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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Regiment; Regina; Regina castra; Regino; Regiomontanus; Region; Regis; Régisseur; Register

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Regiment - Register.

Regiment (lat.), Herrschaft; im Militärwesen die höchste administrative Einheit im Truppenverband. Die Benennung R. in letzterer Bedeutung taucht in Deutschland zuerst mit den Landsknechten (s. d.) auf. In der Regel besteht jetzt ein Infanterieregiment aus 3, neuerdings in Frankreich und Rußland, auch teilweise in Deutschland, aus 4 Bataillonen (andre haben deren 2), wird von einem Obersten befehligt (Regimentskommandeur) und hat außer den Bataillonskommandeuren in einigen Heeren einen Oberstleutnant als Stellvertreter des Kommandeurs. Ein Kavallerieregiment zählt meist 5 Eskadrons (in Deutschland 5, mobil nur 4). Ein Feldartillerieregiment enthält eine in den verschiedenen Heeren sehr wechselnde Zahl von Batterien oder Festungskompanien (in Deutschland 11 und 9, die zu je 3 und 4 in Abteilungen vereinigt sind). Anfangs führten die Regimenter die Namen ihrer Obersten; doch wurden sie, zuerst in Spanien und Frankreich, nach Provinzen oder Städten, zuweilen auch nach hochgestellten Personen, ihren "Inhabern" (s. d.), genannt. Das R. ist, mit Ausnahme der Kavallerie, weniger taktische als Verwaltungseinheit. Neben der Verwaltung liegt dann dem Kommandeur die Überwachung gleichmäßiger Ausbildung der Truppe und die Erziehung und Heranbildung der Offiziere ob.

Regina (lat.), Königin.

Regina (spr. ridschina), Hauptstadt des britisch-nordamerikan. Territoriums Assiniboia (Kanada), an der Kanadischen Pacificbahn, unfern des fruchtbaren Weizenbezirks des Qu'appellethals, mit (1887) 1000 Einw.

Regina castra, s. Regensburg.

Regino, Chronist des Mittelalters, aus Altrip am Rhein gebürtig, erzogen im Kloster Prüm, war 892 bis 899 Abt desselben und starb 915 als Abt des Klosters des heil. Martin bei Trier. In letzterm Kloster schrieb er sein berühmtes "Chronicon", von Christi Geburt bis 906 reichend, in vortrefflicher Weise fortgesetzt bis 967 von einem Mönch von St. Maximin in Trier (vielleicht Adalbert, der 968 Erzbischof von Magdeburg wurde). Dasselbe besteht bis 814 aus überarbeiteten Nachrichten aus Beda und andern ältern Annalisten; von 814 bis 870 beruht es meist auf unsichern Überlieferungen, von 870 an aber auf eignen Wahrnehmungen. Herausgegeben ward es am besten von Pertz (in den "Monumenta Germaniae historica", Bd. 1), ins Deutsche übersetzt von Dümmler und Büdinger (Berl. 1857). In Trier schrieb R. noch: "De synodalibus causis et ecclesiasticis disciplinis" (hrsg. von Wasserschleben, Leipz. 1840) und "De harmonica institutione" (gedruckt bei Gerbert, "Scriptores ecclesiastici de musica sacra", Bd. 1). Vgl. Ermisch, Die Chronik des R. (Götting. 1872).

Regiomontanus, eigentlich Johannes Müller, Mathematiker und Astronom, geb. 6. Juni 1436 zu Königsberg in Franken, von welchem Ort er den Namen R. oder "Königisberger" (Meister Johannes Künisperger) führte, bildete sich unter Georg Purbach, lehrte dann eine Zeitlang Mathematik zu Wien und ging 1461 mit dem gelehrten Kardinal Bessarion nach Italien, um die griechische Sprache zu erlernen. Nach längerm Aufenthalt in Rom, Ferrara, Padua und Venedig kam er nach Wien zurück und lebte hierauf in Ofen am Hof des ungarischen Königs Matthias Corvinus, bis er sich 1471 in Nürnberg niederließ, wo er mit Unterstützung eines reichen Bürgers, Bernhard Walther, nach eignen Angaben astronomische Instrumente anfertigen ließ und eine Druckerei errichtete, die wegen der Korrektheit der daraus hervorgegangenen Bücher berühmt ist. Papst Sixtus IV., der ihn zur Verbesserung des Kalenders 1474 nach Rom berief, ernannte ihn zum Bischof von Regensburg. R. starb 6. Juli 1476 in Rom. Er brachte zuerst in Deutschland das Studium der Algebra wieder in Aufnahme und gab der Trigonometrie, in welche er den Gebrauch der Tangenten einführte, höhere wissenschaftliche Vollkommenheit. Auch seine Schriften über Wasserleitung, Brennspiegel, Gewicht etc. zeugen von großer Gelehrsamkeit und seltenem Scharfsinn. Seine "Ephemerides ab anno 1475-1506" (Nürnb. 1474; fortgesetzt von Walther und hrsg. von Schoner, das. 1544) fanden allgemeine Anerkennung. Außerdem schrieb er: "Calendarium" (deutsch und lat., Nürnb. um 1473); "De doctrina triangulorum" (Vened. 1463); "De quadratum circuli" (1463); "Dialogus contra Gerhardi Cremonensis in planetarum theorias deliramenta" (Nürnb. 1475); "De reformatione calendarii" (Vened. 1484); "De cometae magnitudine longitudineque" (Nürnb. 1531); "De triangulis omnimodis" (das. 1533); "Tabulae directionum profectionumque in nativitatibus multum utiles" (Vened. 1585). Vgl. Ziegler: R., ein geistiger Vorläufer des Kolumbus (Dresd. 1874).

Region (lat.), Gegend, Bereich, Luftschicht.

Regis, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Borna, an der Pleiße, nahe der Bahnstation Breitingen (Leipzig-Hof), hat Braunkohlengruben, eine Eisenwaren- u. eine Schloßfabrik und (1885) 814 Einw.

Régisseur (franz., spr. -schißör), s. Regie.

Register (v. mittelat. ^[richtig: mittellat.] regesta), Verzeichnis im allgemeinen; dann Verzeichnis der bei einer Behörde gemachten Eingaben und der mündlich angebrachten Sachen. Das Eintragen derselben heißt Registrieren, derjenige Kanzleibeamte, welcher dies zu besorgen hat, Registrator, das Buch, in welches die gemachten Eingaben nebst den darauf ergangenen Resolutionen verzeichnet werden, Registrande und der Aufbewahrungsort (Büreau) dafür Registratur; mit letzterm Wort bezeichnet man auch eine kurze Auszeichnung, die zu den Akten gebracht wird, im Gegensatz zum förmlichen Protokoll. Die Gesamtheit der auf das Registrandenwesen bezüglichen Regeln heißt Registraturwissenschaft. Dann ist R. ein alphabetisch geordnetes Inhaltsverzeichnis bei Büchern, entweder nach den Sachen (Sach-) oder nach den Wörtern (Wortregister). - In der Orgel bezeichnet R. eine vollständige Pfeifenreihe (Stimme), die für jeden Ton der Klaviatur eine oder, wie bei den gemischten Stimmen, mehrere Pfeifen enthält und durch einen sogen. Registerzug in oder außer Funktion gesetzt wird (vgl. Orgel). - Auch ist der Name R. auf die menschliche Stimme übertragen worden, welche bekanntlich je nach der Art der Funktion der Stimmbänder Töne sehr verschiedenen Klangcharakters hervorzubringen vermag, und man unterscheidet als die beiden Hauptregister aller Menschenstimmen das Brustregister und das Kopfregister. Indessen sind dies zwei ganz uneigentliche Bezeichnungen, da die Idee, daß bei der Bruststimme die im Thorax oder auch nur in der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes schwingende Luft dem Ton das größere Volumen geben soll, auf Irrtum beruht (vgl. Falsett und Ansatz). - In der Technik endlich bezeichnet R. eine Vorrichtung, wodurch etwas reguliert, so gestellt wird, wie es der Zweck erfordert, z. B. bei Feuerungsanlagen (s. v. w. Rauchschieber), in der Buchdruckerkunst (s. Register halten), bei Drechslern etc.