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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Revalénta; Revalidieren; Revalieren; Revanche; Reveille; Revel; Revelation; Revenant; Reventlow

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Revalenta - Reventlow.

frühern Thore anschließen. R. hat 7 evangelische (darunter 2 esthnische), 6 griechische und eine kath. Kirche. Sehenswerte Gebäude sind: die Domkirche mit vielen Gräbern (z. B. des bekannten Matthias v. Thurn, des schwedischen Generals Karl Horn, den Mausoleen des Feldmarschalls Pontus de la Gardie, des Admirals Greigh und des Weltumseglers Krusenstern); die Olaikirche, im gotischen Stil, mit 145 m hohem Turm; die Nikolaikirche, mit interessanten Altertümern aus katholischer Vorzeit, einem Totentanz und den Grabmälern des Herzogs Peter Friedrich August von Holstein-Beck und des bei Narwa gefallenen Herzogs von Croy; das Rathaus, mit dem reichsten baltischen Urkundenarchiv seit dem 13. Jahrh.; das Ritterhaus; das Schwarzhäupterhaus (Sitz eines 1343 gegründeten Klubs), mit wertvollen Altertümern; das Haus der großen Gilde, mit Sälen in prachtvoller Spitzbogenführung; das Haus der Canuti-Gilde, worin die Esthländische Litterarische Gesellschaft und das Provinzialmuseum, das seltene Antiquitäten, Kunstwerke, numismatische und ethnographische Sammlungen und die größte Petrefaktensammlung von Tieren des silurischen Systems enthält. Die Einwohnerzahl beträgt (1885) 51,277, darunter (1881) 12,823 Deutsche, 8681 Russen, 27,173 Esthen, meist Arbeiter und Dienende, und 994 Juden; der Konfession nach sind 80 Proz. evangelisch. R. besitzt eine Admiralität und einen sichern, geräumigen Hafen. Die Fabrikthätigkeit ist gering, sie erstreckt sich nur auf Spiritus-, Essig-, Branntwein- und Wollwarenfabrikation; der Handel aber hat seit Eröffnung der Baltischen Eisenbahn einen hohen Aufschwung genommen. Die Ausfuhr (1887 an Wert 25,708,000 Rubel) besteht in Spiritus, Getreide, Flachs, Knochen und Vieh; die Einfuhr (1887: 64,542,000 Rub.) in Baumwolle, Maschinen, Farbstoffen, Steinkohlen, Salz, Öl, Wein und Thee. Die Zahl der im auswärtigen Verkehr eingelaufenen Schiffe belief sich 1887 auf 626 mit 363,988 Ton. R. hat 3 Gymnasien, ein Theater, besuchte Seebäder und ist Sitz eines deutschen Konsuls. Neben der Stadt das von Peter I. erbaute Lustschloß Katharinenthal mit herrlichem Eichen- und Lindenpark, ein Hauptvergnügungsort. - R. wurde 1219 vom Dänenkönig Waldemar II. gegründet, hatte von Anbeginn an eine niedersächsische Bevölkerung, kam 1346 mit Esthland durch Kauf an den Deutschen Orden und war im 14. und 15. Jahrh. eine der hervorragendsten Städte des Hansabundes. Nach dem schrecklichen Vernichtungskrieg, der den Untergang der livländischen Selbständigkeit nach sich zog, kam es 1561 an Schweden und 1710 durch Kapitulation an Rußland. Vgl. "Führer durch R. und seine Umgebungen" (Reval 1878); Bunge, Die Revaler Ratslinie und Geschichte der Ratsverfassung (das. 1874); Amelung, Revaler Altertümer (das. 1884); Hansen, Die Kirchen und ehemaligen Klöster Revals (3. Aufl., das. 1885); W. Stieda, Revaler Zollbücher und Quittungen (in den "Hansischen Geschichtsquellen", Bd. 5, Halle 1887).

^[Abb.: Wappen von Reval.]

Revalénta, s. Geheimmittel.

Revalidieren (lat.), wieder gültig machen.

Revalieren (sich, neulat., fälschlich rivalieren), kaufmänn. s. v. w. für eine Auslage, insbesondere für geleistete Zahlung einer Wechselsumme, nebst Kosten und Zinsen an Aussteller oder Indossant (meist durch Begebung einer Tratte auf denselben) sich erholen, d. h. bezahlt machen. Revalierungsklausel (Deckungsklausel), die auf Wechseln oft vorkommende, rechtlich bedeutungslose Bezugnahme auf das zwischen Aussteller und Bezogenem bestehende Deckungsverhältnis (z. B. "stellen in Rechnung laut Bericht").

Revanche (franz., spr. -wängsch), Vergeltung in gutem und bösem Sinn, Rache; revanchieren, Vergeltung üben, sich rächen, R. nehmen.

Reveille (franz. réveil, spr. -wäj, "Erwachen, Weckruf"), militär. das bei Tagesanbruch mit Trommel, Horn oder Trompete gegebene Signal zum Aufstehen.

Revel (spr. röwell), Stadt im franz. Departement Obergaronne, Arrondissement Villefranche, an der Südbahn, mit Likör-, Öl- und Thonwarenfabrikation und (1886) 3757 Einw.; war ehedem befestigt und im 16. Jahrh. ein Kriegsplatz der Protestanten. In der Nähe ist das große Bassin St.-Ferréol; aus welchem der Canal du Midi gespeist wird.

Revelation (lat.), Enthüllung, Offenbarung.

Revenant (franz., spr. röw'näng), Gespenst.

Reventlow, altes, in Dänemark, Schleswig und Holstein verzweigtes gräfliches Geschlecht, das aus Dithmarschen stammt und schon gegen Ende des 12. Jahrh. vorkommt. Die Familie zerfällt in eine ältere und eine jüngere Linie; erstere stiftete Henning von R., geb. 1640, gest. 1705, letztere Konrad von R., geb. 21. April 1,644, gest. 21. Juli 1708 als dänischer Premierminister und Großkanzler. Letzterer gehörten an: Christian Detlev, Graf von R., Sohn des vorigen, geb. 1671, befehligte in dem brabantischen Krieg ein selbst errichtetes Infanterieregiment, kommandierte 1702 als General die dänischen Truppen in Italien und operierte dann als k. k. Feldmarschallleutnant mit einem eignen Korps am Inn. 1705 führte er die Kaiserlichen in Italien, wurde bei Cassano schwer verwundet und bei Calcinara von Vendôme geschlagen. Als Generalfeldzeugmeister nahm er 1709 seinen Abschied, ward später königlich dänischer Premierminister, nach dem Tod Friedrichs IV. aber aller seiner Ämter enthoben; starb 1. Okt. 1738. Seine Halbschwester, Gräfin Anna Sophie von R., geb. 1693, lebte unter dem Titel einer Herzogin von Schleswig seit 1712 in morganatischer Ehe mit dem König Friedrich IV. von Dänemark, wurde nach dem Tode der Königin Luise förmlich mit ihm vermählt und als Königin (1721) gekrönt; sie starb 1743. Christian Detlev Friedrich, Graf von R., geb. 11. März 1748, war 1790-1813 Präsident der dänischen Rentkammer und seit 1797 zugleich Geheimer Staatsminister, in welcher Stellung er sich namentlich durch seine Bemühungen um die Aufklärung des Volkes und die Verbesserung des Zustandes der Bauern verdient machte; starb 11. Okt. 1827. Gegenwärtiges Haupt der jüngern Linie ist Ferdinand Karl Otto, Graf von R., Freiherr zu Brahe-Trolleburg, geb. 20. April 1803, dänischer Hofjägermeister. Der ältern Linie gehörten an: Graf Gajus Friedrich von R., geb. 17. Nov. 1753, starb 6. Aug. 1834 als dänischer Staatsminister. Friedrich, Graf von R., geb. 16. Juli 1797, 1834 Rat am schleswig-holsteinischen Oberappellationsgericht und Propst des Klosters Preetz, protestierte, als Christian VIII. 8. Juli 1846 in dem berüchtigten "offenen Brief" die Trennung Schleswigs von Holstein und die Einverleibung des erstern in Dänemark offen ausgesprochen hatte, als Führer der schleswig-holsteinischen Ritterschaft gegen diese Gewaltmaßregel, ward bei der Erhebung von