Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwefelsäuresalze

733

Schwefelsäuresalze.

Säure; in den Lösungen der S. erzeugen Barytsalze einen weißen Niederschlag. Schwefelsaures Ammoniak (NH4)2SO4 ^[(NH_{4})_{2}SO_{4}] findet sich in vulkanischen Gegenden und in den Borsäurefumarolen als Mascagnin, so daß es bei der Borsäurefabrikation als Nebenprodukt erhalten wird; hauptsächlich aber wird es aus den ammoniakhaltigen Wässern der Gasanstalten und Knochenbrennereien, auch aus gefaultem Harn bereitet, indem man diese Flüssigkeiten mit Kalk destilliert, das entweichende Ammoniak in Schwefelsäure leitet und die entstandene Lösung von schwefelsaurem Ammoniak zur Kristallisation bringt. Es bildet farblose, wasserfreie Kristalle vom spez. Gew. 1,7, schmeckt scharf salzig, ist luftbeständig, leicht löslich in Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt bei 140°, zersetzt sich bei stärkerm Erhitzen, gibt mit Kochsalz schwefelsaures Natron und Salmiak, mit Kalk schwefelsauren Kalk und Ammoniak, mit kohlensaurem Kalk schwefelsauren Kalk und kohlensaures Ammoniak. Es dient zur Darstellung von Salmiak, Ammoniak, kohlensaurem Ammoniak, Ammoniakalaun u. als Dünger. Schwefelsaurer Baryt BaSO4 ^[BaSO_{4}] findet sich als Schwerspat, wird aus löslichen Barytverbindungen durch Schwefelsäure oder lösliche Sulfate gefällt, ist farblos, vom spez. Gew. 4,53, in Wasser so gut wie unlöslich, auch in verdünnten Säuren kaum, in salpetersaurem Ammoniak und konzentrierter Schwefelsäure leichter löslich, wird durch schmelzendes kohlensaures Natron zersetzt, gibt, mit Kohle geglüht, Schwefelbaryum und dient als weißer Farbstoff (Permanentweiß, Barytweiß, s. d.). Schwefelsaures Bleioxyd PbSO4 ^[PbSO_{4}] findet sich als Bleivitriol, mit kohlensaurem Blei als Leadhillit und Lanarkit und wird aus löslichen Bleisalzen durch Schwefelsäure oder lösliche S. gefällt; es entsteht auch bei Einwirkung heißer konzentrierter Schwefelsäure auf Blei und als Nebenprodukt bei Bereitung essigsaurer Thonerde aus Bleizucker und schwefelsaurer Thonerde. Es ist farblos, vom spez. Gew. 6,2, sehr schwer löslich in Wasser, noch schwerer in verdünnter, leichter löslich in konzentrierter Schwefelsäure (aus welcher es sich daher beim Verdünnen abscheidet), auch in Ammoniak- und andern Salzen und unter Bildung von Bleichlorid in heißer Salzsäure. Man benutzt es zur Darstellung von Bleiweiß durch Behandlung mit kohlensauren Alkalien, reduziert es durch Schmelzen mit Kreide, Kohle und Flußspat zu metallischem Blei, erzeugt durch Kochen mit essigsaurem Baryt Bleizucker und Barytweiß, verwandelt es durch chromsaures Kali in chromsaures Bleioxyd und benutzt es, mit Chlornatrium gemischt, zum Entzinken des mittels Zinks entsilberten Werkbleis. Zwischen Zinkplatten wird es in Kochsalzlösung zu schwammigem Blei reduziert, welches durch Pressen verdichtet und zum Abformen von Medaillen etc. benutzt werden kann. Schwefelsaures Kadmiumoxyd CdSO4 ^[CdSO_{4}], aus Kadmium oder kohlensaurem Kadmiumoxyd und Schwefelsäure erhalten, bildet farblose Kristalle mit 8 Molekülen Kristallwasser, ist leicht löslich in Wasser, nicht in Alkohol, dient als Augenheilmittel. Schwefelsaures Chromoxyd Cr2(SO4)3 ^[Cr_{2}(SO_{4})_{3}] wird aus chromsaurem Kali erhalten, indem man die Lösung desselben mit Schwefelsäure versetzt und dann Alkohol hinzufügt, welcher die Chromsäure zu Chromoxyd reduziert. Es bildet violettblaue Kristalle mit 15 Molekülen Kristallwasser, die sich in Wasser, nicht in Alkohol lösen. Beim Erhitzen dieses Salzes oder seiner Lösung verwandelt es sich in eine grüne Modifikation, die nicht kristallisiert, in Alkohol löslich ist und an der Luft zerfließt. Die grüne, wässerige Lösung wird bei wochenlangem Stehen wieder violett und gibt dann auf Zusatz von Alkohol wieder Kristalle des violetten Salzes. Beim Lösen von Chromhydroxyd in überschüssiger Schwefelsäure und Verdampfen der Lösung erhält man ein pfirsichblütrotes Salz, welches bei Kerzenlicht spangrün erscheint und in Wasser, Säuren und Ammoniak unlöslich ist. Das grüne Salz dient zu grünen Firnissen, grüner Tinte sowie zur Darstellung andrer Chromverbindungen; mit schwefelsauren Alkalien bildet es den Chromalaun (s. d.). Schwefelsaures Eisenoxydul, s. v. w. Eisenvitriol. Schwefelsaures Eisenoxyd Fe2(SO4)3 ^[Fe_{2}(SO_{4})_{3}] findet sich als Coquimbit, entsteht beim Lösen von Eisenoxyd oder Eisenhydroxyd in Schwefelsäure, bei Oxydation einer mit Schwefelsäure versetzten Eisenvitriollösung durch Salpetersäure; es bildet eine farblose, wasserfreie Masse, wird beim Erhitzen wasserfrei und löst sich dann sehr träge und mit rotbrauner Farbe in Wasser, leicht bei Gegenwart von Eisenvitriol, es reagiert stark sauer, löst die meisten Metalle unter Bildung von Eisenvitriol und gibt bei starkem Erhitzen Schwefelsäureanhydrid und Eisenoxyd. Es bildet leicht basische Salze, mehrere derselben finden sich in der Natur, und auch aus Eisenvitriollösung lagert sich beim Stehen an der Luft basisch schwefelsaures Eisenoxyd ab. Man benutzt schwefelsaures Eisenoxyd zur Darstellung andrer Eisenpräparate und rauchender Schwefelsäure, als Schwarzbeize in der Seidenfärberei, als Arzneimittel und mit übermangansaurem Kali als Desinfektionsmittel (Eisenchamäleon). Mit schwefelsauren Alkalien bildet es den Eisenalaun (s. d.). Schwefelsaures Kali K2SO4 ^[K_{2}SO_{4}] findet sich als Glaserit und Arkanit, außerdem in mehreren Doppelsalzen, besonders in den Staßfurter Abraumsalzen, namentlich mit schwefelsaurer Magnesia als Schönit, mit schwefelsaurer Magnesia und Chlormagnesium als Kainit, mit schwefelsaurer Magnesia und schwefelsaurem Kalk als Polyhalit und mit schwefelsaurer Thonerde als Alaun, Alunit, Löwigit. Es wird bei der Reinigung von Pottasche, bei der Verarbeitung von Mutterlaugen des Meerwassers, der Salzsolen, der Kelp- und Varechlauge und der Rübenmelasse und bei Darstellung von Salpetersäure als Nebenprodukt erhalten. Auch zersetzt man Chlorkalium mit Schwefelsäure, um das erhaltene schwefelsaure Kali auf Pottasche zu verarbeiten, und aus den Staßfurter Abraumsalzen erhält man es, indem man die Löslichkeits- und Kristallisationsverhältnisse der Salze zu ihrer Trennung benutzt. Es bildet farblose, wasserfreie, luftbeständige Kristalle vom spez. Gew. 2,66, schmeckt salzig bitterlich, löst sich etwas schwer in Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt bei Rotglut und dient als Arzneimittel, zur Darstellung von Glas und Pottasche und als Dünger; mit schwefelsaurer Thonerde bildet es den gewöhnlichen Alaun (s. d.), mit schwefelsaurem Chrom- u. Eisenoxyd den Chrom-, resp. Eisenalaun. Es war schon im 14. Jahrh. bekannt und wohl das erste Salz, dessen nähere Bestandteile richtig ermittelt wurden. Saures schwefelsaures Kali HKSO4 ^[HKSO_{4}] entsteht aus dem vorigen beim Vermischen der Lösung mit Schwefelsäure und wird als Nebenprodukt bei der Darstellung von Salpetersäure erhalten. Es bildet farblose, leicht lösliche Kristalle, schmeckt sauer und salzig, schmilzt bei 197°, verliert bei 600° Wasser und die Hälfte seiner Schwefelsäure und dient zum Aufschließen von Mineralien. Schwefelsaurer Kalk CaSO4 ^[CaSO_{4}] findet sich in der Natur wasserfrei, kristallisiert als Anhydrit und mit 2 Molekülen Kristallwasser als Gips und scheidet sich wegen seiner Schwerlöslichkeit aus nicht zu schwachen