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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rhein-Rhônekanal; Rheinsberg; Rheinstein; Rheinwald; Rheinwaldhorn; Rheinweine

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Rhein-Rhônekanal - Rheinweine.

sten Handelsstädte am Rhein müssen genannt werden: Koblenz, Köln, Mülheim, Düsseldorf, Duisburg, Ruhrort und Wesel (sämtlich mit Flusshäfen und Schiffswerften). Die Eisenbahnen der Provinz (im Betriebsjahr 1886/87: 3028 km) gehören mit ganz geringen Ausnahmen dem Staat. Die wichtigsten Linien sind: Berlin-Hannover-Köln, Oberhausen-Emmerich, Venloo-Hamburg, Köln-Nimwegen, Köln-Herbesthal, Köln-Trier, Köln-Bingerbrück, Koblenz-Diedenhofen, Trier-Saarbrücken, Speldorf-Niederlahnstein, Deutz-Gießen, Bingerbrück-Neunkirchen, Aachen-Düsseldorf-Holzminden etc. Durch den Eisenbahnbau sind auch mehrere stehende Rheinbrücken (zu Koblenz, Köln, Düsseldorf, Hochfeld und Wesel) entstanden.

An Unterrichtsanstalten hat die R.: eine Universität (Bonn), 31 Gymnasien, 13 Progymnasien, 13 Realgymnasien, 3 Oberrealschulen, 5 Realschulen, 13 Realprogymnasien, 5 Gewerbe- und höhere Bürgerschulen, eine polytechnische Hochschule (Aachen), 2 Landwirtschaftsschulen, eine Kadettenanstalt (Bensberg), eine Kriegsschule (Engers), 15 Schullehrerseminar (5 evangelische, 10 katholische), 8 Taubstummenanstalten, ein Blindeninstitut etc. Für die innere Verwaltung wird die Provinz in fünf Regierungsbezirke mit 74 Kreisen geteilt: Koblenz mit 14, Düsseldorf mit 24, Köln mit 12, Aachen mit 11 und Trier mit 13 Kreisen. Provinzial- und Kreisordnung wurden 1. April 1888 eingeführt. Was das Justizwesen betrifft, so besteht, nach Abzug beinahe des ganzen rechtsrheinischen Teils des Regierungsbezirks Koblenz (Landgericht Neuwied zum Oberlandesgericht in Frankfurt a. M.) und der zum Oberlandesgericht in Hamm gehörigen Landgerichtsbezirke Duisburg und Essen, für die Provinz ein Oberlandesgericht zu Köln mit den neun Landgerichten zu Aachen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld, Kleve, Koblenz, Köln, Saarbrücken und Trier. Militärisch bildet der größte Teil der R. den Bezirk des 8. Armeekorps; der größte Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf gehört zu dem des 7., der Kreis Wetzlar zu dem des 11. Armeekorps Festungen sind: Köln mit Deutz, Koblenz mit Ehrenbreitstein, Wesel und Saarlouis. Die wichtigste Stadt der Provinz ist Köln, die politische und militärische Hauptstadt dagegen Koblenz. Die Provinzialfarben sind Grün und Weiß. Vgl. Restorff, Topographisch-statistische Beschreibung der preußischen R. (Berl. 1830); "Gemeinde-Lexikon der R." (hrsg. vom königlichen Statistischen Büreau, das. 1888); Grotefend, Organisation der staatlichen und kommunalen Verwaltung in der R. (Düsseld. 1887); Neukamp, Staats- und Selbstverwaltung der R. (Essen 1888); Brandts, Die neuen preußischen Verwaltungsgesetze für die R. (Aachen 1887); "Rheinisches Provinzial-Handbuch" (Trier, seit 1884); Hocker, Die Großindustrie Rheinlands und Westfalens (Leipz. 1867); Dechen, Geognostische Karte der R. (2. Aufl., Berl. 1870, und Text).

Rhein-Rhônekanal, s. Elsaß-Lothringen, S. 576.

Rheinsberg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Ruppin, am Rheinsberger See und am Rhin, hat eine Kirche aus dem 14. Jahrh., ein königliches Schloß (1737-39 von Knobelsdorff umgebaut), schöne Parkanlagen mit Denkmälern der Prinzen Heinrich und August Wilhelm von Preußen sowie einiger Generale, ein Amtsgericht, Steingutfabrikation, eine Dampfschneidemühle, Landwirtschaft und (1885) 2231 evang. Einwohner. - Anfangs bloß ein Schloß, seit 1368 als Stadt genannt, kam R. 1524 an die Familie v. Bredow, später an die Herren v. Lochow und die v. Beville. Nachdem es der König Friedrich Wilhelm I. 1734 gekauft und zur Stadt erhoben hatte, übergab er es seinem Sohn, dem nachmaligen Friedrich II., als Residenz. Dieser hielt sich hier als Kronprinz einige Jahre auf und verschönerte Schloß und Garten; 1744 kam es an den Prinzen Heinrich, der daselbst seit 1763 Hof hielt und bestattet wurde, 1802 an den Prinzen Ferdinand, 1813 an den Prinzen August von Preußen, nach dessen Tod (1843) es an die Krone zurückfiel. 4 km entfernt liegt die Zechliner Glashütte. Vgl. Hoppe, Chronik von R. (Neuruppin 1847); R. Schulz, R. (das. 1879); Hamilton, R., Friedrich d. Gr. und Prinz Heinrich von Preußen (deutsch, Berl. 1882, 2 Bde.).

Rheinstein, Schloß im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, unweit Bingen, links am Rhein, unterhalb des Binger Lochs, bis 1825 unter dem Namen Voigtsberg alte Ruine, einst Residenz König Rudolfs von Habsburg, ward im genannten Jahr von der Familie v. Eyß, der R. als Mannslehen zustand, dem Prinzen Friedrich von Preußen überlassen, der es bis 1829 wiederherstellen und mit einer Sammlung von mittelalterlichen Merkwürdigkeiten versehen ließ. Seit 1863 gehört es den Prinzen Alexander und Georg von Preußen.

Rheinwald, s. Hinterrhein.

Rheinwaldhorn, s. Adula.

Rheinweine, im weitern Sinn alle Weine von beiden Ufern des Rheins von Basel bis zum Siebengebirge, die der Seitenlande und der einmündenden Flußthälern also die Weine Badens, des Elsaß, des Rheingaues, der Mosel, Nahe und Saar, der Ahr und des Unterrheins, Rheinhessens mit der Bergstraße und der Pfalz; im engern Sinne nur die Weine des Rheingaues, deren Produktion im Zeitraum von 40 Jahren zwischen 88 und 5086 Stück (à 1200 Lit.) schwankte. In diesem Zeitraum lieferten 25 Jahre weniger als eine halbe und nur eins eine volle Ernte. Diese Weine sind mit wenigen Ausnahmen weiß, gold-hell, von trocknem, pikantem Geschmack und einem köstlichen Boukett, welches kein andrer Wein in solcher Fülle und Kraft besitzt. Die R. machen leicht das Gefühl von Säure auf der Zunge; aber selbst bei den leichtesten vereinigt sich diese Säure mit so viel Aroma, Lieblichkeit und Feinheit, daß sie ein vortreffliches Tafelgetränk bilden. Im allgemeinen sind die edlen R. schwer, mäßig getrunken übertrifft ihre diätetische Wirkung, namentlich bei alten Leuten, diejenige aller bekannten Weine. Die R. lassen sich bei richtiger Behandlung jahrhundertelang aufbewahren. Die besten Rheingauer Weine, die sogen. Hochgewächse, gelten als die edelsten Weine Deutschlands und sind mehrfach als die ersten der Welt gerühmt worden. Auch die mittlern Weine des Rheingaues finden nach weithin Abnahme, während die kleinern an Ort und Stelle oder in der Umgegend konsumiert werden. Als R. ersten Ranges betrachtet man die von Johannisberg, Steinberg, Markobrunn, Rauenthal, Rüdesheim, Geisenheim, Hochheim, Gräfenberg, Aßmannshausen (rot); zweiten Ranges sind die von Hattenheim, Dorf-Johannisberg, Winkel, Östrich, Hallgarten, Vollrathsberg; dritten Ranges die von Erbach, Eltville, Eibingen, Kiedrich, Mittelheim, Schierstein, Walluf, Lorch (auch rot). Hauptplätze für den Handel sind: Rüdesheim, Eltville, Bingen, Mainz, Frankfurt, Köln. Der Schloß-Johannisberger wird auf 16 Hektar gebaut, von denen gewöhnlich 10,5-11 im tragfähigen Zustand sind, und man produziert im Durchschnitt etwa jährlich 30 Stück Wein; die Kabinettsweine werden nur in Fla-^[folgende Seite]