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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwarzwaldkreis; Schwarzwasser; Schwarzwild; Schwarzwurz; Schwat; Schwaz; Schwebebaum; Schwebend; Schwebende Schuld; Schwebfliegen

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Schwarzwaldkreis - Schwebfliegen.

Wohnungen; das einsame Herrenwies liegt 752 m hoch zwischen Sandsteinhöhen auf Granit, am Nordende noch Dobel 722 m ü. M. Eine der Hauptnahrungsquellen des Schwarzwaldes ist die Holzarbeit und der Holzhandel. Noch liefert der S. die Holländerstämme, die den Rhein hinabgeführt werden. In zahlreichen Schneidemühlen wird das Holz zu Dielen geschnitten. Der volkreiche obere S. ist der Sitz eigentümlicher industrieller Thätigkeit geworden. Die Holzschnitzerei hat hier zur Produktion der Schwarzwälder Uhren und diese weiter zu der von Spiel- und Taschenuhren geführt. Der Vertrieb dieser Erzeugnisse erstreckt sich über die ganze Erde. Die badischen Ämter Neustadt, Triberg und Hornberg sind der Sitz, Furtwangen der Mittelpunkt dieser Industrie. Zahlreiche Uhrmacherschulen suchen dieselbe mehr und mehr zu vervollkommnen. Damit im Zusammenhang steht der Bau von Leierkasten und Orchestrien. Dazu hat sich hier das Flechten der Strohhüte gesellt, das vorzugsweise die Mädchen und Frauen beschäftigt. Der Fremdenbesuch, obgleich seit einiger Zeit zunehmend und neuerdings besonders durch die Bemühungen des Schwarzwaldvereins mehr gehoben, ist wegen der Nähe der Alpen nicht so bedeutend, wie es die mannigfachen Reize des Schwarzwaldes vermuten lassen sollten; doch werden zahlreiche Reisende auf der Schwarzwaldbahn, wenn auch nur im Flug, durch das Gebirge geführt. Gegenwärtig ist der S. ganz von Eisenbahnen umschlossen: im W. von der Linie Heidelberg-Basel, im Süden von Basel-Konstanz, im O. von Singen-Pforzheim und im N. von Durlach-Pforzheim. Außer der Schwarzwaldbahn und Höllenthalbahn (s. oben) gehen von diesen Eisenbahnlinien nur noch kurze Zweige in den S. hinein, so auf der Westseite nach Gernsbach, Baden, Oppenau und Waldkirch, auf der Südseite nach Zell im Wiesenthal und auf der Ostseite nach Wildbad und Villingen (Anschluß an die Schwarzwaldbahn). Vgl. "Wegweiser durch den S." (in "Meyers Reisebüchern", 4. Aufl., Leipz. 1887), die Reisehandbücher von Schnars ("Schwarzwaldführer", 8. Aufl., Heidelb. 1887; "Die badische Schwarzwaldbahn", 3. Aufl., das. 1883), Wichard (Pforzh. 1888, 5 Tle.) u. a.; Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie (Karlsr. 1874); Bach, Geognostische Karte von Württemberg und Baden (Stuttg. 1870).

Schwarzwaldkreis, Kreis des Königreichs Württemberg, umfaßt einen Flächenraum von 4773 qkm (86,69 QM.), zählt (1885) 475,277 Einw. (darunter 119,782 Katholiken und 1466 Juden), hat Reutlingen zur Hauptstadt und besteht aus 17 Oberämtern:

Oberämter QKilom. QMeilen Einwohner Einw. auf 1 qkm

Balingen 322 5,85 34454 107

Freudenstadt 534 9,70 31679 59

Herrenberg 238 4,32 24695 104

Horb 187 3,40 20196 108

Kalw 320 5,81 25696 80

Nagold 285 5,18 26157 92

Neuenbürg 316 5,74 26370 83

Nürtingen 181 3,29 27561 152

Oberndorf 282 5,12 27573 98

Reutlingen 266 4,83 41987 158

Rottenburg 242 4,39 29189 120

Rottweil 336 6,10 31377 93

Spaichingen 230 4,18 17718 77

Sülz 227 4,12 18343 81

Tübingen 223 4,05 35789 161

Tuttlingen 294 5,34 26026 89

Urach 290 5,27 30467 105

Schwarzwasser, 1) Fluß in der preuß. Provinz Westpreußen, entspringt bei Sommin an der pommerschen Grenze, im Regierungsbezirk Danzig, verfolgt meist südöstliche Richtung, durchfließt den Weitsee (Wdzydze-See), mündet im Regierungsbezirk Marienwerder nach einem Laufe von 195 km bei Schwetz links in die Weichsel und wird stark zur Holzflößerei benutzt. - 2) Nebenfluß der Zwickauer Mulde im Königreich Sachsen, entspringt in Böhmen als Schwarzbach am Fichtelberg bei Gottesgab, vereinigt sich oberhalb Johanngeorgenstadt mit dem Gugelbach, unterhalb derselben Stadt mit dem Breitenbach, nimmt hier den Namen S. an und mündet bei Aue.

Schwarzwild, s. v. w. Wildschwein.

Schwarzwurz, s. v. w. Scorzonera hispanica, Symphytum officinale oder Helleborus niger.

Schwat, s. Schebat.

Schwaz, Marktflecken in Tirol, an einem der schönsten Punkte des Unterinnthals, Station der Eisenbahn Kufstein-Innsbruck (Tiroler Bahn), hat eine spätgotische Pfarrkirche (von 1502) mit schönem Portal, ein Franziskanerkloster mit schöner Kirche (1515) und theologischem Hausstudium, ein Straf- und Zwangsarbeitshaus für Weiber (St. Martin), eine ärarische Tabaksfabrik, eine Steingut- und Thonwarenfabrik, Bierbrauerei, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts und zählt (1880) mit Einschluß des dazu gehörigen Dorfes S. 5124 Einw. Bei S. sind Eisen- und Kupferbergwerke im Betrieb. Von dem ehemals so reichen Silberbergbau, welcher im Mittelalter 10,000 Knappen beschäftigte, geben die zahlreichen Schutthalden Zeugnis. Oberhalb S. erheben sich die Ruine Freundsberg und das Kellerjoch (2341 m), mit schöner Aussicht. Jenseit des Inn liegen das Kloster Fiecht (s. d.) und das Dorf Stans mit leonischer Drahtwarenfabrik.

Schwebebaum, schon von Guts Muths verwendetes Turngerät; ein in verschiedene Höhe stellbarer, runder, meist sich nach dem Ende zu verjüngender Balken zum Üben von verschiedenen Arten des Schwebens, Schwebegehens und -Laufens. Auch auf die Kante gestellte Bretter werden zu solchen Schwebeübungen verwendet.

Schwebend, im Bergbau, weniger als 15° fallend.

Schwebende Schuld (flottierende Schuld), Bezeichnung für Schulden, welche für kurze Zeit aufgenommen, bez. auf Anstehen der Gläubiger sofort oder nach kurzer Kündigungsfrist zurückzuzahlen sind, im Gegensatz zur fundierten Schuld, bei welcher eine längere Frist für die Rückzahlung gesichert ist oder eine Rückzahlungspflicht überhaupt nicht übernommen wurde. Vgl. Staatsschulden.

Schwebfliegen (Syrphidae Westw.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Zweiflügler, meist lebhaft gefärbte, mit heller Binden- oder Fleckenzeichnung versehene Fliegen, oft sehr schlank und nackt, oft von bienen- oder hummelartigem Ansehen, mit dreigliederigen, am einfachen Endglied meist zusammengedrückten Fühlern, beim Männchen zusammenstoßenden Augen, drei kleinen Nebenaugen, mit fleischigem Endglied versehenem Rüssel und eingliederigen, nicht hervorragenden Tastern, fliegen hurtig, oft mit stark pfeifendem oder summendem Geräusch, und gehen bei Licht und Wärme den Blüten nach. Die Larven vieler S., an Gestalt und Bewegung den Blutegeln ähnlich, nähren sich von Blattläusen, welche sie mit einem dreispitzigen Hornplättchen am Vorderrand ihres Körpers anspießen und aussaugen. Sie verpuppen sich in einem an Blättern, Nadeln, Stengeln oder Halmen angehefteten und aus der erhärteten