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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Resp.,; Respékt; Respektīve; Respekttage; Respiration; Respirationsapparat

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Resp. - Respirationsapparat.

thologischem Gebiet begegnen wir sehr auffallenden und wichtigen Resorptionsprozessen, besonders bei der Entfernung von Exsudat- und Blutmassen aus den Geweben und aus den Höhlen der serösen Säcke. Von diesen Exsudaten und Blutergüssen werden die wässerigen Bestandteile direkt in die Blutmasse aufgenommen, während die zurückbleibenden festen Bestandteile in feinste Fett- und Eiweißkörnchen sich umwandeln, welche schließlich ebenfalls in die Blutgefäße, wahrscheinlich in flüssiger Form, übertreten. Die R. ist daher ein wichtiger Faktor bei der Heilung von Krankheiten.

Resp., Abkürzung für respektive (s. d.); sonst auf Dissertationen für Respondens, "Verfechter"; auch für respondeatur, "darauf ist zu antworten".

Respékt (lat.), Achtung, Ehrfurcht; leerer Rand bei Kupferstichen etc.; respektabel, achtungswert; respektieren, achten; einen Wechsel bezahlen.

Respektīve (neulat., meist abgekürzt "resp."), beziehungsweise, beziehentlich; mißbräuchlich auch oft für "oder" angewendet.

Respekttage (Respit-, Respiro-, Diskretions- oder Ehrentage), im Wechselrecht die Tage, welche dem Bezogenen noch nach der Verfallzeit zur Zahlung (R. zu gunsten des Bezogenen) freigelassen sind, oder innerhalb deren der Präsentant noch gültig Protest erheben kann (R. zu gunsten des Präsentanten). Die deutsche Wechselordnung gestattet keine R., läßt aber die Präsentation zur Zahlung und die Protesterhebung noch am zweiten Tag nach dem Verfalltag zu.

Respiration (lat.), Atmung (s. d.).

Respirationsapparat (lat.), Vorrichtung, welche dazu dient, den Aufenthalt unter Wasser und in Räumen zu ermöglichen, welche mit schädlichen Gasen angefüllt sind. Sie besteht aus einem in seiner Form dem zum Atmen geöffneten Mund sich anpassenden Mundstück, welches zwei Löcher besitzt, die mit Kautschukröhren in Verbindung stehen. Die eine Röhre dient zum Ausatmen, die andre zum Einatmen. Die frische Luft wird entweder durch eine genügend lange Rohrleitung herbeigeschafft, oder sie befindet sich unter einem Druck von 20-30 Atmosphären in einem Tornister aus Stahlblech, strömt aber durch eine automatische Vorrichtung unter schwachem Druck in das Kautschukrohr, welches in ein zwischen Lippen und Zahnfleisch luftdicht schließendes Mundstück endigt. Das Spiel zweier Ventile regelt die Atmungsfunktion auf das vollkommenste. Ein derartiger Apparat ist der Aerophor von Denayrouze. Ein Nasenquetscher verschließt die Nasenlöcher, und eine besondere Brille schützt die Augen vor reizenden Gasen und Dämpfen. Vgl. Taucherapparate. Besondere Respirationsapparate sind konstruiert zum Zurückhalten von Staub in den staubreichen Räumen mancher Fabriken und bei stauberzeugenden Beschäftigungen (Lumpensortieren, Trockenschleifen etc.). In der einfachsten Form bestehen sie aus einem doppelten Drahtnetz, zwischen welchem sich Baumwolle befindet. Sollen sie aber zugleich verschiedene Gase, Harzdämpfe (im Rauch bei einem Brand z. B.) zurückhalten (für Feuerwehrleute etc.), so bildet man den Inhalt zwischen den Drahtnetzen aus fünf Schichten: 1) Baumwolle mit Glycerin getränkt, 2) trockne Baumwolle, 3) Kohlenstücke, 4) trockne Baumwolle, 5) Ätzkalk. Letzterer dient zur Absorbierung von Kohlensäure, muß aber gelöscht angewendet werden.

Respirationsapparate zu physiologischen Zwecken dienen zur Ermittelung der in einem bestimmten Zeitraum und unter bestimmten Verhältnissen vom tierischen Organismus verbrauchten und gebildeten Gasmengen. Die ältern Apparate von Lavoisier, Regnault und Reiset u. a. sind durch den Pettenkoferschen R. verdrängt, und dieser ist von der hervorragendsten Bedeutung für die Begründung der ganzen Ernährungslehre geworden. Die Einnahmen des tierischen Körpers bestehen in dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft, welchen wir beim Atmen durch die Lungen in das Blut aufnehmen, und aus den Speisen und Getränken, deren für die Ernährung brauchbare Stoffe samt dem meisten Wasser durch den Magen und Darm aufgesaugt werden und in das Blut gelangen. Die Ausgaben des Körpers bestehen hauptsächlich aus Wasser, Kohlensäure, Harnstoff (bei den Pflanzenfressern auch Hippursäure) und anorganischen Salzen. Die übrigen Stoffe sind ihrer Menge nach so gering, daß sie bei einer Bilanz des tierischen Haushalts nicht weiter in Betracht kommen. Durch einen genauen Vergleich der Einnahmen nun mit den Ausgaben lassen sich sogen. Stoffwechselgleichungen aufstellen, Berechnungen, die für die Ernährungslehre von der größten Bedeutung sind. Um zu einem Einblick in diese Verhältnisse zu gelangen, ist es zweckmäßig, sich den Organismus aufgebaut zu denken aus folgenden vier Bestandteilen: a) Eiweiß, b) Fett, c) Mineralstoffe, d) Wasser. Für die Berechnung des Stoffumsatzes gelten nun folgende Sätze, deren Begründung wir besonders Bidder, Schmidt, Bischoff, Voit und Pettenkofer verdanken. 1) Abgesehen von den Wolle oder Milch produzierenden Tieren, existieren für den Stickstoff, der ein genaues Maß des Eiweißumsatzes liefert, außer Harn und Kot keine Ausscheidungen, welche Anspruch auf Beachtung haben. Man kann daher aus der Differenz zwischen dem Stickstoff der Nahrung einerseits und demjenigen im Harn und Kot anderseits ersehen, ob ein Ansatz oder ein Verlust von stickstoffhaltiger Körpersubstanz, d. h. von Eiweiß, stattgefunden hat. 2) Der Stickstoff des Harns gewährt einen hinreichend genauen Maßstab für die Zersetzung des Eiweißes im Organismus. 3) Die Differenz im Kohlenstoffgehalt zwischen Einnahme und Ausgabe (mit Einschluß der durch die Lungen und die Haut bewirkten Ausgabe) unter Berücksichtigung des auf den Eiweißumsatz fallenden Kohlenstoff gibt uns ein Mittel an die Hand, die Veränderungen im Fettgehalt des Tierkörpers zu berechnen, da außer Fett erhebliche Mengen stickstofffreie organischer Körper im Organismus nicht vorkommen. 4) Schwankungen im Wassergehalt des Organismus lassen sich durch einfache Differenzrechnung ermitteln. Man hat hierbei nur nötig, die Summe der für den Umsatz von Eiweiß, Fett und Wasser ermittelten Werte mit dem Lebendgewicht des Organismus zu vergleichen.

Pettenkofers R. besitzt folgende Einrichtung: Der kubische eiserne Kasten A (s. Abbild., S. 746) besitzt eine Seitenlänge von ca. 2,5 m. Er ist mit Fenster, Thür, Krippe und Raufe versehen. In seinen Wandungen befinden sich rosettenförmige Öffnungen, durch welche der Zutritt der äußern Luft reguliert werden kann. Den Luftwechsel vollzieht ein in der Abbildung nicht angebrachtes Pumpwerk, welches die Luft durch die Röhre e aus dem Kasten entfernt, während die äußere Luft durch die Rosetten und Fugen des Kastens nachströmt. Die der Thür und den Rosetten gegenüberliegende Wand des Kastens enthält die Öffnungen a und b. Daselbst entspringen zwei Röhren, die sich bald zu einer (c) vereinigen, durch welche die Luft aus dem Kasten geführt wird. Die Luft wandert nun zunächst durch den Befeuchtungsapparat B, der mit groben Bimssteinstücken gefüllt ist, welche durch Aufgießen