Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

694

Schwarzdorn - Schwarzenberg.

ältesten Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstentums S." (Sondershaus. 1886 ff.).

Schwarzdorn, s. Pflaumenbaum, S. 970.

Schwarzdrossel, s. Drossel.

Schwarze, Friedrich Oskar von, bedeutender Kriminalist, geb. 30. Sept. 1816 zu Löbau in der Oberlausitz, widmete sich zu Leipzig dem Studium der Rechte, ward 1839 Sekretär im Kultusministerium, 1843 Assessor beim Appellationsgericht zu Dresden, 1846 Justizrat im Spruchkollegium zu Leipzig, 1848 Appellationsgerichtsrat und Hilfsarbeiter am Oberappellationsgericht zu Dresden, 1849 Mitglied der Gesetzgebungskommission und Referent für den von ihm selbst abgefaßten Entwurf der Strafprozeßordnung, 1854 Oberappellationsgerichtsrat, 1856 Oberstaatsanwalt und 1860 Generalstaatsanwalt. Seit 1867 Vertreter des vierten sächsischen Wahlkreises im Reichstag des Norddeutschen Bundes, dann des deutschen Reichstags, gehörte er zur liberalen Reichspartei. 1875 wurde er in den österreichischen erblichen Adelstand erhoben. Er starb 17. Jan. 1886 in Dresden. Unter seinen wissenschaftlichen Arbeiten, durch die er sich namentlich um das Strafrecht große Verdienste erworben hat, sind hervorzuheben: "Die Reform des Strafverfahrens im Königreich Sachsen" (Leipz. 1850); "Kommentar zur Strafprozeßordnung des Königreichs Sachsen" (das. 1855-56, 2 Bde.); "Das Strafgesetzbuch und die Strafprozeßordnung für das Königreich Sachsen" (das. 1855, 2 Bde.; 3. Aufl. 1863; Nachträge 1866); "Grundsätze des sächsischen Strafprozeßrechts" (das. 1856); "Zur Lehre von dem sogen. fortgesetzten Verbrechen" (Erlang. 1857); "Das Verbrechen des ausgezeichneten Diebstahls" (das. 1863); "Die Strafprozeßgesetze im Königreich Sachsen" (Leipz. 1869-70, 2 Bde.); "Kommentar zum Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich" (5. Aufl., das. 1884); "Kommentar zu der deutschen Strafprozeßordnung" (das. 1878); "Erörterungen praktisch wichtiger Materien aus dem deutschen Strafprozeßrecht" (das. 1881, Bd. 1). Außerdem beteiligte sich S. an der Redaktion der "Neuen Jahrbücher für sächsisches Strafrecht" (1841-56, 9 Bde.) sowie des "Gerichtssaals" (seit 1854) und gab die "Allgemeine Gerichtszeitung für das Königreich Sachsen" (Leipz. 1857-71, 15 Bde.), ferner die "Übersicht der Ergebnisse der Zivil- und Strafrechtspflege im Königreich Sachsen" (Dresd. 1865-81, 7 Bde.) heraus; auch hat er die Herausgabe des 3. und 4. Teils von Curtius' "Zivilrecht" (1851-58) besorgt.

Schwärze, eine Pflanzenkrankheit, s. Pleospora und Rußtau.

Schwarze Blattern, s. v. w. schwarze Pocken.

Schwarze Flaggen, in Tongking Reste der aus China vertriebenen Taipingrebellen, welche mit den gelben Flaggen als Hakki und Whangki sich eine feste Organisation gaben und zu den entschiedensten und gefährlichsten Feinden der Franzosen bei der Okkupation des Landes wurden.

Schwarzeisenstein, s. Brauneisenerz.

Schwarze Kreide, s. Thonschiefer.

Schwarze Kunst, s. v. w. Hexerei oder Zauberei. Die Bezeichnung verdankt anscheinend einem etymologischen Mißverständnis ihre Entstehung. Im klassischen Altertum waren nämlich die thessalischen Hexen und Zauberer wegen ihrer vermeintlichen Kunst am meisten berüchtigt und unter ihnen wieder die Bewohner der Stadt Atrax. Danach wurde bei den Dichtern die Bezeichnung ars atracia als Bezeichnung der "thessalischen Kunst" oder Zauberei gebräuchlich. Da nun diese Künste nächtlicher, das Licht scheuender Art sind, so entstand daraus durch Sinnverschiebung die Bezeichnung ars atra oder s. K. Die Neuplatoniker und mystischen Schriftsteller der spätern Zeiten unterschieden demgemäß eine mit Hilfe der bösen Dämonen hervorgebrachte schwarze Magie von einer unter Anrufung der guten Geister und mit ihrer Unterstützung zu vollbringenden weißen Magie. Der Gegensatz des Ahriman als des Wesens der Finsternis und des Ormuzd als des Lichtwesens mag schon im persischen Magismus diese Unterscheidung angebahnt haben (s. Magie). In der deutschen Volkslitteratur dürfte die Verwechselung des im Volksbuch lebenden Taschenspielers Faust mit dem Buchdrucker Faust (Fust) viel zur Popularität des Ausdrucks Schwarzkünstler beigetragen haben, und hier verrät sich zugleich eine genetische Beziehung der Bezeichnungen: schwarze Kunst und Schwarzkunst.

Schwarzenau (poln. Czerniejewo), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Witkowo, an der Linie Öls-Gnesen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche und (1885) 1471 Einw.

Schwarzenbach, 1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Hof, an der Saale und an der Linie München-Bamberg-Hof der Bayrischen Staatsbahn, 504 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Schloß mit Park, eine Rettungsanstalt, Granitschleiferei, mechanische Baumwollweberei, Fabrikation von Wollen-, Halbwollen- und Baumwollenstoffen, Porzellan und Preßhefe, Färberei, Bierbrauerei und (1885) 3774 fast nur evang. Einwohner. -

2) (S. am Wald) Flecken daselbst, Bezirksamt Naila, im Frankenwald nahe dem Döbraberg, hat eine evang. Kirche, eine Oberförsterei, Baumwollweberei, Weiß- und Spitzenstickerei, Bierbrauerei, Kalkbrennerei, Schiefer- und Marmorbrüche, Eisensteingruben, Waldbeerenversand, Holzhandel und (1885) 1600 Einw.

Schwarzenbek, Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Herzogtum Lauenburg, Knotenpunkt der Linien Wittenberge-Hamburg und S.-Oldesloe der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 1253 Einw.; dabei der Sachsenwald (s. Friedrichsruh).

Schwarzenberg, 1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, am Schwarzwasser, Knotenpunkt der Linien Zwickau-S. und S.-Johanngeorgenstadt der Sächsischen Staatsbahn, 456 m ü. M., hat eine schöne Kirche, ein altes Schloß, ein Rettungshaus, ein Amtsgericht, eine Oberforstmeisterei, eine Spitzenklöppelschule, bedeutende Spitzenklöppelei, Kammgarnspinnerei, Schneidemühlen, Holzschleiferei, Nägelfabrikation, Eisenhüttenwerke, Eisenerzgruben und (1885) 3530 meist evang. Einwohner. Dabei Bad und Sommerfrische Ottenstein mit hübschen Felspartien u. das bedeutende Eisenhüttenwerk Erlhammer. -

2) (Feketehegy) Badeort im ungar. Komitat Zips, mit Kaltwasserheilanstalt, gehört zur Bergstadt Wagendrüssel und liegt 10 km von der Bahnstation Igló-Leutschau zwischen Fichtenwäldern.

Schwarzenberg, altes fränkisches, jetzt fürstliches Geschlecht, ursprünglich Seinsheim genannt, 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, teilte sich nach dem Tod Michaels II. in die Stephansbergsche (später niederländische oder rheinische) und in die Hohenlandsbergsche Linie, welch letztere sich 1528 wieder in eine fränkische (erloschen 1588) und eine bayrische Linie (erloschen 1646) spaltete. Hierauf fielen die Stammbesitzungen in Franken an die rheinische Linie. (Über diese vgl. Mörath, Beiträge zur Geschichte der rheinischen Linie des Hauses S., Düsseld. 1877.) Zu