ain in die Konstituierende Nationalversammlung sowie später in die Legislative gewählt, stimmte er in beiden Versammlungen mit der demokratischen Fraktion, wurde durch Dekret vom 9. Jan. 1852 nach dem Staatsstreich aus Frankreich verwiesen und lebte nun 20 Jahre (seit dem Erlaß der Amnestie von 1859 freiwillig) in der Verbannung erst zu Brüssel, dann zu Genf und Montreux. Während dieser Zeit schrieb er unter anderm: "Les révolutions d'Italie" (1848-1852, 2 Bde.); "Marnix de Sainte-Aldégonde" (1856); "La révolution religieuse au XIX. siècle" (1857); "Histoire de mes idées", eine interessante Autobiographie, zugleich treffliche Materialien zur Litteraturgeschichte seiner Zeit enthaltend (1860); "Histoire de la campagne de 1815" (1862; deutsch, Kass. 1862); "La révolution" (1865, 2 Bde.; 5. Aufl. 1868, 3 Bde.); "France et Allemagne" (1867) u. a. Nach dem Zusammenbrechen der kaiserlichen Regierung kehrte Q. nach Paris zurück, voller Ingrimm gegen Deutschland, welches er übrigens besser kannte als die meisten seiner Landsleute. In der Nationalversammlung von Bordeaux und Versailles (1871) gehörte er dann wieder mit Victor Hugo und Louis Blanc den Führern der äußersten Linken an und erfreute sich, wie diese, großer Popularität. Er starb 27. März 1875 in Versailles. Seine letzten Publikationen waren: "La création" (1870, 2 Bde.; deutsch,