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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rosen; Rosenapfel; Rosenau

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Rosen - Rosenau.

Großgörschen und Bautzen machte er als Divisionsgeneral mit, focht sodann mit dem Ostermannschen Korps bei Kulm und als Generalleutnant bei Leipzig mit sowie 1814 bei Arcis sur Aube und Montmartre. 1831 führte er das 6. Infanteriekorps gegen die polnische Insurrektion und schlug die Polen in der blutigen Schlacht bei Grochow, wurde aber bei Dembe-Wielki und Iganie von Skrzynecki geschlagen. Nach Unterdrückung der polnischen Insurrektion erhielt er das Oberkommando über die sämtlichen Truppen im Kaukasus, schlug Kasi-Mulla im Oktober 1832 aufs Haupt und nahm seine Hauptfeste Gimry mit Sturm. Gegen Schamyl vermochte er jedoch nichts auszurichten. Zum Senator und Mitglied des Kriegsrats in Petersburg ernannt, starb er hier 24. Aug. 1841.

4) Andreas, Baron von, russ. Schriftsteller, geb. 1800 auf dem Gut Mehntack in Esthland, wurde im St. Petersburger Kadettenkorps erzogen und zum Offizier des Leibgarde-Semenowschen Regiments ernannt. Seine Beteiligung an dem Aufstand (14. Dez. 1825) mehrerer Offiziere der russischen Armee ("Dekabristen"), die den Versuch machten, den Thronwechsel zu einer eingreifenden Staatsveränderung zu benutzen, machte seiner militärischen Laufbahn ein frühzeitiges Ende. Er wurde nach Sibirien deportiert, wohin ihm auch seine Frau folgte, und später nach dem Kaukasus. Durch Fürsprache des damaligen Thronfolgers wurde ihm 1836 eine Milderung seines Loses und 1856, aus Anlaß der Krönung Kaiser Alexanders II., vollständige Begnadigung und Wiedereinsetzung in seine Adels- und Vermögensrechte zu teil. R. siedelte nach einem seiner Frau gehörigen Gut bei Charkow über, wo er anfangs Volksschullehrer, dann nach der Emanzipation der Bauern Friedensrichter wurde und 19. April 1884 starb. Allgemein bekannt wurde R. durch die in verschiedenen Sprachen anonym erschienene Schrift "Aus den Memoiren eines Dekabristen" (deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1874). Außerdem schrieb er: "Skizzen zu einer Familiengeschichte der Freiherren und Grafen von R." (Petersb. 1876).

5) Georg, Baron von, russ. Dichter, Freund Puschkins, geb. 1803, trat 1827 mit "Drei Gedichten" auf, welche Beifall fanden, und denen er 1828 "Das Geheimnis", 1830 das lyrisch-epische Gedicht "Die Geburt Iwans des Schrecklichen" folgen ließ. Mit Konschin gab er den poetischen Almanach "Zarskoje Selo" (1830) u. "Alciona" (1832-33) heraus. Seine Trauerspiele: "Iwan der Schreckliche" (1833), "Rußland und Báthori" (1834), "Basmanow" (1836) und "Die Tochter Iwans III." (1839) behandeln Stoffe aus der russischen Geschichte. Seine Oper "Das Leben für den Zar" (1837) wurde durch Glinkas Musik national. Seine Gedichte, die in verschiedenen russischen Taschenbüchern und Zeitschriften zerstreut sind, empfehlen sich durch korrekte Sprache und zierlichen Versbau, lassen aber Kraft und Originalität vermissen. R. starb 23. Febr. (a. St.) 1860 in Petersburg.

Rosen, 1) Friedrich August, Orientalist, geb. 2. Sept. 1805 zu Hannover, studierte in Leipzig die semitischen Sprachen, dann seit 1824 in Berlin unter Bopp Sanskrit und veröffentlichte "Radices linguae sanscritae" (Berl. 1827). Als Professor der orientalischen Litteratur an die Universität London berufen, gab er die arabische Algebra des Mohammed ben Musa (Lond. 1831) heraus, legte aber 1831 die Professur nieder, um das Sekretariat der Asiatischen Gesellschaft zu übernehmen. Er revidierte das sanskrit-bengalische Wörterbuch von Haughton (Lond. 1833) und fertigte für das Britische Museum den Katalog der syrischen Manuskripte (das. 1839). Sein wichtigstes Werk, die Bearbeitung des Rigweda, unterbrach sein Tod, der 2. Sept. 1837 erfolgte; erschienen ist davon "Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscrite et latine" (Lond. 1838).

2) Georg, ebenfalls Orientalist, Bruder des vorigen, geb. 21. Sept. 1821 zu Detmold, studierte seit 1839 in Berlin und Leipzig orientalische Sprachen und bereiste, von der preußischen Regierung, deren Aufmerksamkeit er durch das Werk "Rudimenta persica" (Leipz. 1843) auf sich gezogen hatte, unterstützt, 1843-44 mit Koch den Orient. Die Ergebnisse seiner dortigen Forschungen waren die Abhandlung "Über die Sprache der Lazen" (Lemgo 1844) und die "Ossetische Grammatik" (das. 1846). Seit 1844 verweilte er als Dragoman bei der preußischen Gesandtschaft zu Konstantinopel, ward 1853 zum preußischen Konsul in Jerusalem und 1867 zum Generalkonsul des Norddeutschen Bundes, später des Deutschen Reichs in Belgrad ernannt, in welcher Stellung er bis 1875 verblieb; seitdem lebt R. wieder in seiner Vaterstadt. Von seinen Schriften erwähnen wir die Übersetzung des "Tuti-nameh" ("Papageienbuch"), einer Sammlung orientalischer Erzählungen und Märchen (Leipz. 1858, 2 Bde.); "Das Haram zu Jerusalem und der Tempelplatz des Moria" (Gotha 1866); "Geschichte der Türkei vom Sieg der Reform 1826 bis zum Pariser Traktat 1856" (Leipz. 1866-67, 2 Bde.); "Die Balkan-Haiduken" (das. 1878) und "Bulgarische Volksdichtungen, ins Deutsche übertragen" (das. 1879). Eine reiche Anzahl kleiner wissenschaftlicher Beiträge und Artikel (z. B. Proben neuerer gelehrter Dichtungen der Araber, topographische Aufsätze über Jerusalem etc., Nachrichten über alte Handschriften des samaritanischen Pentateuch u. a.) enthält die "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", deren korrespondierendes Mitglied er ist.

3) Julius, ursprünglich Nikolaus Duffek, Lustspieldichter, geb. 8. Okt. 1833 zu Prag, studierte daselbst, wandte sich dann der Beamtenlaufbahn zu und versuchte sich nebenbei in dramatischen Arbeiten. In Ödenburg, wo er angestellt war, kam 1859 sein erstes Stück: "Konvenienz u. Liebe", zur Aufführung. Im folgenden Jahr ward er Polizeibeamter in Prag, nahm 1867 seine Entlassung und fand bald Anstellung am Carl-Theater in Wien, erst als Sekretär, dann (bis 1874) als Dramaturg und Regisseur. Seit 1880 wirkte er in gleicher Stellung am Theater an der Wien. Besonders bekannt wurden von Rosens Lustspielen und Possen, deren er etwa ein halbes Hundert auf die Bühne brachte, "Die Kompromittierten" (1863), "Männer von heute" (1864), "Hohe Politik" (1865), "Ein Held der Reklame" (1866), "Nullen" (1867), "Kanonenfutter" (1869), "Ein Schutzgeist", "O diese Männer", "Das Damokles-Schwert", "Die Talismane" u. a. R. schreibt für den Augenblick; mit einer Zeitlaune oder Mode oder Tageserscheinung vergehen seine Stücke, die auch kein weiteres kritisches Eingehen zulassen. Einige wirken auf das Zwerchfell, geben Schauspielern Gelegenheit für Chargen, und meist von diesen hängt der Erfolg ab. Auch schrieb er zahlreiche Feuilletons und Feuilletonromane. Seine "Gesammelten dramatischen Werke" erschienen Berlin 1870-88, 14 Bde.

Rosenapfel, s. Dillenia und Jambosa; s. auch Rosenschwamm.

Rosenau, 1) (Rozsnyó) Stadt im ungar. Komitat Gömör, am Sajó, Station der Ungarischen Staatsbahnlinie Bánréve-Dobschau und Sitz eines römisch-katholischen und eines evangelischen Bischofs, hat ein Seminar, ein katholisches und ein luther. Obergym-^[folgende Seite]