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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Raimund de Sabunde; Raimundus Lullus; Raimund von Pennaforte; Raimund von St.-Gilles; Rain

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Raimund de Sabunde - Rain.

1817 am Leopoldstädter Theater engagiert und widmete sich nun ausschließlich und mit Glück dem Fach der Lokalkomik, für welches als Dichter Aloys Gleich, Meisl und Bäuerle schrieben. 1823 trat er selbst als Volksdichter auf mit dem Zauberspiel "Der Barometermacher auf der Zauberinsel", welchem der "Diamant des Geisterkönigs", das Märchenspiel "Der Bauer als Millionär" (1826), "Moisasurs Zauberfluch" (1827), "Die gefesselt Phantasie" (1828), "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" (1828), das tragikomische Zauberspiel "Die unheilbringende Zauberkrone" (1829) und "Der Verschwender" (1833) folgten. Nach Lösung seines Verhältnisses zur Leopoldstädter Bühne, deren technische Leitung er in den zwei letzten Jahren gehabt hatte (Herbst 1830), gastierte er mit seinen Stücken auf andern deutschen Bühnen, dazwischen auf seinem Landgut bei Guttenstein zurückgezogen lebend. Er starb 5. Sept. 1836 in Guttenstein durch Selbstmord, wozu ihn die Besorgnis, von einem tollen Hund verwundet zu sein, trieb. Von der selbständig erwachsenen Wiener Volksposse ausgehend, gelang es R., dieselbe nach Form und Inhalt zu erweitern, seinen phantasievollen, ja phantastischen Märchendramen eine ganz volkstümliche Färbung und eine poetische Bedeutung zu geben, ohne daß darunter die Frische und Fülle des Lebens im mindesten litt. Namentlich in seinen Hauptwerken: "Der Bauer als Millionär", "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" und "Der Verschwender", verstand er den frischesten Humor zum Träger eines tiefen, fast wehmütigen Ernstes zu machen und die widerstrebenden Elemente märchenhafter Idealdichtung und eines lokalen Realismus völlig zu verschmelzen und zu einheitlicher Wirkung zu bringen. Als Schauspieler zeichnete er sich namentlich durch meisterhafte Charakterisierung aus. Seine "Gesammelten Werke" wurden herausgegeben von Vogl (Wien 1837, 4 Bde.; 3. Aufl. 1882) und von Glossy und Sauer (das. 1881, 3 Bde.). Vgl. Frankl, Zur Biographie Ferd. Raimunds (Wien 1884).

Raimund de Sabunde, scholast. Philosoph, aus Barcelona gebürtig, wirkte 1436 zu Toulouse als Lehrer der Medizin, Philosophie und Theologie und erstrebte vornehmlich eine innere Ausgleichung des Gegensatzes zwischen der Scholastik und Mystik. In seinem "Liber creaturarum s. theologiae naturalis" (Straßb. 1496, Sulzb. 1852) sucht er darzuthun, daß die Aussprüche des Buches der Offenbarung durch das unverfälschte Buch der Natur, also durch die menschliche Vernunft, zu rechtfertigen und zu beweisen seien, und konstruierte hiernach das ganze System der Kirchenlehre. Über ihn schrieben Matzke (Bresl. 1846), Huttler (Augsb. 1851) und F. Nitzsch ("Zeitschrift für historische Theologie" 1859).

Raimund von Pennaforte, berühmter Kanonist, geboren nach 1180 auf dem Schloß Pennaforte in Katalonien, widmete sich von 1204 bis 1219 zu Bologna dem Studium des Rechts, ward 1219 Kanonikus zu Barcelona und 1222 Dominikaner. Durch eifriges Wirken für die Inquisition und Kreuzzugpredigen gegen die Mauren empfahl er sich dem päpstlichen Hof. Papst Gregor IX. ernannte ihn 1230 zum Beichtvater und Großpönitentiarius und beauftragte ihn mit der Redaktion eines systematischen, meist aus den frühern Dekretalen zusammengesetzten Gesetzbuchs, welches unter dem Titel: "Decretalium Gregorii P. IX. libri V" bekannt ist. Auch brachte er die kirchliche Jurisprudenz in eine scholastisch-wissenschaftliche Form in seiner "Summa de poenitentia" (zuerst gedruckt Rom 1603, mit dem Apparat des Wilhelm von Rennes unter dem Namen Johanns von Freiburg). Nach Spanien zurückgekehrt, ward er 1235 Erzbischof von Tarragona, 1238 zum Ordensgeneral ernannt, trat aber schon 1240 von diesem Posten zurück, um sich fortan dem beschaulichen Leben zu widmen; starb 6. Jan. 1275. Er ward 1601 heilig gesprochen; sein Tag ist der 23. Januar. Vgl. Rockinger, Berthold von Regensburg und Raimund von Peniafort (Münch. 1877); Danzas, Saint Raymond de Pennafort (Poitiers 1885, Bd. 1).

Raimund von St.-Gilles (spr. ssäng-schihl), Graf von Toulouse, Sohn des Grafen Pons, erbte von diesem die Grafschaften Rouergue, Nîmes und Narbonne und folgte 1088 seinem ältern söhnelosen Bruder, Wilhelm IV., auch in Toulouse, wodurch er einer der mächtigsten und reichsten Fürsten seiner Zeit wurde. Eifrig kirchlich gesinnt und von lebhaftem Thatendrang erfüllt, war er einer der ersten, die 1095 das Kreuz nahmen, und weihte sich bis an sein Lebensende dem Kampf gegen die Ungläubigen. In Begleitung des päpstlichen Legaten Adhémar v. Puy brach er an der Spitze des dritten Kreuzheers im Oktober 1096 auf und zog durch die Lombardei, Friaul, Dalmatien und Slawonien nach Konstantinopel, wo er sich mit den übrigen Kreuzfahrern vereinigte. Er nahm hervorragenden Anteil an den Erfolgen des ersten Kreuzzugs und eroberte nach demselben 1103 das Fürstentum Tripolis. Er starb 28. Febr. 1105 bei Tripolis. Seine Nachkommen herrschten in Tripolis bis 1187. Sein Urenkel Raimund VI., Sohn Raimunds V., geb. 1156, folgte seinem Vater in Toulouse 1195. Er hielt einen glänzenden Hof, den Mittelpunkt der provençalischen Poesie. Wegen seiner Begünstigung der Albigenser 1207 mit dem Bann belegt, erst vom päpstlichen Legaten Peter von Castelnau, dann nach dessen Ermordung (Januar 1208) vom Papst Innocenz III. selbst und vom Einfall zügelloser Scharen von Kreuzfahrern bedroht, unterwarf er sich der Kirche, wurde aber dennoch von seinen habgierigen Nachbarn bekriegt und seiner Lande beraubt, die Simon von Montfort übertragen wurden. Doch eroberte R. mit Hilfe seines Sohns Toulouse wieder, wo er im August 1222 im Bann starb. Ihm folgte sein Sohn Raimund VII., geb. 1197, der bis 1224 fast alle Besitzungen seines Hauses wiedererobert hatte, als der König Ludwig VIII. von Frankreich, welchem Amauri von Montfort seine Rechte übertragen, gegen ihn auftrat und den Papst Honorius bewog, die Unterwerfung Raimunds unter die rechtgläubige Kirche zurückzuweisen. 1229 mußte R., um Frieden zu erlangen, nicht bloß Kirchenbuße thun, sondern auch die Oberlehnshoheit Frankreichs anerkennen und diesem einen Teil seiner Besitzungen abtreten. Er führte nun die Inquisition ein und verfolgte die Ketzer aufs grausamste, wurde aber dennoch wiederholt mit dem Bann belegt und starb nach einer ohnmächtigen, unruhigen Regierung 27. Sept. 1249 in Milhaud. Mit ihm erlosch das Grafengeschlecht von Toulouse, dessen Besitzungen nun an die französische Krone fielen.

Raimundus Lullus, s. Lullus 2).

Rain (Feldrain), s. Ackerraine.

Rain, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Neuburg, am Lech, unweit seiner Mündung in die Donau, und an der Linie Neuoffingen-Ingolstadt der Bayrischen Staatsbahn, 421 m ü. M., hat ein Amtsgericht und (1885) 1395 kath. Einwohner. In der Nähe viele römische Altertümer. Hier 15. April 1632 Treffen, in dem die Schweden unter Gustav Adolf den Übergang über den Lech er-^[folgende Seite]