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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rospigliosi; Roß

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Rospigliosi - Roß.

Kresol mit Arsensäure und Schwefelsäure sowie beim Kochen der Diazoverbindung des Rosanilins mit Wasser und bildet rote, grün glänzende, unschmelzbare Kristalle, die sich nicht in Wasser, mit orangegelber Farbe in Alkohol und mit roter Farbe in Alkalien lösen. Die Diazoverbindung des Pararosanilins gibt eine andre Verbindung, die auch durch Erhitzen von Phenol mit Schwefelsäure und Oxalsäure erhalten wird und als Pararosolsäure C19H14O3 ^[C_{19}H_{14}O_{3}] (Aurin, Korallin, Päonin, Phenylrot, Jerichorot, Tropäolin) im Handel ist. Dies bildet dunkelrote, grün glänzende, unschmelzbare Kristalle, löst sich mit orangegelber Farbe in Alkohol, mit roter in Alkalien und wird aus letzterer Lösung durch Salzsäure wieder gefällt. Durch Erhitzen des Aurins mit Ammoniak unter Druck entsteht das rote Korallin und durch Erhitzen mit Anilin und Essigsäure das blaue Azulin (Azurin). Man benutzt die Rosolfarbstoffe wie andre Teerfarben und bei der Maßanalyse als Indikator, da eine fast farblose saure Lösung durch eine Spur von überschüssigem Alkali rot gefärbt wird.

Rospigliosi (spr. -piljohsi), Palazzo, ein an der Via del Quirinale in Rom gelegener, 1603 von Ponzio erbauter Palast mit Garten und Kasino, welches eine Gemäldegalerie und das berühmte Deckengemälde Aurora von G. Reni enthält.

Roß (kelt.), s. v. w. Vorgebirge, häufig in geographischen Namen, wie Roßlyn, Culroß u. a.

Roß, Grafschaft, s. Roß und Cromarty.

Roß, reizend gelegenes Städtchen in Herefordshire (England), am Wye, hat lebhaften Handel mit Korn, Apfelwein und Malz und (1881) 3724 Einw. In der Nähe Kohlen- und Eisengruben.

Roß, 1) Sir John, brit. Seefahrer, geb. 24. Juni 1777 in Schottland, trat 1786 in den Seedienst, zeichnete sich im Kriege gegen Frankreich aus und schwang sich bis zum Kommandeur auf. 1818 erhielt er den Oberbefehl über eine zur Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt ausgerüsteten Expedition, mit Parry in einem zweiten Schiff, kehrte aber schon in demselben Jahr, ohne Besonderes erreicht zu haben, nach England zurück. Durch Parrys Erfolge bewogen, rüstete er 1829 eine neue Expedition aus, wobei zum erstenmal ein Dampfer Verwendung fand, brachte an der Küste von Boothia Felix zwei Winter zu, mußte dann sein Schiff verlassen und noch einen dritten Winter im Prince Regent Inlet verbringen, ehe er 1833 auf einem im Lancastersund angetroffenen Schiff nach England zurückkehrte. Er berichtet über diese Reise in "Narrative of a second voyage in search of a North-West Passage" (Lond. 1834; deutsch, Berl. 1835-36, 3 Bde.). Am 23. Mai 1850 segelte er zur Aufsuchung Franklins ab, gelangte im September nach dem Wellingtonkanal, überwinterte in der Assistancebai, mußte aber im September 1851 unverrichteter Sache zurückkehren. Während seiner Abwesenheit war er zum Konteradmiral avanciert. Er starb 30. Aug. 1856. R. schrieb noch: "A treatise on navigation by steam" (2. Aufl., Lond. 1837) und "Rear-Admiral Sir John Franklin" (das. 1855).

2) Sir James Clarke, Seemann, Neffe des vorigen, geb. 15. April 1800 in London, trat sehr jung in die Marine, begleitete 1819-25 Parry auf drei Polarexpeditionen, war 1829-33 zweiter Befehlshaber unter seinem Oheim auf dessen Polarreise, wobei er den magnetischen Pol entdeckte, und, 1834 zum Fregattenkapitän ernannt, 1838 bei der von der Admiralität angeordneten Vermessung von Großbritannien und Irland beschäftigt. 1839 übernahm er den Oberbefehl der von der Regierung ausgerüsteten Expedition nach dem Südpol, welche vorzüglich Beobachtungen über den Erdmagnetismus anstellen sollte. Mit den Schiffen Erebus und Terror gelangte er in drei Vorstößen 1841 und 1842 bis zu 78° 4' südl. Br., wo ihm das von einem 50 m hohen Eiswall umgebene Victorialand entgegentrat und ihn noch 255 km vom magnetischen Südpol entfernt hielt. Die für Botanik, Zoologie, Geologie, Witterungskunde und Erdmagnetismus wertvollen Resultate dieser Reise sind niedergelegt in der "Voyage of discovery and research in the Southern and Antarctic Seas" (Lond. 1846, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1847). Im J. 1848 erhielt R. das Kommando über die zu Franklins Aufsuchung bestimmten Schiffe Entreprise und Investigator, überwinterte im Leopoldshafen, durchforschte im Frühjahr 1849 die nördlichen und westlichen Gestade von North-Somerset bis 72° 38' nördl. Br., untersuchte dann auch den Wellingtonkanal und kehrte im September d. J. zurück, ohne seinen Zweck erreicht zu haben. Er starb 3. April 1862 in Aylesbury.

3) Ludwig, Altertumsforscher, geb. 22. Juli 1806 auf dem Bauerngut Altekoppel bei Bornhöved in Holstein, studierte zu Kiel und Leipzig Philologie, unternahm 1832 eine Reise nach Griechenland und erhielt 1833 das Amt eines Konservators der Antiquitäten im Peloponnes, nahm aber bereits 1836 seine Entlassung und privatisierte in Athen bis zur Errichtung der Otto-Universität, an welcher ihm im Juni 1837 die ordentliche Professur der Archäologie übertragen wurde. Durch die Septemberrevolution 1843 seiner Stelle verlustig gegangen, nahm er einen Ruf als Professor der Archäologie in Halle an, blieb aber zur Vollendung und Ordnung seiner begonnenen Altertumsforschungen noch ein Jahr in Griechenland. An einer schmerzhaften Rückenmarkskrankheit leidend, starb er 6. Aug. 1859 durch Selbstmord. Seine Hauptwerke sind: das in neugriechischer Sprache verfaßte "Handbuch der Archäologie der Kunst" (Bd. 1, Athen 1841); die "Inscriptiones graecae ineditae" (Heft 1, Nauplia 1834; Heft 2, Athen 1842; Heft 3, Berl. 1845); "Die Akropolis von Athen" (Abteil. 1: "Der Tempel der Nike Apteros", mit Schaubert und Hansen, das. 1839); "Reisen auf den griechischen Inseln des Ägeischen Meers" (Stuttg. u. Halle 1840-1852, 4 Bde.); "Reisen und Reiserouten in Griechenland" (Bd. 1, Berl. 1841); "Griechische Königsreisen" (Halle 1848, 2 Bde.); "Die Demen von Attika nach Inschriften" (das. 1846); "Kleinasien und Deutschland" (das. 1850); "Das Theseion und der Tempel des Ares in Athen" (das. 1852); "Hellenika, oder Archiv archäologischer, philologischer, historischer und epigraphischer Aufsätze und Abhandlungen" (das. 1846, 2 Bde.); "Archäologische Aufsätze" (Leipz. 1855 bis 1861, 2 Bde.); "Erinnerungen und Mitteilungen aus Griechenland" (mit Vorwort von O. Jahn, Berl. 1863). Vgl. O. Jahn, Biographische Aufsätze (2. Aufl., Leipz. 1867).

4) Karl, Maler, Bruder des vorigen, geb. 18. Nov. 1816 auf Altekoppel in Holstein, trieb seit 1832 zu Kopenhagen die Malerei, ging 1837 zu seinem Bruder nach Athen und widmete sich hier der Landschaftsmalerei. Nachdem er Studien in allen Teilen Griechenlands gemacht, kehrte er 1839 nach Deutschland zurück, brachte die Jahre 1842 und 1843 in Rom zu und lebte hierauf einige Jahre in seiner Heimat, deren Natur er eine Menge Motive entlehnte. 1848 beteiligte er sich lebhaft an den politischen Ereignissen seines Vaterlandes und focht mit gegen Dänemark.