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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rodeland; Rödelheim; Rödelsee; Rodenberg; Rodentĭa; Röder

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Rodeland - Röder.

Illustrationen zu seines Freundes Geßner "Idyllen" und zu Gellerts "Fabeln". - Sein Bruder Johann Heinrich R., geb. 1727, gest. 1759, radierte mehrere Blätter, unter andern zu Rabeners "Satiren".

2) Pierre, Violinspieler und Komponist, geb. 16. Febr. 1774 zu Bordeaux, erhielt seine Ausbildung in Paris durch Viotti und trat 1790 in das Orchester der Komischen Oper ein, wurde 1796 Lehrer am Konservatorium und 1800 Soloviolinist der Kapelle des Ersten Konsuls. Drei Jahre später folgte er einem vorteilhaften Ruf nach Petersburg, kehrte aber 1808 in sein Vaterland zurück und blieb hier, wiederholte Kunstreisen durch ganz Europa abgerechnet, bis zu seinem 25. Nov. 1830 in Bordeaux erfolgten Tod. R. gilt mit Recht neben Rud. Kreutzer und Baillot als das Haupt der durch Viotti begründeten, seit Anfang des Jahrhunderts hochberühmten französischen Violinistenschule. Seine Kompositionen behaupten noch bis zur Gegenwart ihren Platz unter den gediegensten der gesamten Violinlitteratur, und namentlich gehören seine Konzerte, seine sogar für Gesang übertragenen G dur-Variationen und seine "24 Kapricen in Etüdenform" sowie auch die in Gemeinschaft mit den oben Genannten von ihm verfaßte Violinschule zu den unentbehrlichen Hilfsmittel jeglichen Violinstudiums. Vgl. Pougin, Notice sur R. (Par. 1874).

Rodeland, s. v. w. Neubruch.

Rödelheim, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Frankfurt a. M., an der Nidda, Knotenpunkt der Linie Frankfurt a. M.-Homburg der Preußischen Staatsbahn und der Kronberger Eisenbahn, Hauptort einer Standesherrschaft der Grafen von Solms-R., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß mit Park, viele Landhäuser der Frankfurter, eine höhere Bürgerschule, Maschinen-, Schrauben-, Chemikalien-, Zementplatten- und Sodawasserfabrikation, eine Dampf-Tintenfabrik, Ziegelbrennerei und (1885) 4264 Einw. Vgl. Euler, Dorf und Schloß R. (Frankf. 1859).

Rödelsee, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Kitzingen, hat eine evang. Kirche, vorzüglichen Wein- und Obstbau, Weinhandel und (1885) 784 Einw. Dabei Schloß Schwanberg auf einer Höhe des Steigerwaldes, mit prächtiger Aussicht.

Rodenberg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rinteln, an der Kaspaue, 3 km südwestlich vom Bahnhof Nenndorf, an der Linie Weetzen-Hasten ^[richtig: Weetzen-Haste] der Preußischen Staatsbahn, hat ein altes Schloß, ein Amtsgericht, eine Saline nebst Solbad und (1885) 1677 Einw.

Rodenberg, Julius, Dichter und Schriftsteller, geb. 26. Juni 1831 zu Rodenberg, studierte auf den Universitäten Heidelberg, Göttingen, Berlin und Marburg Rechtswissenschaft, widmete sich aber früh der Litteratur, in welche er mit lyrischen und lyrisch-epischen Dichtungen: "Sonette für Schleswig-Holstein" (Hamb. 1851), "Dornröschen" (Brem. 1852), "König Haralds Totenfeier" (Marb. 1853, 3. Aufl. 1856), eintrat. Zum Doctor juris promoviert, begab er sich auf Reisen, ließ aber noch, bevor er aus der Heimat schied, ein Bändchen "Lieder" (Hannov. 1853, 3. Aufl. 1860) erscheinen, die beifällig aufgenommen wurden, und welche, mit spätern Dichtungen vermehrt, den Kern seiner "Lieder und Gedichte" (Berl. 1863, 5. Aufl. 1880) bildeten. Doch trat die Lyrik bald in den Hintergrund vor einer vorzugsweise auf Wandereindrücke gestützten Feuilletonberichterstattung, welche um ihrer frischen Lebendigkeit und eines gewissen poetischen Hauches willen großen Anklang beim Publikum fand. Diese Feuilletons bildeten die Grundlage seiner zahlreichen Wander- und Skizzenbücher, wie: "Pariser Bilderbuch" (Braunschw. 1856); "Ein Herbst in Wales" (Hannov. 1857); "Kleine Wanderchronik" (das. 1858); "Alltagsleben in London" (Berl. 1859); "Die Insel der Heiligen" (das. 1860, 2. Aufl. 1863); "Verschollene Inseln" (das. 1861; daraus einzeln: "Stillleben auf Sylt", 3. Aufl. 1876); "Die Harfe von Erin" (Leipz. 1862, 2. Aufl. 1863); "Tag und Nacht in London" (Berl. 1862, 4. Aufl. 1864), welch letzterm Werk der Roman "Die Straßensängerin von London" (das. 1862, 3 Bde.) folgte. Nach Deutschland zurückgekehrt, begründete R. ein "Deutsches Magazin", welches jedoch nach dreijährigem Bestehen wieder einging; dafür erlangte er mit seinem zweiten Roman: "Die neue Sündflut" (Berl. 1865, 4 Bde.), beim Publikum einen um so größern Erfolg. 1863 ließ er sich dauernd in Berlin nieder, wo er sich zuerst an der Redaktion des "Bazar" beteiligte, dann (1867) eine größere Monatsschrift: "Salon für Litteratur, Kunst und Gesellschaft", ins Leben rief und bis 1874 (zuerst gemeinsam mit Dohm) leitete, worauf er die Monatsschrift "Deutsche Rundschau" gründete, die sich unter seiner Leitung bald zu einer Zeitschrift von hervorragender Bedeutung gestaltete. Als Feuilletonist veröffentlichte er noch: "Diesseits und jenseits der Alpen" (Berl. 1865); "Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht" (2. Aufl., Leipz. 1867); "Aus aller Herren Ländern" (Berl. 1868); "Studienreisen in England" (das. 1873); "In deutschen Landen", Skizzen und Ferienreisen (Leipz. 1873); "Wiener Sommertage" (das. 1875); "Ferien in England" (Berl. 1876); "Belgien und die Belgier", (Studien (das. 1881); "Heimaterinnerungen an Fr. Dingelstedt und Fr. Ötker" (das. 1882); "Bilder aus dem Berliner Leben" (1885-88, 3 Bde.). Als Poet ließ er noch eine Übertragung von Bérangers "Letzten Liedern" (Hannov. 1858), das Idyll "Die Myrte von Killarney" (Berl. 1867), den historischen Roman "Von Gottes Gnaden" (das. 1870), "Kriegs- und Friedenslieder" (das. 1870), "Lorbeer u. Palme", zwei Festspiele zur Heimkehr der Truppen aus Frankreich (das. 1872), den Familienroman "Die Grandidiers" (Stuttg. 1878, 3 Bde.) und das Festspiel "Friedrich Schiller" (Berl. 1884) erscheinen.

Rodentĭa, s. Nagetiere.

Röder, Fluß, entspringt unweit Pulsnitz in Sachsen, fließt nordwestlich, tritt in den preußischen Regierungsbezirk Merseburg über und teilt sich in mehrere Arme, von denen die Große R. unweit Elsterwerda in die Schwarze Elster mündet, während andre Arme teils die R., teils die Elster mit dem Land- oder Floßgraben verbinden. Dieser geht von der Elbe oberhalb Riesa aus und fällt bei Übigau mit einem Arm in die Elster, während sich der andre, längere unterhalb Jessen als Neuer Graben mit dieser vereinigt.

Röder, Karl David August, Rechtsphilosoph, geb. 23. Juni 1806 zu Darmstadt, studierte in Göttingen und Heidelberg die Rechte und trat 1827 als Accessist am Hofgericht zu Darmstadt in den Staatsdienst. Seit 1830 Privatdozent in Gießen, ging er, als seine Vorlesungen verboten wurden, nach Heidelberg, wo er 1842 außerordentlicher Professor ward. Ein Schüler des Philosophen Krause, wirkte er für Verbreitung von dessen Lehren und für Reform des Gefängniswesens auf dem Weg der Einzelhaft. 1848 wurde er in das Frankfurter Vorparlament gewählt. Nach den Ereignissen von 1870 beteiligte er sich an den Versuchen zur Gründung einer föderalistischen Partei. Er starb 20. Dez. 1879 in Heidelberg.