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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Reinmar - Reis.

1873 zu ihrem Bischof ernannten. Als solcher hat er, seinen Sitz in Bonn nehmend, die seither abgehaltenen Synoden geleitet. Von Leipzig erhielt er 1871 das Ehrendiplom eines Doktors der Philosophie. Unter seinen wissenschaftlichen Schriften sind hervorzuheben: "De Clemente presbytero Alexandrino" (Bresl. 1851); "Hilarius von Poitiers" (Schaffh. 1864); "Martin von Tours" (Bresl. 1866); "Die Geschichtsphilosophie des heil. Augustinus" (Schaffh. 1866); "Aristoteles über Kunst, besonders über Tragödie" (Wien 1870); "Die päpstlichen Dekrete vom 18. Juli 1870" (Münst. 1871, 6 Tle.); "Revolution und Kirche" (Bonn 1876); "Über Einheit der katholischen Kirche" (Würzb. 1877); "Lessing über Toleranz" (Leipz. 1883), sowie die biographischen Schriften: "Luise Hensel und ihre Lieder" (Bonn 1877), "Amalie von Lasaulx" (das. 1878) u. "Melchior von Diepenbrock" (Leipz. 1881).

Reinmar, Name mehrerer hervorragender Minnesänger. 1) R. der Alte war aus der elsässischen Stadt Hagenau gebürtig (daher von Gottfried von Straßburg "die Nachtigall von Hagenau" genannt) und übte seine Kunst am Wiener Hof, wo er Walthers von der Vogelweide Lehrer und Freund war. "Er vor allen steigt nieder in das innerste Gemüt, und wie kein andrer hat er den Ausdruck der lautern Liebe, der ausdauernden Treue, der zärtlichen Klage, des ergebenen Duldens" (Uhland). Die Manessische Handschrift enthält von ihm 262 Strophen. In nicht weniger als 42 verschiedenen "Tönen" ergehen sich die von ihm uns erhaltenen Lieder (abgedruckt in "Des Minnesangs Frühling" von Lachmann und Haupt, 4. Aufl., Leipz. 1888). Sein Tod muß wegen der darum im "Tristan" angestimmten Klage vor ca. 1210 erfolgt sein. Vgl. E. Schmidt, R. von Hagenau (Straßb. 1874); R. Becker, R. von Hagenau (in der "Germania", Bd. 22); Burdach, R. der Alte und Walther von der Vogelweide (Leipz. 1880).

2) R. von Zweter, vom Rhein gebürtig, in Österreich aufgewachsen, lebte und sang am Prager Hof, dann wieder am Rhein; zu Eßfelden in Franken soll er begraben liegen. Seine merkwürdigerweise fast sämtlich in derselben Strophenart abgefaßten Gedichte (hrsg. von Röthe, Leipz. 1887) sind vorwiegend lehrhafter Natur und enthalten, während das Element der Minne in ihnen zurücktritt, scharfe satirische Angriffe auf kirchliche und politische Zustände, den Verfall der Sitten, das Turnierwesen u. a. Seine dichterische Thätigkeit hat etwa 1227 begonnen. Vgl. K. Meyer, Untersuchungen über das Leben Reinmars von Zweter und Bruder Wernhers (Bas. 1866); Pleschke, R. von Zweter (Brünn 1878); Wilmanns, Chronologie der Sprüche Reinmars von Zweter (in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 13, Berl. 1866).

Reinōsa, 1) Bezirksstadt in der span. Provinz Santander, im Kantabrischen Gebirge, unweit der Quellen des Ebro, an der Eisenbahn Venta de Baños-Santander, mit Wein- und Getreidehandel und (1878) 2958 Einw. - 2) Grenzort im mexikan. Staate Tamaulipas, 118 km oberhalb der Mündung des Rio Grande del Norte, der bis hier für größere Dampfer fahrbar ist, mit (1880) 3724 Einw.

Reinsberg, Otto von, s. Düringsfeld.

Reinsberge, Berggruppe zwischen Arnstadt und Plaue, östlich von der Gera, erreichen in der aussichtsreichen Reinsburg eine Höhe von 635 m.

Reinsdorf, Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Zwickau, hat Steinkohlenbergbau und (1885) 4953 Einw.

Reïnstallation (lat.), Wiedereinsetzung.

Reinthaler, Karl Martin, Komponist, geb. 13. Okt. 1822 zu Erfurt, Sohn des Rektors R., der sich durch die Gründung des Martinsstifts im frühern Augustinerkloster sowie durch seine Bemühungen um die Hebung des Volksgesangs verdient gemacht hat, widmete sich in Berlin dem Studium der Theologie, ging aber nach Beendigung desselben zur Musik über, nachdem er schon frühzeitig gründliche Studien im Klavier- und Orgelspiel wie in der Komposition gemacht hatte. In Berlin genoß er den Unterricht von Marx und widmete sich speziell dem Fach des Gesangunterrichts. Auf Grund einiger durch den Berliner Domchor zur Aufführung gebrachter Psalmenkompositionen erhielt er vom König von Preußen ein Reisestipendium und ging nun behufs weiterer Gesangstudien zunächst (1850) nach Paris, von da 1851 nach Rom und Neapel, wo er hauptsächlich dem Studium der altitalienischen Meister oblag. 1853 wurde er Lehrer des Gesanges am Konservatorium in Köln und übernahm zugleich die Leitung des städtischen Gesangvereins. Sein damals entstandenes Oratorium "Jephtha" machte bald darauf seinen Namen in allen Städten Deutschlands bekannt und veranlaßte 1858 seine Berufung als Organist und Musikdirektor der Domkirche zu Bremen sowie als Dirigent der dortigen Singakademie und Konzertgesellschaft. Von seinen weitern Kompositionen sind, außer einer Reihe von Liedern und kleinern Werken für gemischten sowie für Männerchor, zu nennen: "In der Wüste", für Chor und Orchester; "Das Mädchen von Kolah"; die Opern: "Edda" (1875), welche in Bremen und Hannover, und "Das Käthchen von Heilbronn" (1881), welche in Frankfurt a. M., Leipzig und anderwärts zur Aufführung kam; eine Symphonie; desgleichen die preisgekrönte Bismarck-Hymne für Soli, Chor und Orchester, welch letztere an verschiedenen Orten Deutschlands und Amerikas zur Aufführung gelangte.

Reinw., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für K. G. K. Reinwardt, geb. 1773 zu Lüttringhausen im Bergischen, bereiste 1815-22 Niederländisch-Indien, starb 1854 als Direktor des botanischen Gartens in Leiden (Indischer Archipel).

Reinwald, Theodor, Pseudonym, s. Hansgirg.

Reinzucht, s. Viehzucht.

Reis (Oryza L.), Gattung aus der Familie der Gramineen, einjährige oder ausdauernde Gräser mit meist großer, lockerer Rispe, Zwitterblüten, verkümmerten Hüllspelzen, papierartigen bis lederigen, zusammengedrückten, häufig begrannten Deckspelzen; die Frucht wird von den Spelzen eng umschlossen. Der gemeine R. (O. sativa L., s. Tafel "Nahrungspflanzen III"), einjährig, mit 1-1,5 m hohem Halm, 30-35 cm langen, dunkelgrünen, am Rand rauhen Blättern, zusammengezogener und zuletzt einseitig überhängender Rispe, wird in zahlreichen Varietäten als Getreidepflanze bis 46° nördl. Br. kultiviert. Als Sumpfpflanze verlangt er große Feuchtigkeit des Bodens und außerdem eine Sommertemperatur von 29° C. Man baut ihn daher nur in niedrigen, feuchten, leicht unter Wasser zu setzenden Gegenden, gibt dem Boden eine wenig tiefe Bearbeitung und teilt ihn in viereckige Beete von 15-20 m Seitenlänge, welche durch 60 cm hohe Dämme voneinander getrennt sind. Auf die vorbereiteten Beete leitet man Wasser, und nachdem dies eine gewisse Zeit gestanden hat, säet man (in Piemont im April) den vorher stark eingequellten R., welcher alsbald in den Schlamm einsinkt und nach 14 Tagen hervorkommt. In dem Maß, wie der R. wächst, läßt man auch das Wasser steigen, um die biegsamen Halme zu