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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rigaud; Rigaudon; Rigault; Rigel; Riggen; Righīni; Right of petition; Rigi

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Rigaud - Rigi.

in Jassy 1814; die sogen. griechische Marseillaise (Δεῦτε παῖδες τῶν Ἑλλήνων etc.) ist wahrscheinlich auch von ihm. Seine Biographie schrieb Christoph Perrhävos (Athen 1860).

Rigaud (spr. -goh), Hyacinthe, franz. Maler, geb. 20. Juli 1659 zu Perpignan, kam 1681 nach Paris, wo er die Akademie besuchte und sich daneben vornehmlich nach den Werken van Dycks zum Porträtmaler ausbildete. Seit 1700 Mitglied der Akademie, wurde er 1710 Professor und 1733 Rektor an derselben und starb 27. Dez. 1743 in Paris. Seine Porträte sind von außerordentlicher Ähnlichkeit und höchst geistreich charakterisiert. Sie geben mit großer Treue die gespreizte Repräsentationsliebe und das pomphafte Bunt der Kostüme jener Zeit wieder. Sein Kolorit ist warm und lebendig und doch kräftig behandelt. Als seine ausgezeichneten Werke gelten die großen Bildnisse Ludwigs XIV. und Bossuets im Louvre. Auch in deutschen Galerien ist R. stark vertreten. Viele seiner Porträte sind gestochen worden. Er malte auch Historienbilder.

Rigaudon (franz., spr. -godóng), ältere provençalische Tanzform in einfach oder doppelt auftaktigem Allabrevetakt und munterer Bewegung, meist aus drei achttaktigen Reprisen bestehend, von denen die dritte im Charakter abstechen und zwar (nach Mattheson) in tieferer Tonlage gehalten sein soll, so daß die Hauptthemata sich davon desto frischer abheben.

Rigault (spr. -goh), Adolphe George Raoul, franz. Kommunist, geb. 1846 zu Paris, Sohn eines ehemaligen Souspräfekten der Republik, stürzte sich, als er die Universität in Paris bezog, sofort in den Taumel des liederlichsten Lebens, redigierte ein Studentenjournal, in dem er den frechsten Materialismus predigte, und zog sich durch seine unaufhörlichen Exzesse viele Bestrafungen zu. Nach der Septemberrevolution 1870 trat er in die Dienste der Polizeipräfektur und machte sich 18. März 1871 aus eigner Macht zum Polizeipräfekten, bis ihm 26. März der Posten eines Prokurators der Kommune übergeben ward. Er mißbrauchte diese Gewalt, um die angesehensten Personen zu verhaften und jede Opposition in den Zeitungen zu unterdrücken. Als die Kommune Ende Mai unterlag, ordnete er die Erschießung der Geiseln und die Anzündung der Tuilerien und des Palais-Royal an. Während der Kämpfe im Innern der Stadt wurde R. 24. Mai in der Straße Gay-Lussac gefangen genommen und auf dem Boulevard St.-Michel erschossen.

Rigel (arab., "Fuß"), Stern 1. Größe im Orion.

Riggen, Art des Ackerns, s. Balken, S. 290.

Riggen, die Bemastung und Betakelung der Schiffe; Rigger, s. v. w. Takler, Leute, welche das R. besorgen.

Righīni, Vincenzo, Komponist, geb. 22. Jan. 1756 zu Bologna, erhielt seine Ausbildung am Konservatorium seiner Vaterstadt, ward in seinem 20. Jahr als Tenorist bei der Opera buffa zu Prag angestellt, wirkte von 1779 bis 1788 als Kapellmeister in Wien, trat dann in gleicher Eigenschaft in den Dienst des Kurfürsten von Mainz und wurde 1793 als Kapellmeister nach Berlin berufen. Er starb auf einer Erholungsreise 19. Aug. 1812 in Bologna. Unter seinen Kompositionen, in welchen neben dem italienischen Element das deutsche bereits entschieden zur Geltung gelangt, sind hervorzuheben: eine Messe zur Krönung Kaiser Leopolds II. (1790) und ein "Te Deum laudamus" zur Geburtstagsfeier der Königin Luise von Preußen (1810); ferner die Opern: "Alcide", "Arianna", "Armida", "Atalanta", "Enea nel Lazio", "Tigrana", "La selva incantata" und "Gerusalemme liberata". Außerdem hinterließ er noch zahlreiche kleinere Gesangskompositionen, welche jedoch so gut wie seine Opern nach dem Tode des Künstlers bald in Vergessenheit gerieten.

Right of petition (engl., spr. reit of pitísch'n), s. v. w. Petitionsrecht, s. Petition.

Rigi, der (in der Umgegend die R. genannt), Gebirgsstock in den schweizer. Kantonen Schwyz und Luzern, wegen seiner Aussicht berühmt. Er erhebt sich, hier schroff und steil, dort in großen Terrassen, von allen Seiten frei stehend, südlich und westlich bespült vom Vierwaldstätter See, nördlich und östlich vom Zuger und Lowerzer See. Gegen SO., mit dem Urmiberg, fällt der R. zum Unterlauf der Muota ab. Über den fruchtbaren, wiesengrünen und obstreichen Thalgütern erheben sich Waldungen und darüber Alptriften, auf denen im Sommer über 3000 Stück Vieh weiden, mit ungefähr 150 Sennhütten; die ganze Kuppe ist baumlos. Der Gebirgsstock besteht aus Nagelfluh, die nördliche und westliche Abdachung aus Molasse. Der höchste Gipfel ist der Rigikulm (1800 m); auf ihm stehen zwei Einem Besitzer gehörige Gasthöfe. Südwestlich davon liegt der Rothstock (1663 m), in der Einsenkung zwischen beiden der Staffel (1594 m) mit Gasthof; tiefer an seinem Abhang folgt Kaltbad (1441 m) mit großartigem Kurhaus, inmitten romanischer Anlagen, die zum Vorsprung des Känzeli führen; in dem nach Goldau-Arth sich öffnenden Gebirgsthälchen liegt das Klösterli (1300 m), ein von Kapuzinern bewohntes Hospiz mit der Kirche Maria zum Schnee, von Wallfahrern besonders Anfang August und im September stark besucht; auch wird daselbst jährlich ein Volksfest, die Sennenkilbe, gefeiert. Auch das Rigi-Klösterli hat zwei Gasthäuser. Der östliche Teil des Gebirgsstocks enthält den Dossen (1681 m), einen Gebirgskamm, welcher sich südwestlich als Viznauer Stock (1448 m) fortsetzt, und die Rigi-Scheideck (1648 m), welche als Rothenfluh nach N. steil abfällt, nach O. sich gegen den Lowerzer See abflacht und südlich nach dem Vierwaldstätter See in die Hochfluh, einen Kamm von 1693 m Höhe, ausläuft. Auf Rigi-Scheideck befindet sich ebenfalls ein Kur- und Gasthaus. Der R. wurde früher von verschiedenen Seiten aus bestiegen; ein Fußgänger brauchte 3-4 Stunden. Man rechnete die Gesamtzahl der jährlichen Rigigäste auf 40,000, während sie sich gegenwärtig auf ca. 100,000 beläuft. Seit 1871 ist die Bergbahn (Zahnradbahn) Viznau-Kaltbad-Staffel-Kulm in Betrieb; dazu kamen 1875 eine ähnliche Bahn, Arth-Goldau-Klösterli-Staffel-Kulm, 11,17 km lang (die von beiden gemeinsam benutzte Strecke Staffelhöhe-Kulm gehört der letztgenannte Bahn), und 1874 eine Zweiglinie, Kaltbad-First-Scheideck, 7 km lang, auf welcher bei einer Maximalsteigung von 5 Proz. nur gewöhnliche Lokomotiven verwandt werden. Die erstere (und ebenso die zweite), fast übereinstimmend mit der Mount Washington-Bahn, ist eine Erfindung der Ingenieure Näff, Zschokke und Riggenbach. Die Linie Viznau-Kulm ist 7,02 km lang; die Niveaudifferenz beider Endpunkte beträgt 1308 m, die Steigung auf einem Drittel der Länge 25 Proz.; alle Kurven haben 180 m Radius. Oberhalb der Rothenfluh geht die Bahn durch einen 75 m langen Tunnel und unmittelbar an dessen oberm Ausgang über das ebenso lange und 23 m tiefe Schnurtobel. Was den R. zu dem vielbesuchten Punkt gemacht hat, das ist die herrliche Rundschau, welche, gegen 400 km im Umkreis, im W. bis zum Jura, im NO. bis zum Schwarzwald, im SW., S. und SO. bis zu den Berner, Unterwaldener und