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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rotkohle - Rotolo.

Anfang Mai 5-7 gelblichweiße, rostgelb punktierte Eier (s. Tafel "Eier I"), welche beide Eltern in etwa 14 Tagen ausbrüten. Bei günstiger Witterung brütet es zweimal im Jahr. Es nährt sich von Insekten, Spinnen, Schnecken, Regenwürmern und Beeren, geht leicht in Sprenkel, Schlagnetze etc., hält sich in der Gefangenschaft vortrefflich und ist wegen seiner Liebenswürdigkeit allgemein beliebt.

Rotkohle, s. Kohle, S. 915.

Rotkopf, s. Würger.

Rotkraut, s. Kohl.

Rotkupfererz (Cuprit), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, bildet reguläre, meist aufgewachsene, zu Drusen oder Gruppen vereinigte Kristalle, findet sich auch derb und eingesprengt, in körnigen bis dichten sowie in netzartig gruppierten, haarförmigen Aggregaten (Kupferblüte, Chalkotrichit). Es ist rot, zuweilen in Bleigrau spielend, nur in sehr dünnen Partien durchscheinend, mit halbmetallischem Diamantglanz, Härte 3,5-4, spez. Gew. 5,7-6, besteht aus Kupferoxydul Cu2O ^[Cu_{2}O] mit 88,8 Proz. Kupfer. Die häufige Umwandlung zu Kupfercarbonat (Malachit) zeigt sich durch eine grüne Färbung der Kristalle, während umgekehrt das R. bisweilen als eine Oxydationshaut des gediegenen Kupfers (so auch als Überzug antiker Kupfermünzen) vorkommt. Ziegelerze sind innige Gemenge von Brauneisenstein mit R., wie sie durch Zersetzung von Kupferkiesen entstehen. R. findet sich besonders bei Kamsdorf in Thüringen, Siegen in Westfalen, Rheinbreitbach in Rheinpreußen, Chessy bei Lyon, in Ungarn, Cornwall, im Ural, in Chile, Peru. An einigen dieser Orte, namentlich in den transatlantischen Ländern, tritt das Mineral in solchen bedeutenden Mengen auf, daß es ein wichtiges Kupfererz bildet.

Rotlagergebirge, s. Rothaargebirge.

Rotlauf, s. v. w. Rose; in der Tierheilkunde früher jede diffuse, oberflächliche Hautentzündung, während jetzt die Haut- und Schleimhautentzündung bei der Blutfleckenkrankheit des Pferdes sowie beim bösartigen Katarrhalfieber und beim Milzbrand des Rindes nicht mehr als R. bezeichnet wird. Bei den Schweinen versteht man unter R. (brandiger R., Rotlaufseuche) eine eigenartige, infektiöse, leicht übertragbare und sehr verheerende Krankheit, die früher irrtümlich als eine Form des Milzbrandes angesehen worden ist. Löffler hat 1885 zuerst nachgewiesen, daß der R. der Schweine durch Stäbchenbakterien verursacht wird (Stäbchenrotlauf). Die früher oft dem R. zugezählte infektiöse Lungenentzündung der Schweine (Schweineseuche) wird nach Löffler von einem ovoiden Bakterium bedingt. Für Rotlaufbacillen besitzen Mäuse und Tauben große Empfänglichkeit. Kaninchen dagegen erkranken nach der Impfung nur an einer lokalen Hautentzündung. Bei Schafen, Rindern, Hunden, Katzen, Ratten, Meerschweinchen und Hühnern haftet die Impfung nicht. Auch bei Menschen findet eine Übertragung der Krankheit nicht statt; die Schweine infizieren sich durch Aufnahme des mit dem Ansteckungsstoff verunreinigten Futters vom Darmkanal aus. Ob noch andre Wege für den Eintritt des Infektionsstoffs möglich sind, ist nicht bekannt. Durch absichtliche Impfung kann der R. auch von der Haut aus hervorgerufen werden. Die Empfänglichkeit ist in den ersten drei Lebensmonaten gering. Ältere Schweine erkranken sehr leicht. Das einmalige Überstehen des Rotlaufs schützt die Tiere in der Regel vor abermaliger Erkrankung. Nach der Infektion vergehen 3-5 Tage bis zum offensichtlichen Krankheitsausbruch. Die Symptome bestehen in Fieber mit Temperaturen bis zu 42,5°, schnellem Verfall der Kräfte, fleckenweiser Rötung der Haut, starker Puls- und Atmungsfrequenz und verzögerter Kotentleerung. Der Verlauf ist meist in 1-3 Tagen abgeschlossen und der Ausgang in der Regel tödlich. Bei der Sektion finden sich die Veränderungen der Sephthämie (Magen-Darmentzündung, Milzschwellung, trübe Schwellung des Herzfleisches, der Leber und der Nieren neben zahlreichen blutigen Herden in den Schleimhäuten). - Da der R. häufig vorkommt, so ist dem Handelsverkehr mit Schweinen eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen und jede, auch die indirekte Berührung mit fremden Schweinen zu vermeiden. Am häufigsten erfolgt die Einschleppung der Seuche durch den Ankauf von Handelsschweinen. Die Behandlung bietet nur geringe Aussichten. Zuweilen erweist sich das anhaltende Begießen der kranken Tiere mit kaltem Wasser vorteilhaft. Im Beginn der Krankheit wird auch ein Brechmittel (am besten die subkutane Injektion einer wässerigen Lösung von 0,03-0,05 g Pilokarpin) mit Nutzen verwendet. Gewöhnlich dauert auch bei der seltenen Genesung der Tiere die Konvaleszenz mehrere Wochen. - Die von Pasteur empfohlene Schutzimpfung ist nicht ohne Gefahr für die Impflinge und kann deshalb als eine polizeiliche Schutzmaßregel nicht angeordnet werden. Das Fleisch der an R. frisch erkrankten Schweine ist zwar für Menschen nicht direkt schädlich, im Sinn des Nahrungsmittelgesetzes aber als "verdorben" anzusehen und darf daher nicht in den freien Verkehr gebracht werden. Vgl. Lydtin und Schottelius, Der R. der Schweine (Wiesb. 1885).

Rotlaufskraut, s. Geranium.

Rotlauge, s. Natriumhydroxyd und Soda.

Rotliegendes, s. Dyasformation.

Rötling, Pilz, s. Cantharellus.

Rotmäntel, s. Seressaner.

Rotmetall, s. v. w. Rotmessing, s. Messing.

Rotnickelkies (Arsennickel, Kupfernickel, Nickelin), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert hexagonal, kommt aber fast nur derb und eingesprengt vor. R. ist licht kupferrot, grau und schwarz anlaufend, undurchsichtig, metallglänzend, Härte 5,5, spez. Gew. 7,4-7,8, besteht aus Nickel und Arsen NiAs mit 43,61 Proz. Nickel, während Weißnickelkies (s. d.) der Formel NiAs2 ^[NiAs_{2}] entspricht. R. ist fast stets etwas eisenhaltig (in Vertretung des Nickels bis zu 1 Proz.) und enthält anstatt eines Teils des Arsens Schwefel (bis 2,9 Proz.), besonders aber Antimon (mitunter über 30 Proz.). Sein Nickelgehalt verrät sich häufig durch die grünliche Färbung seiner Oxydationshaut (Nickelarseniat) im Gegensatz zu den rötlichen Ausblühungen der gewöhnlich mit ihm brechenden Kobalterze. Diese Erzgemenge bilden meist Gänge, seltener Lager und Nester in den azoischen und den ältern Sedimentformationen (besonders in der Dyas) und werden gleichzeitig auf Kobalt und Nickel verarbeitet. Das Richelsdorfer Gebirge in Hessen, Bieber am westlichen Abhang des Spessart, Saalfeld u. a. O. in Thüringen, Schneeberg etc. in Sachsen, Wolfach im Schwarzwald, Böhmen, Ungarn, die Dauphiné sind die wichtigsten Fundorte.

Rotolo (Rottel), türk. Gewicht, in Konstantinopel = 561,11 g; in Ägypten hat der gewöhnliche Rottel 444,73 g, der Regierungsrottel 555,91 g, der Handelsrottel für Alexandria und Kairo 324,28 g, der Handelsrottel in Kairo für Gewürznelken 463,26 g, der große Handelsrottel in Kairo 1000,6 g, der große Rottel von Alexandria 963,58 g; in Tripolis ist der R. = 488,32 g, in Tunis = 506,88 g.