Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Raja; Rajah; Rajecz; Rajolen; Rajpoots; Rak; Rake; Raketen; Rakette; Rakhaing; Raki; Rakka; Rákóczy

560

Raja - Rákóczy.

Raja, Titel, s. Radscha.

Rajah (arab., "Herde, Schutzbefohlene"), die nichtmohammedan. Unterthanen der Pforte, während in Persien und andern mosleminischen Staaten der Name R. auch die Unterthanen mosleminischen Glaubens umfaßt. R. Kanuni ("Rajahgesetz"), Teil des mosleminischen Gesetzbuchs, welcher die Rechte der nichtmosleminischen Unterthanen behandelt.

Rajecz (spr. -jetz), Markt im ungar. Komitat Trentschin, mit (1881) 2636 Einw., Rotgerbereien und einem Bade, dessen indifferente Therme von 34° C. gegen Gicht, Rheumatismus, Haut-, Nieren- und Blasenleiden mit Erfolg gebraucht wird.

Rajolen, s. Rigolen.

Rajpoots, s. Radschputen.

Rak (Rack), s. v. w. Arrak.

Rake, s. v. w. Mandelkrähe; Raken (Coraciidae), Familie aus der Ordnung der Klettervögel (s. d.).

Raketen (vom ital. rocchetta, Kriegsraketen), den gleichnamigen, in der Kunstfeuerwerkerei angewandten Erzeugnissen (s. Feuerwerkerei) ähnliche Körper, bestehen aus einer cylindrischen Hülse von Eisenblech, welche mit dem Treibsatz entweder über einem konischen Dorn (Congrevesche R.) oder massiv (Augustinsche R.) vollgepreßt wird; letztere erhalten durch Ausbohrung eine durchweg gleiche (Preußen) oder eine stufenförmige cylindrische (Österreich) Seele. Über der Seele bleibt eine massive Satzschicht, die Zehrung, stehen. Durch die Reaktion der bei der Verbrennung des Treibsatzes mit Heftigkeit ausströmenden Gase wird die Rakete mit um so größerer Geschwindigkeit fortgetrieben, je größer die Brandfläche, also auch die Gasmenge ist, der die Triebkraft entspricht. Auf der Größe der letztern beruht die Möglichkeit, die R. als Träger von Körpern zu benutzen, die an entfernten Punkten zur Wirkung kommen sollen, und die Verwendbarkeit der R. zu militärischen Zwecken, indem man dieselben vorn mit einer Granate oder Kartätsche, deren Sprengladung, oder mit einer mit Brandsatz gefüllten Blechbüchse, deren Satz durch den Treibsatz der Rakete entzündet wurde, versah. Um der bedeutenden Vorderbeschwerung das Gleichgewicht zu halten, versieht man die R. seitlich (Seitenstabraketen) oder axial (Achsenstabraketen) mit einem hölzernen Stab. 1846 trat der Nordamerikaner Hale mit R. hervor, die statt des Stabes mit einem eisernen Kegel geschlossen sind, durch welchen spiralförmig mehrere Löcher gehen. Die durch diese ausströmenden Gase geben der Rakete eine Drehung um die Längenachse, daher Rotationsrakete; sie wurde 1867 in England eingeführt. Um den R. eine bestimmte Richtung und Erhöhung für verschiedene Flugweiten zu geben, wurden sie aus Leitrinnen abgefeuert, die auf dreibeinigen oder lafettenartigen Gestellen ruhten. Diese Kriegsraketen, welche in Österreich, England, Rußland, Griechenland und Frankreich als Waffe geführt wurden, konnten sich bei ihrer geringern Flugweite und großen Treffunsicherheit, die namentlich beim Wind hervortrat, den gezogenen Feuerwaffen gegenüber nicht mehr behaupten, und gegenwärtig benutzen sie nur noch die Engländer in außereuropäischen Kriegen. Dagegen sind Leuchtraketen mit Leuchtsternen (Sternfeuer) oder einem Fallschirm, der ein mit Leuchtsatz gefülltes Gefäß trägt, noch in Gebrauch; aber auch sie werden den elektrischen Erleuchtungsvorrichtungen weichen müssen. Eine wichtige Verwendung finden die R. gegenwärtig im Rettungswesen (s. d.) an der See als Träger eines Seils zu dem gestrandeten Schiff. Die R. sind seit 969 n. Chr. in China, in Europa seit der letzten Hälfte des 13. Jahrh. im Gebrauch, waren aber in Europa seit Anfang des 18. Jahrh. in Vergessenheit geraten, bis sie die Engländer 1799 im Feldzug gegen Tippu Sahib vor Seringapatam wieder kennen lernten. Congreve (s. d. 2) brachte sie dann mit nach Europa und wandte sie 1806 gegen Boulogne und 1807 beim Bombardement von Kopenhagen an; sie wurden vom dänischen Artilleriehauptmann Schuhmacher vervollkommt, welcher sie mit Kugeln, Granaten und Kartätschen versah und somit die Raketenartillerie begründete. Mit dieser erzielten die Franzosen 1859 in Algerien, die Engländer in China und die Russen 1860 und 1861 an der chinesisch-sibirischen Grenze größere Erfolge.

Rakette (franz.), Schlagnetz zum Federballspiel.

Rakhaing, Landschaft, s. Arakan.

Raki, orient. Bezeichnung für Arrak; allgemeiner s. v. w. Branntwein überhaupt.

Rakka (im Altertum Nikephorion oder Kallinikon), Stadt im asiatisch-türk. Wilajet Aleppo, an der Mündung des Belik in den Euphrat, hat Ruinen eines Palastes des Harun al Raschid, der dort lange residierte, und 8000 Einw. Es war in früherer Zeit ein Hauptmittelpunkt des Karawanenverkehrs.

Rákóczy (spr. rakozi), Mineralquelle, s. Kissingen.

Rákóczy (spr. rakozi), berühmtes, in Ostungarn und Siebenbürgen ansässiges, jetzt erloschenes Geschlecht, mit dem Prädikat Felsö-Vadász und folgenden hervorragenden Sprößlingen:

1) Siegmund, der erste siebenbürg. Fürst dieses Namens, ward nach dem Tod Stephan Bocskays im Februar 1607 zum Fürsten von Siebenbürgen erhoben, legte aber schon 3. März 1608 diese Würde nieder und starb 5. Dez. d. J.

2) Georg I., Sohn des vorigen, geb. 1591, ward nach dem Tod Gabr. Báthoris und Bethlen Gabors 1630 zum Fürsten von Siebenbürgen ernannt und benutzte die damaligen Bedrängnisse Österreichs, um oft wiederholte, jedoch planlose Einfälle in Ungarn zu unternehmen. Nachdem er 1643 mit Schweden und kurz darauf auch mit Frankreich ein Bündnis gegen Österreich geschlossen, insurgierte er fast ganz Ungarn und stand bereits in der Nähe von Preßburg, als er sich von der Pforte zu einem Waffenstillstand bewegen ließ, auf welchen bald der Friede von Linz (September 1645) folgte, der den Ungarn freie Religionsübung sowie Zurückgabe aller den Protestanten genommenen Kirchen, R. für seine Person sieben ungarische Komitate auf Lebenszeit und große Besitzungen zusprach. Auch erhielt er für sich und seine Nachkommen die Reichsfürstenwürde. Er starb 24. Okt. 1648. Vgl. Szilagy, Georg R. I. im Dreißigjährigen Krieg (Pest 1883).

3) Georg II., Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. 1615, heiratete 1643 die Erbin der Báthorischen Güter, gelangte durch den Sultan Mohammed IV. auch zur Oberherrlichkeit in der Moldau und Walachei, ward aber, da er gegen den Willen der Pforte für Schweden gegen Polen Partei nahm, 1657 auf Drängen der Türken dieser neuen Würde sowie des siebenbürgischen Throns verlustig erklärt und erhielt in Barcsay einen Gegenfürsten aufgestellt. Er starb 6. Juni 1660 in Großwardein an den in der Schlacht bei Szamosfalva 22. Mai d. J. erhaltenen Wunden. Sein noch unmündiger Sohn Franz I. gelangte, bei dem Tod seines Vaters erst 15 Jahre alt, nicht zur Herrschaft in Siebenbürgen, ließ sich (1665-71) in die von seinem Schwiegervater Peter Zrinyi und dem Palatin Wesselényi geleitete Verschwörung ein,