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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Reibungskoëffizient; Reibungsräder; Reibungswagen; Reibzündhölzchen; Reich; Reicha; Reichard; Reichardt

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Reibungskoeffizient - Reichardt.

(die sogen. Antifriktionsschmiere besteht aus Fett und Graphit), welche die Flächen glätten, indem sie deren Unebenheiten ausfüllen. Namentlich aber sucht man, wo es angeht, die gleitende R. in die wälzende zu verwandeln, indem man z. B. fortzubewegende Lasten auf Walzen legt, Rollen an den Füßen der Tische und Stühle anbringt (Rollschuhe beim Skating-Rink). Soll ein Rad (wie z. B. dasjenige der Fallmaschine) sehr leicht beweglich sein, so legt man seine dünne Achse nicht in Lager, sondern in die Winkel, welche die Umfänge je zweier nebeneinander stehender leichter Rädchen, sogen. Friktionsräder (s. d.), miteinander bilden. Gleitende R. findet alsdann nur noch an den Zapfen der vier Rädchen statt, wo sie fast unmerklich wird. Es gibt aber auch sehr viele Fälle, in welchen die R. Vorteil bringt. Alles Befestigen und Verbinden der Körper durch Klemmen, Nägel, Schrauben, Schnüre etc. beruht auf R.; die Fortpflanzung der Bewegung durch Treibriemen und Seile sowie die Verzögerung der Bewegung durch Bremsen ist lediglich auf R. begründet. Ohne R. könnte unser Fuß nicht am Boden haften, und die Lokomotiven würden mit rotierenden Rädern auf den Schienen stehen bleiben.

Reibungskoëffizient, s. Reibung.

Reibungsräder, s. v. w. Friktionsräder.

Reibungswagen, s. Schmiermittel.

Reibzündhölzchen, s. Zündhölzchen.

Reich (lat. Regnum), im allgemeinen s. v. w. Herrschaft, Regierung; dann Gebiet, Herrschaftsgebiet (z. B. R. der Träume, des Zufalls etc.) und der Inbegriff des auf einem gewissen Gebiet im Verhältnis der Zusammengehörigkeit Stehenden (z. B. Pflanzen-, Mineralreich etc.); im Staats- und Völkerleben endlich Bezeichnung eines großen Staatskörpers, an dessen Spitze ein einzelner Staatsbeherrscher steht (Kaiser-, Königreich), auch ein Gesamtstaat, welcher verschiedene Einzelstaaten umfaßt (Bundesreich). Der Name R. schlechthin war namentlich zur Bezeichnung des alten Deutschen Reichs gebräuchlich, und zwar dachten sich die Publizisten des 18. Jahrh. das R. selbst gewissermaßen als Subjekt der Regierungsgewalt, welche nach der Reichsverfassung, da das R. ein Wahlreich war, dem Kaiser übertragen wurde, daher oft von "Kaiser und R.", als den Inhabern des Reichsregiments, die Rede war. Auch das jetzige Deutsche R. wird vielfach schlechthin das "R." genannt.

Reich, 1) Philipp Erasmus, verdienter Buchhändler, geb. 1. Dez. 1717 zu Laubach in der Wetterau, lernte zu Frankfurt a. M., besuchte London, stand dann einer Buchhandlung in Stockholm vor und kam 1747 in die Buchhandlung des 1743 verstorbenen Hofrats Weidmann in Leipzig, die damals dem Verfall nahe war und nur durch Reichs glückliche Spekulationen gerettet wurde. Im J. 1762 trat er als Associé in die Handlung ein, die nun die Firma "Weidmanns Erben u. Reich" führte, und entwickelte seitdem auch für die Reform des deutschen Buchhandels eine große Thätigkeit, indem er 1765 auf der Leipziger Ostermesse einen neuen Buchhändlerverein gründete, dessen Vorstand er wurde, und auch gegen den Nachdruck und für die Anerkennung des litterarischen Eigentums wiederholt (doch anonym) schriftstellerisch auftrat. Nach seinem Tode, der am 3. Dez. 1787 erfolgte, ging die Handlung einem Vertrag gemäß in den alleinigen Besitz seiner Geschäftsteilhaberin, Weidmanns einziger Tochter, über und nahm nun die Firma "Weidmannsche Buchhandlung" an.

2) Ferdinand, Physiker, geb. 19. Febr. 1799 zu Bernburg, studierte in Freiberg unter Werner, ward 1819 Gehilfe bei den Freiberger Hütten und wirkte dann von 1824 bis 1869, in welchem Jahr er in Ruhestand trat, an der Freiberger Bergakademie, von 1827 an als Professor der Physik; gleichzeitig war er Assessor beim Oberhüttenamt in Freiberg. Er starb 27. April 1882 in Freiberg. Er lieferte 1838 und 1847-50 Bestimmungen der mittlern Dichtigkeit der Erde mit Hilfe der Drehwage; auch stellte er in Freiberger Gruben Fallversuche zum Beweis der Erdrotation an und berichtete über letztere in einem besondern Schriftchen (Freiberg 1832).

Reicha, Anton, Komponist, geb. 27. Febr. 1770 zu Prag, erhielt seine musikalische Ausbildung als Chorknabe an der dortigen Kreuzkirche und später in Bonn, lebte seit 1794 als Musiklehrer in Hamburg und ging 1799 nach Paris, wo er 1800 als Kompositionslehrer am Konservatorium angestellt wurde. Er starb daselbst in hochgeachteter Stellung 28. Mai 1836 mit Hinterlassung von mehr als 100 Kompositionen (darunter 24 Quintette für Blasinstrumente) und verschiedener schätzbare theoretischer Werke, von denen namentlich seine 1818 unter dem Titel: "Cours de composition musicale" erschienene Harmonielehre weite Verbreitung gefunden hat.

Reichard, Heinrich August Ottokar, Schriftsteller, geb. 3. März 1751 zu Gotha, studierte in Göttingen, Leipzig und Jena Rechtswissenschaft und ließ sich dann in Gotha nieder, wo er 1775-79 die Leitung des Hoftheaters führte, 1799 zum Kriegskommissionsrat, 1801 zum Kriegsrat, 1825 zum Kriegsdirektor ernannt wurde und 17. Okt. 1828 starb. R. machte sich besonders bekannt und verdient durch die Herausgabe des "Theater-Kalenders" (Gotha 1775-1800, 25 Bde.) u. des "Theaterjournals" (das. 1777-1784, 22 Stück) sowie durch seine damals vielbenutzten Reisebücher, namentlich den auch in französischer Sprache erschienenen "Passagier auf der Reise in Deutschland etc." (Berl. 1805; 19. Aufl. 1861, 2 Bde.). Seine Poesien, Novellen, Almanache, Übersetzungen u. dgl. waren bald vergessen. Dagegen erfreuten sich die von ihm herausgegebenen periodischen Schriften: "Nouveau Mercure de France" (1776-96 unter verschiedenen Namen), "Olla Potrida" (1778-1800) und "Bibliothek der Romane" (1775-94) eines langen Lebens. Seine interessante Selbstbiographie veröffentlichte Uhde (Stuttg. 1877).

Reichardt, 1) Johann Friedrich, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 25. Nov. 1752 zu Königsberg i. Pr., wurde von Kindheit auf in der Musik und besonders im Violinspiel ausgebildet, studierte von 1769 bis 1771 in seiner Vaterstadt und in Leipzig Jurisprudenz und Philosophie und wurde 1775 von Friedrich d. Gr., dem er seine Oper "Le feste galanti" als Probestück gesandt, an Grauns Stelle zum königlichen Kapellmeister ernannt. Nachdem er zwischen 1790-1792 Kunstreisen nach Italien, Frankreich und England unternommen, wurde er nach Erscheinen seiner "Vertrauten Briefe" (Hamb. 1792, 2 Bde.) aus seinem Amt entlassen, lebte darauf erst in Hamburg, wo er ein Journal, "Frankreich", herausgab, dann (seit 1794) als Salinendirektor zu Halle, von wo er öfters nach Berlin ging, um die Aufführungen seiner Kompositionen zu leiten. Am Huldigungstag Friedrich Wilhelms III. brachte er daselbst seine Oper "Die Geisterinsel" mit vielem Beifall zur Aufführung. Nachdem er später ein Jahr lang Hofkapellmeister in Kassel gewesen war, ging er 1809 nach Wien, zog sich aber bald nach Giebichenstein bei Halle zurück, wo er 27. Juni 1814 starb. Komponistenruf hat sich R. besonders durch seine Kompositionen zu Goetheschen Liedern erworben, in denen