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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Römisch-katholische Kirche

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Römisches Reich - Römisch-katholische Kirche.

Kaiser ein. Indessen die Herrschaft dieses Kaisers, in dem sich durch einen seltsamen Zufall die Namen der Gründer der Stadt und des Kaisertums vereinigten, und mit ihm das Kaisertum selbst sollten sehr bald ihr Ende erreichen. Schon 476 fiel Odoaker an der Spitze der Heruler und der mit ihnen verbündeten Völker in Italien ein, belagerte Orestes in Pavia, eroberte die Stadt, tötete Orestes, zwang Romulus Augustulus, sich in den Privatstand zurückzuziehen, und übernahm selbst als König von Italien die Herrschaft. Die Völker aber, die mit ihm gekommen waren, wurden in Italien angesiedelt, indem ihnen der dritte Teil des gesamten Grundbesitzes zugeteilt ward. Dies war das Ende des weströmischen Kaiserreichs, das dem Namen nach 800 von Karl d. Gr. und 962 von Otto I. erneuert wurde und nominell im "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation" (s. d.) bis 1806 fortlebte. Über die weitere Geschichte von Italien und Rom s. die Artikel Italien, S. 67, und Rom, S. 912.

Litteratur über den altrömischen Staat.

I. Römische Altertümer. Grävius, Thesaurus antiquitatum romanorum (Utr. 1694-99, 12 Bde.); Sallengre, Novus thesaurus antiquitatum romanorum (Haag 1716-19, 3 Bde.); über die römische Staatsverfassung: Huschke, Verfassung des Servius Tullius (Heidelb. 1838); Göttling, Geschichte der römischen Staatsverfassung (Halle 1840); Lange, Römische Staatsaltertümer (3. Aufl., Leipz. 1876-1879, 3 Bde.); Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht (3. Aufl., das. 1887, 3 Bde.); Marquardt, Römische Staatsverwaltung (2. Aufl., das. 1881-85, 3 Bde.); Madvig, Die Verfassung und Verwaltung des römischen Staats (das. 1881-82, 2 Bde.); Herzog, Geschichte und System der römischen Staatsverfassung (das. 1884 ff.); über das Recht: Walter, Geschichte des römischen Rechts bis auf Justinian (3. Aufl., Bonn 1860-61, 2 Tle.); weiteres s. Art. "Römisches Recht"; über die Religion: Hartung, Die Religion der Römer (Erlang. 1836, 2 Tle.); über die Privataltertümer: Marquardt, Privatleben der Römer (2. Aufl., Leipz. 1886, 2 Bde.); Meierotto, Über Sitten und Lebensart der Römer (Berl. 1814, 2 Bde.); Böttiger, Sabina (Leipz. 1806; neue Ausg., M.-Gladb. 1878); Becker, Gallus, oder römische Szenen aus dem Zeitalter des Augustus (neubearbeitet von Göll, Berl. 1880); Rich, Illustriertes Wörterbuch der römischen Altertümer (deutsch von K. Müller, Par. u. Leipz. 1862); Guhl und Koner, Das Leben der Griechen und Römer, nach antiken Bildwerken dargestellt (5. Aufl., Berl. 1881); Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von Augustus bis zum Untergang der Antonier (6. Aufl., Leipz. 1889, 3 Bde.); Bender, Rom u. römisches Leben im Altertum (Tübing. 1880); die betreffenden Teile in I. ^[Iwan] Müllers "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft", Bd. 3-5 (Nördling. 1886 ff.).

II. Geschichte. Montesquieu, Considérations sur les causes de la grandeur et de la décadence des Romains (Par. 1734, 1875; deutsch, Leipz. 1842); Ferguson, History of the progress and termination of the Roman Republic (deutsch, das. 1784-86, 3 Bde.); Niebuhr, Römische Geschichte (Berl. 1811-1832, 3 Bde.; neue Ausg. von Isler, das. 1873-74, 3 Bde.); Derselbe, Vorträge über die römische Geschichte (das. 1846-48, 3. Bde.); Kortüm, Römische Geschichte (Heidelb. 1843); Mommsen, Römische Geschichte (Bd. 1-3, 8. Aufl., Berl. 1888; Bd. 5, 1885); Schwegler, Römische Geschichte (2. Aufl., Tübing. 1867-71, 3 Bde.; fortgesetzt von Clason, Bd. 4 u. 5, Halle 1873-76); Peter, Geschichte Roms (4. Aufl., das. 1881, 3 Bde.); Ihne, Römische Geschichte (Leipz. 1868-86, Bd. 1-6); Nitzsch, Geschichte der römischen Republik (das. 1884 ff.); Devaux, Études politiques sur les principaux événements de l'histoire romaine (Brüssel 1880, 2 Bde.); Neumann, Geschichte Roms während des Verfalls der Republik (Bresl. 1883-84, 2 Bde.); Drumann, Geschichte Roms in seinem Übergang von der republikanischen zur monarchischen Verfassung (Königsb. 1834-44, 6 Bde.); Hoeck, Römische Geschichte vom Verfall der Republik bis zur Vollendung der Monarchie unter Konstantin (Bd. 1, Abt. 1-3, Braunschw., dann Götting. 1841-50); Gibbon, History of the decline and fall of the Roman Empire (Lond. 1782-88, 6 Bde.; deutsch von Sporschil, 4. Aufl., Leipz. 1862, 12 Bde.); Merivale, History of the Romans under the empire (2. Aufl. 1865, 8 Bde.; deutsch, Leipz. 1866-74, 4 Bde.); Laurentie, Histoire de l'empire romain (Par. 1861-62, 4 Bde.); Hertzberg, Geschichte des römischen Kaiserreichs (Berl. 1881); Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit (Gotha 1883, 2 Bde.); Bernhardt, Geschichte Roms von Valerian bis zu Diokletians Tod (Bd. 1, Berl. 1867); H. Richter, Das weströmische Reich (das. 1865). Von kürzern Darstellungen sind zu nennen: Peter, Zeittafeln der römischen Geschichte (6. Aufl. 1882); Derselbe, Römische Geschichte in kürzerer Fassung (2. Aufl., das. 1878); Jäger, Geschichte der Römer (5. Aufl., Gütersl. 1884); Roth, Römische Geschichte (2. Aufl., Nördling. 1884-85, 2 Bde.).

Römisch-katholische Kirche, seit der großen Kirchenspaltung von 1054 (vgl. Griechische Kirche, S. 719) die ganze christlich-katholische Kirche des Abendlandes, nach der für den Kultus von allen zu ihr gehörigen Landeskirchen rezipierten lateinischen Sprache auch lateinische Kirche genannt, im Gegensatz zu der griechisch-katholischen oder morgenländischen Kirche; seit der Reformation des 16. Jahrh. aber diejenige kirchliche Gemeinschaft, welche die Autorität des römischen Bischofs oder Papstes anerkennt, im Gegensatz zur evangelisch-protestantischen Kirche und den Sekten. Die Hauptquelle des römisch-katholischen Lehrbegriffs in seinem Unterschied sowohl von dem der protestantischen als von dem der morgenländischen Kirche sind die "Canones et decreta concilii Tridentini", welche ihre Ergänzung in den Beschlüssen des Vatikanums gefunden haben (s. Konzil). Symbolische Schriften zweiter Ordnung sind die "Professio fidei Tridentinae", die auf Befehl des Papstes Pius IV. 1564 entworfen und als verpflichtende Glaubensformel für alle, die ein geistliches Amt oder eine akademische Funktion und Würde annehmen, in einer doppelten, vom 13. Nov. 1564 datierten Bulle aufgestellt ward, und der "Catechismus Romanus" (s. Katechismus). Andre Katechismen, namentlich die beiden des Jesuiten Canisius, haben zwar ein großes Ansehen, aber keine eigentliche Bestätigung von seiten des Papstes erlangt. Auch der "Confutatio Augustanae confessionis" (s. Augsburgische Konfession), von einem Kollegium rechtgläubiger katholischer Theologen auf Veranlassung Kaiser Karls V. ausgearbeitet, geht jedwede eigentlich kirchliche Beglaubigung ab. Gesamtausgaben der symbolischen Bücher der römisch-katholischen Kirche gibt es von Danz (Weim. 1835) und Streitwolf (Götting. 1835-38, 2 Bde.). Als Zeugnisse für die römisch-katholische Kirchenlehre können auch angesehen werden: die liturgischen Bücher, die von der römischen Kurie sanktioniert worden sind und in ganzen Ländern und Provinzen öffentliches