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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Roeth; Roth; Rötha; Rothaan; Rothaargebirge; Rothau; Rothäute; Rothe; Rothenberg; Rothenburg

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Roth - Rothenburg.

bach, des Fürsten Bismarck und des Generals v. d. Tann hervorzuheben sind. Er ist königlicher Professor und gab heraus: "Plastisch-anatomischer Atlas zum Studium der Antike und des Modells" (2. Aufl., Stuttg. 1886).

Roth (oder Rth.), bei naturwissenschaftl. Namen für A. W. Roth, geb. 1757 zu Dötlingen in Oldenburg, gest. 1834 als Arzt in Vegesack bei Bremen; ostindische und deutsche Flora.

Roeth, Eduard, Philosoph, geb. 1807 zu Hanau, studierte in Gießen Theologie und Philosophie, widmete sich dann in Paris dem Studium der orientalischen Sprachen, des Sanskrit und der Ägyptologie, habilitierte sich 1840 zu Heidelberg, wurde 1846 außerordentlicher, 1850 ordentlicher Professor der Philosophie und des Sanskrit daselbst und starb 1858. In seiner "Geschichte der abendländischen Philosophie" (Heidelb. 1856-58, 2 Bde.) suchte er nach dem Vorgang Creuzers den Ursprung der griechischen Philosophie aus dem Orient, insbesondere bis auf Platon herab aus dem ägyptischen Glaubenskreis nachzuweisen und fand damit bei Ägyptologen (wie Lepsius) und klassischen Philologen aus der Schule Otfried Müllers ebenso heftigen Widerspruch wie bei phantasiereichen Archäologen, wie Julius Braun, lebhafte Zustimmung.

Rötha, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Borna, an der Pleiße, 2 km südöstlich von der Bahnstation Böhlen (Leipzig-Hof), hat 2 Kirchen, ein Rittergut mit Schloß und Baumzucht, Rauchwarenzurichterei und (1885) 2216 meist evang. Einwohner.

Rothaan, Joh. Ph. von, s. Roothaan.

Rothaargebirge (Rotlagergebirge), schmaler, dammartiger, meist über 600 m hoher Bergzug im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, zieht sich zwischen der obern Eder und der Lenne vom Kahlen Astenberg (842 m) am Winterberger Plateau 30 km nach SW. und fällt nach W. zu steil, nach O. allmählich ab. Seine höchsten, aus Porphyr bestehenden Gipfel sind: der Härdler (680 m), der Milsen (670 m), der Epschloh (691 m) und der Jagdberg (674 m).

Rothau, Dorf im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Molsheim, an der Breusch, in den Vogesen und an der Eisenbahn Straßburg-R., hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Baumwollspinnerei und -Weberei, Färberei, eine Maschinenwerkstätte, Velocipeden-, Band- u. Nähfadenfabrikation und (1885) 1440 Einw.

Rothäute, s. v. w. Indianer.

Rothe, Richard, protest. Theolog, geb. 28. Jan. 1799 zu Posen, studierte in Heidelberg und Berlin, ward 1823 preußischer Gesandtschaftsprediger zu Rom, 1828 Professor am Predigerseminar in Wittenberg und 1832 zweiter Direktor und Ephorus dieser Anstalt. 1837 wurde er als ordentlicher Professor der Theologie, Universitätsprediger und Direktor des Predigerseminars nach Heidelberg, im November 1849 in derselben Eigenschaft nach Bonn berufen, kehrte aber 1854 als Professor und Geheimer Kirchenrat nach Heidelberg zurück und starb 20. Aug. 1867 daselbst. Ohne Zweifel der gedankenreichste aller spekulativen Theologen der Neuzeit, schrieb er: "Die Anfänge der christlichen Kirche und ihrer Verfassung" (Wittenb. 1837); "Theologische Ethik" (das. 1845-1848; 2. Aufl. 1869-71, 5 Bde.) und "Zur Dogmatik" (Gotha 1863, 2. Aufl. 1869). Die meisten seiner Vorlesungen und Predigten sind nach seinem Tod von Freunden und Schülern herausgegeben worden, z. B. die "Dogmatik" von Schenkel (Heidelb. 1870, 3 Bde.); "Vorlesungen über Kirchengeschichte" von Weingarten (das. 1875-76, 2 Bde.); "Entwürfe zu den Abendandachten über die Pastoralbriefe" (2. Aufl., Brem. 1886, 2 Bde.); "Predigten" (Elberf. 1868, 3 Bde.); "Der erste Brief Johannis" (Wittenberg 1878); "Theologische Encyklopädie" (das. 1880); "Geschichte der Predigt" (Bremen 1881). Rothes "Gesammelte Vorträge und Abhandlungen" gab Nippold heraus (Elberf. 1886). Vgl. Nippold, Richard R. (Wittenb. 1873-74, 2 Bde.).

Rothenberg, Dorf im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Kannstatt, hat eine evang. Pfarrkirche, Wein- und Obstbau, Steinbrüche und (1885) 513 Einw. Dabei auf dem 410 m hohen Rothenberg das ehemalige Stammschloß des württembergischen Königshauses, jetzt griechische Kapelle mit den Sarkophagen König Wilhelms und seiner Gemahlin Katharine.

Rothenburg, 1) R. ob der Tauber, unmittelbare und Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, an der Linie Steinach-R. der Bayrischen Staatsbahn, 348 m ü. M., liegt, noch ganz mittelalterlich von Mauern umgeben, auf dem Rand eines Plateaus, dessen Abhänge sich schroff in den über 65 m tiefen Grund der Tauber hinabsenken. R. hat 5 evangelische und 2 kath. Kirchen (worunter sich die 1373-1453 in gotischem Stil erbaute Hauptkirche zu St. Jakob mit schönen Glasmalereien und Schnitzaltären, die der ehemaligen Schäfergilde gehörige Schäfer- oder St. Wolfgangskirche (1493) und die zahlreiche Grabsteine enthaltende Franziskanerkirche auszeichnen), ein altes Johanniterschloß (jetzt Sitz des Bezirksamtes), ein schönes Rathaus (aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.) und viele alte malerisch und architektonisch bemerkenswerte Häuser, ferner eine Latein- und eine Realschule, eine Präparandenanstalt, ein reichhaltiges städtisches Archiv, ein Waisenhaus, eine Bildergalerie, ein Amtsgericht und (1885) 6221 meist evang. Einwohner, welche Fabrikation von Kinderwagen, Spielwaren, Gold- und Silberwaren, Mühleneinrichtungen und landwirtschaftlichen Maschinen, Bierbrauerei, Färberei, Pulver und Gipsbereitung, besonders aber Landwirtschaft und etwas Weinbau betreiben. Merkwürdig ist eine aus dem 15. Jahrh. herrührende Wasserleitung, welche durch ein Druckwerk das Wasser aus der Tauber auf den Berg und so der Stadt zuführt; eine zweite Wasserleitung wurde 1869 ausgeführt und 1875 erweitert. In der Nähe liegt das der Stadt gehörige, sehr besuchte Wildbad, 11 km entfernt das Bad Burgbernheim (s. d.). - R. war bis 1108 der Sitz der Grafen von R.-Komburg. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts schenkte Kaiser Heinrich V. die Landvogtei R., aus den Städten R., Feuchtwangen, Dinkelsbühl und Windsheim bestehend, nebst Franken seinem Neffen Konrad III. von Schwaben, dessen Sohn Friedrich den Titel Herzog von R. führte. 1172 ward R. zur freien Reichsstadt erhoben und als solche unter die Burggrafen von Nürnberg gestellt. Das Amt des Buticularius (Erzschenk) war bis 1383 erblich im Geschlecht der Herren v. Nordenberg; in der Stadt hatte bis 1409 ein kaiserlicher Landrichter seinen Sitz. Hier wurde 1377 ein Vertrag geschlossen, der dem schwäbischen Städtekrieg ein Ende machte und den 18 geächteten schwäbischen Städten die alten Freiheiten bestätigte. R. erwarb vom Bistum Würzburg und den Grafen von Hohenlohe bedeutende

^[Abb.: Wappen von Rothenburg.]