Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwarzenberg

695

Schwarzenberg.

letzterer gehörte Adolf, Freiherr von S., welcher im Türkenkrieg als kaiserlicher General focht und 1599 die reichsgräfliche Würde erhielt. Er kam 1600 bei einem Aufstand um. Sein Sohn war Adam, Graf von S. (s. unten S. 2). Dessen Sohn Johann Adolf, Graf von S., kaiserlicher Geheimrat und Reichshofratspräsident, wurde 1670 vom Kaiser Leopold I. für sich und den jedesmaligen Senior des Hauses mit der Reichsfürstenwürde beschenkt, worauf er auch 1674 Sitz und Virilstimme im Fürstenkollegium erhielt. Er starb 1683. Sein Enkel Adam Franz von S. erbte von seiner Mutter, einer gebornen Gräfin von Sulz, die 1689 gefürstete Landgrafschaft Kleggau in Schwaben und ward 1723 Herzog von Krumau in Böhmen, welchen Titel seitdem immer der jedesmalige regierende Älteste führt. Er bekleidete die Ämter eines Geheimrats, Oberstallmeisters und Oberhofmarschalls und wurde 1732 auf der Jagd von Kaiser Karl VI. aus Versehen erschossen. Kaiser Franz I. dehnte die Fürstenwürde auch auf die Nachgebornen aus. Die Rheinbundsakte mediatisierte sowohl S. als auch die Landgrafschaft Kleggau, welch letztere der Fürst Joseph von S. 1812 käuflich an Baden abtrat. Seit 1703 ist das Haus S. in zwei Majorate geteilt. Dem ersten Majorat gehören: die Standesherrschaften S. und Hohenlandsberg unter bayrischer Oberhoheit und in Österreich außer dem Herzogtum Krumau viele Liegenschaften, besonders in Böhmen und Steiermark. Standesherr ist gegenwärtig Fürst Adolf Joseph von S., geb. 18. März 1832. Dem zweiten Majorat gehören die Herrschaften Worlik und Klingenberg in Böhmen sowie mehrere Güter daselbst und in Ungarn. Der jetzige Standesherr ist Fürst Karl von S., geb. 5. Juli 1824, der Enkel des unten (s. S. 3) genannten Feldmarschalls. Der Hauptgrundbesitz der Primogenitur des Fürstentums S. nimmt den 30. Teil der Fläche von Böhmen ein. Zu demselben kommen noch das Fürstentum S. in Bayern, die Besitzungen in Niederösterreich, Salzburg und Steiermark mit zusammen 204,388 Hektar. Der Besitz in Böhmen umfaßt 20 Domänen. Vgl. Berger, Das Fürstenhaus S. (Wien 1866); "Die Archive des fürstlichen Hauses S. ältere Linie" (das. 1873).

Schwarzenberg, 1) Johann, Freiherr zu, einer der hellsten und aufgeklärtesten Köpfe seiner Zeit und Reformator des peinlichen Rechts, geb. 25. Dez. 1463 aus der bayrischen Linie des Hauses, wohnte den Kriegszügen Kaiser Maximilians I. bei und ward 1501 Hofmeister des Bischofs von Bamberg. Er ist Verfasser der "Bamberger Halsgerichtsordnung" von 1507, der Grundlage der Carolina, und beförderte auch die klassischen Studien sowie die Reformation. Er starb 21. Okt. 1528 in Nürnberg. Vgl. E. Herrmann, Joh. Freiherr zu S. (Leipz. 1841); Weissel, Hanns, Freiherr v. S. (Grünb. 1877).

2) Adam, Graf von, geb. 1584 aus der niederländischen Linie, wurde, nachdem er zuvor in kaiserlichen Kriegsdiensten gestanden, Rat bei dem letzten Herzog von Jülich-Kleve, trat 1610 in die Dienste des brandenburgischen Statthalters von Kleve, Markgrafen Ernst von Brandenburg, und ward 1619 Minister des Kurfürsten Georg Wilhelm. Er unterwarf denselben völlig seiner Leitung und bewirkte, daß derselbe im Dreißigjährigen Krieg nicht auf die Seite der Union trat, sondern meist neutral blieb, wodurch die Mark schwer geschädigt wurde; namentlich infolge des Anschlusses Brandenburgs an den Prager Frieden wurde sie völlig verwüstet. Doch sind die Beschuldigungen, daß er im Interesse Österreichs und des Katholizismus zu der Schwächung Brandenburgs beigetragen, selbst nach der Kurwürde gestrebt und deshalb dem Kurprinzen Friedrich Wilhelm nach dem Leben getrachtet habe, unbegründet (vgl. Cosmar, Beiträge zur Untersuchung der gegen den kurbrandenburgischen Geheimen Rat Grafen Adam von S. erhobenen Beschuldigungen, Berl. 1828). S. wurde von Georg Wilhelm mit Ehren überhäuft, zum Heermeister des Johanniterordens der Ballei Brandenburg und Sonnenburg und 1634 zum Statthalter der Mark ernannt. Nach dem Tod Georg Wilhelms (1640) ward er von dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm in seinen Würden bestätigt, starb aber schon 14. März 1641.

3) Karl Philipp, Fürst von, Herzog von Krumau, österreich. Feldmarschall, geb. 15. April 1771 zu Wien, trat 1788 als Leutnant in das österreichische Heer ein, focht 1789 im Türkenkrieg rühmlich mit, nahm, 1792 zum Major ernannt, teil an der Schlacht bei Jemappes und trug 1794 viel zum Sieg bei Cateau-Cambrésis bei. Im Feldzug von 1795 stand S. bei der Armee des Generals Wurmser am Mittelrhein; 1796 nahm er an den Treffen bei Würzburg und Limburg rühmlichen Anteil, worauf er Generalmajor wurde, und folgte dem Erzherzog Karl nach Italien, dann wieder an den Rhein. Bei Hohenlinden 1800 befehligte er als Feldmarschallleutnant und deckte hierauf den Rückzug hinter die Enns. Im März 1805 wurde er zum Vizepräsidenten des Hofkriegsrats ernannt. In demselben Jahr befand er sich bei der Armee Macks und schlug sich, in die Katastrophe von Ulm verwickelt, mit dem größten Teil der Kavallerie nach Eger durch. 1808 ging er als Botschafter nach Petersburg, übernahm 1809 zwei Tage vor der Schlacht bei Wagram die Führung eines Teils der Reiterei und befehligte auf dem Rückzug die Nachhut. Zum General der Kavallerie und zum Botschafter in Paris ernannt, führte er die Verhandlungen über die Vermählung Napoleons I. mit der Erzherzogin Marie Luise, zu deren Feier er ein großes Fest in Paris gab, das mit einem gräßlichen Brandunglück endete, und erwarb sich das besondere Vertrauen Napoleons. Auf dessen Betrieb erhielt er in dem russischen Feldzug den Oberbefehl über das österreichische Hilfskorps, ging Anfang Juli 1812 über den Bug und besetzte am 11. die Position bei Pinsk, mußte sich aber dann vor der überlegenen feindlichen Macht ins Großherzogtum Warschau zurückziehen. Von da an blieb er infolge geheimer Instruktionen bei Pultusk unthätig stehen. 1813 erhielt er den Oberbefehl über das Beobachtungsheer, welches in Böhmen versammelt ward, und, nachdem Österreich an Napoleon den Krieg erklärt hatte, im August den Oberbefehl über alle Truppen der Alliierten. Seine Stellung neben den drei Monarchen unter den entgegengesetzten Einflüssen Metternichs und Kaiser Alexanders war eine höchst schwierige und lähmte seine kriegerischen Aktionen. Doch zeigte er sich bei Dresden und Leipzig keineswegs als großen Feldherrn und unterstützte namentlich bei der Verfolgung der Franzosen und dem Einmarsch in Frankreich 1814 Metternichs hinterlistige, auf Schonung Napoleons berechnete Politik nur zu bereitwillig durch seine altmodischen, pedantischen strategischen Theorien, auf Grund deren er nie einen Erfolg ausbeutete, bei jedem Mißgeschick sich aber stets sofort auf seine Basis, das Plateau von Langres, zurückzog. Erst nach der Schlacht bei Arcis sur Aube 20. und 21. März 1814 entschloß er sich zum Vormarsch auf Paris, der mit dessen Einnahme endete. Nach Napoleons Wiederkehr von Elba 1815 erhielt er den Oberbefehl über die Armee der Verbündeten am Ober-^[folgende Seite]