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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schweden (Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, Bergbau).

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Schweden (Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, Bergbau).

unterhalten als die zur Bewachung der Herden notwendigen Hunde. 1884 zählte man im ganzen: 476,008 Pferde, 2,347,003 Stück Hornvieh, 1,410,177 Schafe, 101,496 Ziegen und 476,889 Schweine.

Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei.

Von ganz besonderer Wichtigkeit sind die Waldungen, welche 181,000 qkm des Landes bedecken; davon liegen 104,000 qkm in Norrland. Aber auch in den Läns des mittlern S. nimmt das Waldland, außer in Kopparberg und Södermanland, mehr als die Hälfte des Areals ein, während im Süden nur die Läns Ostgotland und Kalmar dies Verhältnis zeigen. Ungefähr 20 Proz. sind Kronparke oder gehören den Kommunen etc., während 80 Proz. in Privatbesitz sind. Doch ist seit alter Zeit die Krone im ausschließlichen Besitz der Eichenwaldungen, wenn sie auch auf privatem Boden gewachsen sind. Die Bewirtschaftung der Privatwälder ist bis jetzt gänzlich frei, während die übrigen unter der Aufsicht der Forstdirektion (skogsstyrelsen) stehen. Fichten, Tannen und Birken, untermischt mit Erlen und Eschen, sind die am meisten und überall vorkommenden Waldbäume; in der südlichen Hälfte, doch wenig über den 60.° hinaus, sind auch Eichen sowie in Schonen und Blekinge Buchen allgemein. Was die vertikale Grenze der Bäume betrifft, so verschwindet die Tanne 1040 m, die Fichte 910 m, die Birke 594 m unterhalb der Grenze des ewigen Schnees; noch 130 m höher hinauf gehen einige Büsche (darunter die Zwergbirke), Moose und Flechten (Renntiermoos). Die Wälder liefern den größten Teil des den Berg- und Hüttenwerken nötigen Brennmaterials. Die Abtreibung der schwedischen Wälder kann alljährlich auf 30 Mill. cbm angeschlagen werden, wovon ca. 2½ Mill. cbm exportiert werden. Über die Hälfte der von S. ausgeführten Holzwaren geht nach England, das übrige nach Frankreich, Belgien, Spanien, Dänemark und Deutschland. Die "Pitprops" (Stützen, welche in den Gruben angewandt werden) gehen fast ausschließlich nach England, nur ausnahmsweise nach Frankreich. Für den Transport des Holzes vom Innern des Landes nach der Küste zu werden noch vorzugsweise die Flüsse benutzt, insbesondere die, welche nach dem Bottnischen Busen strömen, an dem auch die wichtigsten Exporthäfen gelegen sind. Daneben werden jedoch auch die Eisenbahnen benutzt. 1887 betrug die Ausfuhr 260,000 cbm Balken und Sparren, 47,082 Standards (à 120 Stück) holländische Balken, 128,085 Standards Grubenstützen, 492,866 Standards Planken und Latten, 209,196 Standards Bretter, 35,379 Standards gehobelte Bretter, 250,000 cbm Holzenden. Die Wälder haben erst in der neuesten Zeit durch die hohen Preise ihrer Produkte Wert erhalten, doch sind große Strecken, besonders in den westlichen Läns des südlichen S., entwaldet, und an neuen Anpflanzungen fehlt es vollständig. Selbst in Gegenden, wo das Waldland den größten Teil des Bodens bedeckt, nimmt der Holzreichtum von Jahr zu Jahr ab, und die Holzausfuhr mindert sich in erschrecklicher Weise.

Die Jagd, überall frei und früher ergiebig, ist jetzt von sehr untergeordneter Bedeutung; doch werden in den waldreichern Gegenden des Innern, besonders im N., immer noch Auer-, Birk-, Hasel- und Schneehühner sowie auch Hasen (die im Winter weiß sind) in ziemlicher Anzahl erlegt. An den Küsten lohnt sich die Jagd auf Seevögel sowie der Robbenschlag. Die Raubtiere sind durch die unablässige Verfolgung in bedeutender Abnahme begriffen; doch wurden 1886 noch für 31 als erlegt angemeldete Bären, 23 Wölfe, 16 Luchse und 85 Vielfraße Prämien ausgezahlt. Ferner wurden 16,415 Füchse und 18,641 Raubvögel (Adler, Uhus, Habichte) erlegt. Auch Biber sind noch vorhanden, aber sehr in Abnahme. Das Hochwild (Hirsche, Rehe und Elentiere) ist sehr selten. Von Vögeln sind beinahe alle Arten vorhanden, die in Deutschland vorkommen; doch ist die Zahl der Individuen bei weitem geringer, und die schwedischen Wälder sind daher weniger belebt. Nur im äußersten Süden läßt die Nachtigall ihre Stimme hören; weiter nördlich ist die Singdrossel (Turdus musicus) und in Lappland die nordische Nachtigall (Motacilla suecica) der vornehmste Singvogel. In neuerer Zeit, da S. mehr Kulturland darbietet, verbreiten sich auch Vögel, welche früher nicht vorhanden waren, weiter gegen N.; so z. B. geht jetzt die Wachtel bis zur Südgrenze von Norrland hinauf.

Ein wichtiger Erwerbszweig ist die Fischerei, vornehmlich in den Landschaften Blekinge und Schonen und auf der Insel Gotland. Hier gibt es ganze Dörfer, welche ausschließlich von Seefischerei leben, während an den Küsten des mittlern und nördlichen S. die Fischerei nur von Bauern und den Bewohnern der Küstenstädte betrieben wird. An der Ostseeküste, von Kalmar bis Haparanda, beschäftigen sich 3275 Fahrzeuge mit dem Heringsfang, welcher hier jährlich 66,500 Ton. gesalzene Fische abwirft; in den südlichen Läns ist der Ertrag noch größer (insgesamt 150,000 T.), zumal sich seit 1877 der gemeine Hering und die Sprotte auch an den Küsten von Westschweden wieder gezeigt haben. Außerdem sind von Bedeutung der Lachsfang auf offener See, an den südlichen Küsten und in den Flüssen. Von geringerer Ausdehnung ist die Fischerei auf Dorsche, Flundern, Aale und Makrelen. Von Bohuslän aus wird im Kattegat und an der Westküste Norwegens eine bedeutende Fischerei auf Kabeljaus und Frischfische betrieben, dagegen hat der Hummerfang dort sehr abgenommen. Wegen ihres geringen Salzgehalts haben die Küstengewässer eine Menge der sonst nur in Landseen heimischen Fische. Vgl. Yhlen, Die Seefischerei an der Westküste Schwedens (Gotenb. 1880); Smitt, The Swedish Fisheries (Lond. 1883).

Bergbau und Industrie.

Der Bergbau, besonders auf Eisen, demnächst auf Kupfer und auch andre Produkte des Mineralreichs, gehört zu den wichtigsten Nahrungsquellen in S. Vortreffliches Eisenerz wird mit wenigen Ausnahmen überall von Lappland bis Schonen angetroffen. Durch Wermland, Dalarne, Nerike, Westmanland und Upland breiten sich die vornehmsten Eisenerzlager aus, von denen sich die vorzüglichsten, z. B. Dannemora, Bispberget u. a., in dem im Gebiet der Gneisformation vorkommenden Hornstein finden. Außerdem erheben sich in S. ganze Berge von Eisenerz, z. B. der Taberg am Südende des Wettersees, eine von magnetischem Eisenerz geschwängerte Serpentinmasse, und in den Lappmarken (wo überhaupt eine große Menge noch gar nicht genau erforschter reicher Lager von Eisen-, Kupfer-, Silbererz etc. vorhanden ist) unter 67° nördl. Br. der Gellivara (s. d.), 5 km lang, 4 km breit, 580 m hoch, durchweg aus reinem magnetischen Eisenstein von 60-75 Proz. Metallgehalt von vorzüglicher Güte bestehend. Das Erz aus andern lappländischen Gruben läßt sich leichter über Norwegen an die See schaffen. Sogar die schwedischen Gewässer sind mit Eisen imprägniert, und es werden besonders in Småland, Dalarne, Helsingland, Wermland und Herjeådalen ansehnliche Quantitäten von Sumpfeisen gewonnen (21,900