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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Röm; Röm.; Roma; Romagna; Romagnosi; Romaika; Romain; Romainville; Roma locūta est; Romān

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Röm. - Roman.

1820); Stahr, Ein Jahr in Italien (4. Aufl., Oldenb. 1874, 3 Bde.); Allmers, Römische Schlendertage (6. Aufl., das. 1887); Reber, Die Ruinen Roms (2. Aufl., Leipz. 1877); "Monografia della Città di Roma e della Campagna romana" (Rom 1881, 2 Bde.); Marchetti, Sulle acque di Roma antiche e moderne (das. 1887); Gsell Fels, R. und die Campagna (in "Meyers Reisebüchern", 3. Aufl., Leipz. 1887); Gregorovius, Geschichte der Stadt R. im Mittelalter (4. Aufl., Stuttg. 1886 ff., 8 Bde.); Reumont; Geschichte der Stadt R. (Berl. 1886-70, 3 Bde.).

Röm., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Friedrich Adolf Römer, geb. 1809 zu Hildesheim, gest. 1871 als Bergrat und Vorstand der Bergakademie in Klausthal (Paläontolog, Algen).

Röm (Romöe), Insel an der Westküste von Schleswig, zum Kreis Tondern gehörig, 13 km lang, 4 km breit, bis 17 m ü. M., besteht im W. aus Sandhügeln, im O. aus Geestland und einem schmalen Streifen Marschland, hat mehrere kleine Dörfer, eine Kirche und 1130 Einw.

Roma (Dea Roma), Personifikation der Stadt Rom, welche schon seit dem 2. Jahrh. v. Chr. im römischen Reich verehrt wurde. Gemeinsam mit Venus erhielt sie in Rom durch Hadrian einen prachtvollen Doppeltempel an der Via sacra unweit des Titusbogens, von welchem noch Reste erhalten sind. R. ward meist in der Weise der Minerva (nur minder jungfräulich), auch amazonenhaft dargestellt (auf der Vorderseite der Silbermünzen mit dem Flügelhelm, s. Abbildung), gewöhnlich sitzend auf einem Haufen von Spolien. Am schönsten aufgefaßt erscheint sie in dem berühmten Wandgemälde des Palazzo Barberini zu Rom; eine gute Statue enthält der Palast der Konservatoren. Vgl. Kenner in den "Sitzungsberichten der Wiener Akademie" 1857.

^[Abb.: Kopf der Roma.]

Romagna (spr. -mánja), Landschaft in Italien, bis 1860 den nördlichen Teil des Kirchenstaats bildend und hier die vier Delegationen Bologna, Ravenna, Ferrara u. Forli umfassend. Bei der Konstituierung des Königreichs Italien 1861 wurden die vier Delegationen als Provinzen dem neuen Königreich einverleibt.

Romagnosi (spr. -manjosi), Giovanni Domenico, ital. Philosoph und Rechtsgelehrter, geb. 13. Dez. 1761 zu Salso Maggiore bei Piacenza, ward 1803 Lehrer des Staatsrechts in Parma, 1806 Rat im Justizministerium und Professor des Zivilrechts in Padua, infolge politischer Verfolgungen 1824 Professor des Rechts an der Universität zu Korfu, wo er 8. Juni 1835 starb. Von seinen rechts- und staatswissenschaftlichen Schriften sind hervorzuheben: "Genesi del diritto penale" (Pavia 1791; 4. Aufl., Flor. 1832; deutsch von Luden, Jena 1833-34, 2 Bde.), "Sulla crescente popolazione" (Flor. 1830); von seinen philosophischen Schriften sind die Abhandlungen: "Che cosa è la mente sana?", "La suprema economia dell' umano sapere" und "Vedute fondamentali sull' arte logica" (seine Hauptwerke) zu nennen. R. ist als Philosoph aus der Schule der französischen Sensualisten hervorgegangen, huldigt in metaphysischer Hinsicht dem Naturalismus, in erkenntnistheoretischer aber dem subjektiven Idealismus, welcher über jene hinausgeht. Seine "Opere" erschienen Florenz 1832-35, 19 Bde.; Mailand 1836-45, 15 Bde. Vgl. Ferrari, La mente di D. R. (Mail. 1835). In seiner Vaterstadt wurde ihm ein Denkmal errichtet.

Romaika, neugriech. Nationaltanz, meist für Mannspersonen. Die Tänzer schließen einen Kreis und bewegen sich unter Sprüngen und nach dem Takte der Musik den Boden mit den Füßen schlagend, anfangs langsam, dann immer rascher.

Romain (franz., spr. -mäng), die französische Bezeichnung der lateinischen Druckschrift, s. Antiqua.

Romainville (spr. -mängwil), Dorf im franz. Departement Seine, nordöstlich von Paris vor der Porte de R. gelegen, mit einem zum Befestigungssystem von Paris gehörigen Fort, Villen und Gärten und (1881) 2025 Einw. Hier 30. März 1814 Kampf zwischen den Franzosen und Alliierten.

Roma locūta est (causa finita est)!, "Rom (d. h. der Papst) hat gesprochen (die Sache ist entschieden)!", ins Lateinische übersetztes Citat aus der gegen die Jesuiten gerichteten Satire "Phiolotanus" (1720) des Abbé Grécourt (Vers 784: "Rome a parlé, l'affaire est terminée").

Romān, ursprünglich bei den roman. Völkern des Mittelalters auf dem Boden des ehemaligen römischen Reichs jede größere erdichtete oder doch dichterisch ausgeschmückte Profanerzählung, so genannt, weil sie im Gegensatz zu der (im Lateinischen als der Schul- und Kirchensprache abgefaßten) geschichtlichen Chronik und Heldensage einerseits, der biblischen Geschichte und der kirchlichen Legende anderseits in der Volkssprache (lingua romana) abgefaßt ward. Dieser Name ging dann allmählich auf die gesamte heute so benannte und beliebte epische Dichtgattung über. Das Charakteristische der letztern liegt im ästhetischen Sinn darin, daß sie, im Gegensatz zum Epos (s. d.) und zum Märchen (s. d.), nur ein natürliches Geschehen, dieses aber, im Gegensatz zur Erzählung (s. d.), unter dem Schein des Wunderbaren darstellt. Von der Novelle (s. d.), welche dasselbe thut, unterscheidet sich der R. dadurch, daß jene nur eine einzige (ebendarum um ihrer "Neuheit" willen ausgesuchte) Begebenheit, dieser dagegen eine ganze Reihe in der Zeit aufeinander folgender Begebenheiten umfaßt, welche untereinander wohl (episch) durch die Einheit der Person, aber nicht eben (dramatisch) durch die Einheit der Handlung zusammenhängen müssen. Der Träger derselben (der "Held" des Romans) hat mit den Helden des Epos, des Märchens und der Erzählung die Abhängigkeit seiner Schicksale von Mächten, die nicht seinem Willen unterworfen sind, gemein, unterscheidet sich aber dadurch von denselben, daß die beherrschenden Mächte im Epos nicht nur übernatürlich scheinende, sondern wirklich übernatürliche, im Märchen widernatürliche, aber natürlich scheinende, in der Erzählung nicht nur natürliche, sondern auch als solche erkennbare, im R. dagegen zwar durchaus natürliche, aber mit dem Schleier des Geheimnisses und daher übernatürlich scheinende sind. Der R. ist daher, was die Annahme göttlicher Führung betrifft, der Antipode des Epos, was dagegen den Schein einer solchen und den mystischen Reiz des geheimnisvoll Wunderbaren betrifft, dessen nächster Verwandter: das wahre "Epos des Unglaubens". Während das Epos daher solchen Bildungsstufen und Zeitaltern angehört, in welchen der Glaube an die Existenz einer überweltlichen Macht und an die Möglichkeit des Eingreifens einer Götterwelt oder der Gottheit in menschliche Schicksale lebendig und die Einmischung derselben natürlich ist, sagt der R. als epische Kunstgattung solchen Kulturstufen und Zeiten zu, bei welchen durch (wahre oder vermeintliche) Bildung und Aufklärung der Glaube an Übernatürliches (gänzlich oder doch in Bezug auf gewisse Kreise