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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schwarzenborn - Schwarzes Kabinett.

rhein, doch ward der Sieg über Napoleon errungen, ehe die Österreicher auf dem Kriegsschauplatz eintrafen. Nach seiner Rückkehr nach Wien ward er zum Präsidenten des Hofkriegsrats ernannt und mit mehreren Gütern in Ungarn beschenkt. Seit 1817 an der rechten Seite gelähmt, starb er auf einer Reise zur Kur 15. Okt. 1820 in Leipzig. Am 18. Okt. 1838 wurde S. in der Nähe von Meusdorf bei Leipzig ein Denkmal gesetzt, 20. Okt. 1867 seine Reiterstatue in Wien (von Hähnel) enthüllt. Vgl. Prokesch-Osten, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten von S. (Wien 1822, neue Ausg. 1861). - Sein Sohn Friedrich Karl, Fürst von S., österreich. General, geb. 30. Sept. 1800, gest. 6. März 1870, veröffentlichte: "Aus dem Wanderbuch eines verabschiedeten Landsknechts" (Wien 1844-48, 5 Bde.).

4) Felix Ludwig Johann Friedrich, Fürst von, österreich. Staatsmann, geb. 2. Okt. 1800, zweiter Sohn des Fürsten Joseph von S. (gest. 1833), trat 1818 als Kadett in ein österreichisches Kürassierregiment und avancierte bis zum Rittmeister, trat aber 1824 zur diplomatischen Laufbahn über. 1826 mit einer Mission nach London betraut, ging er, nachdem er sich durch einen skandalösen Ehebruch mit der Lady Ellenborough unmöglich gemacht, von da 1827 mit dem Baron Neumann nach Brasilien. Nach seiner Rückkehr ward er bei verschiedenen Gesandtschaften beschäftigt, namentlich in Paris und Berlin, 1838 bei den Höfen von Turin und Parma und 1846 bei dem zu Neapel als Gesandter akkreditiert, wo er Hort des starrsten Absolutismus war. Aus seinem zügellosen, ausschweifenden Leben wurde er durch die Revolution herausgerissen. Als bei einem Tumult in Neapel 26. März 1848 sein Hotel insultiert ward, nahm er seinen Abschied als Gesandter und erhielt als Generalmajor den Oberbefehl über eine Brigade unter Nugent in Oberitalien, focht bei Curtatone und Goito mit und ward zum Feldmarschallleutnant befördert. Nach Unterdrückung des Oktoberaufstandes zu Wien wurde er 22. Nov. 1848 an die Spitze des Ministeriums gerufen. Das Ideal, welches ihm für seine Thätigkeit in dieser Stellung vorschwebte, war ein militärisch-absolutistisch regierter österreichischer Einheitsstaat, im Innern durch zweckdienliche Reformen gekräftigt und in Deutschland und ganz Mitteleuropa zur herrschenden Macht erhoben. Rücksichtslos, energisch und nicht wählerisch in seinen Mitteln, erlangte er auch rasch bedeutende Erfolge. Durch das Bündnis mit Rußland bewirkte er nicht nur die Unterdrückung des ungarischen Aufstandes, sondern auch das völlige Scheitern der preußischen Unionspolitik in Deutschland. Er kettete die deutschen Mittelstaaten von neuem eng an Österreich, stellte den Bundestag wieder her und legte Preußen die schimpfliche Demütigung von Olmütz auf. Nur den Eintritt Gesamtösterreichs in den Bund und in den Zollverein erreichte er nicht. S. starb plötzlich, nachdem er eine Annäherung an die Westmächte eingeleitet, an einem Schlaganfall 5. April 1852. Vgl. Berger, Felix Fürst zu S. (Leipz. 1853).

5) Friedrich Johann Joseph Cölestin, Fürst von, Kardinal, geb. 6. April 1809, jüngerer Bruder des Majoratsherrn Fürsten Johann Adolf (geb. 22. Mai 1799, gest. 15. Sept. 1888), widmete sich dem Priesterstand, ward Kanonikus in Salzburg, 1835 Fürstbischof daselbst, 1842 Kardinalpriester, 1849 Fürsterzbischof von Prag, Mitglied des Herrenhauses, Führer der klerikal-feudalen Partei in Böhmen und starb 27. März 1885 in Wien.

Schwarzenborn, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain, an der Efze und im Knüllgebirge, 476 m ü. M., hat Viehzucht und (1885) 899 Einwohner.

Schwarzenfels, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Schlüchtern, hat eine evang. Kirche, eine Burgruine, ein Amtsgericht und (1885) 539 Einw.

Schwarzer Adlerorden, s. Adlerorden 2).

Schwarzer Brenner, Krankheit der Weinblätter, s. Brandflecke.

Schwarzerde, s. Tschernosem.

Schwarzer Degen, s. Birkenteer.

Schwarze Reiter, s. Deutsche Reiter.

Schwarzer Jura, s. Juraformation, S. 329.

Schwarzer Prinz, s. Eduard 7).

Schwarzer Star, s. Star.

Schwarzer Tod, der gewöhnliche Name der großen Seuche, welche im 14. Jahrh. einen großen Teil der Bevölkerung der damals bekannten Erde hinwegraffte. Sie begann, wie es scheint, in China und wurde von da durch Karawanen nach Mittel- und Kleinasien und von dort nach Europa gebracht. 1347 erschien sie zuerst in Sizilien, Marseille und einigen Hafenstädten Italiens, von wo aus sie sich an der ganzen Südküste Europas verbreitete. 1348 wütete sie am heftigsten in Spanien, Frankreich, Deutschland, England, 1349 in Schweden, Norwegen, Polen, erst 1351 in Rußland. Erdbeben, Verwüstungen durch ungeheure Heuschreckenschwärme, Mißwachs und andre derartige Naturerscheinungen waren seit 1333 vorausgegangen und hatten die Gemüter zaghaft und die Körper für die Ansteckung empfänglich gemacht. Im ganzen nimmt man an, daß Europa in den drei Jahren von 1348 bis 1350 durch die Seuche 25 Mill. Menschen verloren habe. Aus den Beschreibungen geht hervor, daß die Seuche die orientalische Pest war mit besonders hervortretender Entwickelung der entzündeten Pestbeulen und einer schnell in Brand übergehenden Lungenentzündung. Die Heilkunst sah sich machtlos der furchtbaren Seuche gegenüber. Fast alle Kranken starben innerhalb der drei ersten Tage nach dem Erscheinen der Pestbeulen. Der Volkswahn sah die Seuche als göttliches Strafgericht an, welches die Flagellanten (Geißler) durch strenge Bußübungen abzuwenden suchten. Den Juden gab man schuld, die Brunnen vergiftet zu haben, ein Aberglaube, an den sich die grausamsten Verfolgungen anschlossen. Schutzmaßregeln wurden von seiten der Regierungen erst sehr spät angeordnet, zumal da man den Grund der Verbreitung in einer übeln Konstellation der Gestirne vermutete. Nachdem die Pest verschwunden war, kehrte durch einige reich gesegnete Jahre und durch auffallende Fruchtbarkeit der Frauen Friede und Ruhe in die Gemüter zurück. Unter den Ärzten, welche die Krankheit beobachteten, sind vornehmlich Guy de Chauliac und Chalin de Vinario, unter andern Schriftstellern Boccaccio zu nennen. Vgl. Hecker, Volkskrankheiten des Mittelalters (Berl. 1865); Höniger, Der Schwarze Tod in Deutschland (das. 1882); Lechner, Das große Sterben in Deutschland 1348 bis 1351 (Innsbr. 1884).

Schwarzer Tropfen, s. Bailyscher Tropfen.

Schwarzerz, s. Fahlerz.

Schwarzes Brett, auf den deutschen Universitäten schwarze Tafel in einem mit Drahtgitter überzogenen Kasten, die gewöhnlich am Universitätsgebäude aufgehängt ist, und woran Bekanntmachungen für die Studenten über Vorlesungen, Prüfungen, Stipendien, Doktorpromotionen, Relegationen u. dgl. angeheftet werden.

Schwarzes Kabinett, s. Cabinet noir.