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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rotomagus - Rott.

Rotomagus, s. Rouen.

Rotomahana, kleiner See auf der Nordinsel von Neuseeland, an dessen Ufern sich die berühmten Kalksinterterrassen von Tetarata und Otukapuarangi befanden, welche durch den Ausbruch des für erloschen gehaltenen Vulkans Tarawera 1886 völlig zerstört wurden, während der R. verschwand und sein Bett eine Anzahl kleiner Auswurfskegel einnahm. S. die Tafel beim Art. Geiser.

Rotoxyd, s. Quecksilberoxyd.

Rotrauschgelb, s. Realgar.

Rotrou (spr. -tru), Jean de, franz. dramatischer Dichter, Zeitgenosse und Freund Corneilles, geb. 1609 zu Dreux (Eure-et-Loive), trat schon 1628 mit der Tragikomödie "L'Hypocondriaque" auf und gehörte zu den fünf Dichtern, welche im Sold Richelieus standen, führte ein sehr unregelmäßiges Leben und starb 28. Juni 1650 als Zivilrichter in seiner Vaterstadt, wo ihm 1867 eine Statue errichtet wurde. Seine Stücke sind meist spanischen Mustern nachgebildet und zeichnen sich vor denen seiner Zeitgenossen durch flotte Entwickelung, gute Charakterzeichnung und durch den leidenschaftlichen Ton aus, der durch seine Verse geht. Doch sind seine Lösungen oft zu gewaltsam, seine Katastrophen zu blutig, selbst in seinen beiden besten Tragödien: "Venceslav", einer ergreifenden Darstellung des Bruderzwistes, und "Saint-Genest", zu welcher er wohl durch "Polyeucte" angeregt wurde. Hinter Corneille aber steht er weit zurück, und es ist ein Zeichen seiner neidlosen und freundschaftlichen Gesinnung, daß er sich nicht scheute, Corneilles Überlegenheit anzuerkennen und offen seine Partei zu ergreifen. Seine Komödien wurden ebenso wie die Tragödien unter großem Beifall aufgeführt, überlebten aber den Dichter nicht. Seine Werke sind herausgegeben von Viollet le Duc (Par. 1820-22, 5 Bde.), in Auswahl von Rouchaud (das. 1882, 2 Bde.). Vgl. Jarry, Essai sur les oeuvres ^[œuvres] dramatiques de Jean de R. (Par. 1868); Person, Histoire du véritable Saint-Genest de R. (das. 1882); Derselbe, Le Venceslav de R. (das. 1882).

Rotrußland (Rotreußen), Woiwodschaft im ehemaligen poln. Reich, zerfiel in die Landschaften Lemberg, Przemysl, Sanok, Halicz, Chelm und Lidaczew und umfaßte das heutige Galizien, zuweilen mit Wolhynien und Podolien, sowie einen Teil der russisch-polnischen Gouvernements Lublin und Radom.

Rotsalz, s. v. w. essigsaures Natron, s. Essigsäure.

Rotsämisches Leder, rot gefärbtes sämischgares Schaf- oder Ziegenleder (vgl. Leder, S. 611), dient zum Überzug von Futteralen etc.

Rötscher, Heinrich Theodor, Dramaturg, geb. 1803 zu Mittenwalde im Brandenburgischen, studierte zu Berlin und Leipzig Philologie und Philosophie, ward 1828 Gymnasialprofessor in Bromberg und siedelte 1842 nach Berlin über, wo er sich ganz den Angelegenheiten des Dramas und der Bühne widmete und 9. April 1871 starb. Seine litterarisch-dramaturgische Laufbahn begann er mit der Schrift "Aristophanes und sein Zeitalter" (Berl. 1827), einem Versuch, den großen Komiker mit Hilfe des Hegelschen Systems zu begreifen, dem später die "Abhandlungen zur Philosophie der Kunst" (das. 1837-47, 5 Tle.; Bd. 5 auch u. d. T. "Dramaturgische Skizzen und Kritiken") folgten. In dem Werk "Die Kunst der dramatischen Darstellung" (Berl. 1841-46, 3 Tle.; 2. Aufl., Leipz. 1864) machte R. den ersten Versuch, die Schauspielkunst wissenschaftlich zu behandeln. Den zweiten Teil des Werkes bildete der "Cyklus dramatischer Charaktere", von dem er später einen Auszug unter dem Titel: "Shakespeare in seinen höchsten Charaktergebilden" (Dresd. 1864) als Festgabe zur 300jährigen Geburtstagsfeier des Dichters brachte. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: "Das Schauspielwesen" (Berl. 1843); "Über Byrons Manfred" (das. 1844); "Seydelmanns Leben und Wirken" (das. 1845); "Dramaturgische und ästhetische Abhandlungen", zwei Sammlungen (Leipz. 1864 u. 1867); "Dramaturgische Blätter" (Dresd. 1865); "Entwickelung dramatischer Charaktere aus Lessings, Schillers und Goethes Werken" (Hannov. 1869).

Rotschwanz (Rubicilla Brehm), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Drosseln (Turdidae) und der Unterfamilie der Nachtigallen (Luscininae), schlanke Vögel mit pfriemenförmigem, an der Spitze des Oberschnabels mit einem kleinen Häkchen versehenem Schnabel, ziemlich langen Flügeln, in denen die dritte Schwinge am längsten ist, mittellangem, fast gerade abgeschnittenem Schwanz und schlanken, hochläufigen, schwächlichen Füßen. Der Hausrotschwanz (R. tithys Bechst.), 16 cm lang, 26 cm breit, ist schwarz, auf Kopf, Rücken, Unterbrust aschgrau, am Bauch weißlich, auf den Flügeln weiß gefleckt, Bürzel und Schwanz mit Ausnahme der beiden mittlern dunkelbraunen Federn des letztern gelblich rostrot. Er bewohnt Mittel- und Südeuropa, Kleinasien und Persien, weilt bei uns von März bis Oktober, ist in Südeuropa Standvogel und dringt beständig weiter nördlich vor. Ursprünglich Felsenbewohner, findet er sich jetzt auch vielfach in Dörfern und Städten und siedelt sich auf Ziegel-, auch wohl Schindeldächern an. Er bevorzugt das Gebirge, ist sehr munter, hurtig und gewandt, mißtrauisch, wenig gesellig; sein Gesang ist nicht viel wert. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Fliegen und Schmetterlingen. Er nistet im Gebirge in Felsenlöchern und Ritzen, in der Ebene fast ausschließlich in Gebäuden und legt 5-7 weiße Eier, welche beide Eltern bebrüten. Der Gartenrotschwanz (R. phoenicurus Bp.), 14 cm lang, 23 cm breit, an Stirn, Kopfseiten und Kehle schwarz, auf der Oberseite aschgrau, Brust, Seiten und Schwanz hoch rostrot, Vorderkopf und Mitte der Unterseite weiß; das Auge ist braun, Schnabel und Fuß schwarz. Er bewohnt ganz Europa und Vorderasien, lebt auf Bäumen im Wald und im Garten, besonders in der Ebene, weilt bei uns von April bis September und geht im Winter bis Afrika. Er gleicht in der Lebensweise dem vorigen, nistet aber in Baumlöchern und legt im Mai und Juli 5-8 blaugrüne Eier. Man hält ihn häufig in der Gefangenschaft. S. auch Steindrossel.

Rotschwanz, Schmetterling, s. Buchenspinner.

Rotspießglanzerz, s. v. w. Antimonblende.

Rotstein, s. v. w. Rötel, s. Roteisenstein.

Rotstift, s. Bleistifte, S. 24.

Rott, linker Nebenfluß des Inn im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, fließt von W. nach O. und mündet nach 85 km langem Lauf bei Schärding.

Rott, Karl, bekannter Komiker, geb. 23. Febr. 1807 zu Wien, ward mit zehn Jahren Organist an einer Kirche und kam zwei Jahre später als Sängerknabe an das Hofoperntheater, dem er bis 1824 angehörte. Nach längerm und kürzerm Aufenthalt in Preßburg, Triest und Graz kehrte er 1832 nach Wien zurück, begann am Josephstädter Theater seine schauspielerische Laufbahn, ging 1836 nach Pest, wo er sich in den Raimundschen Rollen Ruf erwarb, und nahm 1847 ein Engagement am Theater an der Wien an, dem er fortan, mit einer kleinen Unterbrechung, treu blieb. Er starb 10. Febr. 1876 in Wien. Die große