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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schweina; Schweine; Schweineseuche

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Schweina - Schweineseuche.

den. Als Zusatz zur Milch empfiehlt sich mit heißem Wasser angebrühtes Haferschrot oder Kleie und gedämpfte Kartoffeln. Die nicht zur Zucht bestimmten Ferkel werden am besten noch während der Saugzeit im Alter von 4-5 Wochen kastriert. Das männliche kastrierte S. wird Bark oder Bork, das weibliche Nonne genannt. Für Schweine, die heranwachsen, um später in den Maststall gebracht zu werden, gelten pro Tag und auf 1000 kg Lebendgewicht berechnet folgende Futternormen:

Alter in Monaten Lebendgewicht Organische Substanz Verdauliche Stoffe: Nährstoff-

Eiweiß Kohlehydrate und Fette verhältnisse

2-3 25 km ^[richtig: kg] 42,0 kg 7,5 kg 30,0 kg 1:4,0

3-5 50 " 34,0 " 5,0 " 25,0 " 1:5,0

5-6 62 " 31,5 " 4,3 " 23,7 " 1:5,5

6-8 85 " 27,0 " 3,4 " 20,4 " 1:6,0

8-12 125 " 21,0 " 2,5 " 16,2 " 1:6,5

Für Zuchtsauen berechnet man auf 100 kg die Tagesration nach folgender Futternorm in Kilogrammen: Trockensubstanz 2,0, stickstoffhaltige Nährstoffe 0,18, stickstofffreie Nährstoffe 0,42, Nährstoffverhältnis 1:8. Zu den gebräuchlichsten Nahrungsmitteln gehören Kartoffeln oder Rüben im gekochten und gequetschten Zustand, denen man Weizen-, Roggen- oder Buchweizenkleie, Gerstenschrot, gekochte Erbsen, Biertreber und Malzkeime, kleine Quantitäten Ölkuchen oder abgerahmte, saure Milch oder auch Molke zusetzt. Die saure Milch erhöht die Verdaulichkeit des Rohproteins und Fettes in den gleichzeitig verfütterten Erbsen und Gerste. Auch Scheunenabfälle, wie Spreu und Kaff, werden zweckmäßig als Schweinefutter verwertet, besonders wenn man sie mit heißer Schlempe oder heißem Wasser anbrüht. Im Sommer liefern Klee und Luzerne in möglichst jungem Zustand, auch grüne Unkrautpflanzen und Rübenblätter ein gedeihliches Futter. Daneben kann man unreifes Obst, Eicheln und Bucheln reichen. Alles Futter muß den Schweinen in zerkleinertem, möglichst verdaulichem und warmem Zustand, am besten in dickflüssiger Form dreimal am Tage gegeben werden. Hiervon und von der Regelmäßigkeit der Verabreichung hängt der gute Erfolg ab. Außerdem ist den wachsenden wie den Mutterschweinen täglich eine mehrstündige Bewegung auf einem Vorhof oder Acker, in dem sie wühlen können, ohne Schaden anzurichten, dringend nötig.

Der Stall der Schweine muß trocken gelegen, gegen rauhe Winde geschützt und mit einzelnen Abteilungen für die Altersklassen und Geschlechter versehen sein. Man berechnet für ein Läuferschwein 0,6-1,2, für einen Zuchteber 2,4, für eine Sau mit Ferkeln 3-4,5 qm Stallraum. Der Boden soll fest, am besten asphaltiert, nach einer Seite etwas gesenkt und mit Jaucherinnen versehen sein, damit die Jauche abfließen und abgeschwemmt werden kann. Reichliche Einstreu verhütet die Erkältung, tägliches Ausmisten und gute Ventilation die Luftverderbnis. Die Stalltemperatur muß 12,5-15° C. betragen. Die ausgewachsenen Schweine werden in den Maststall gebracht, die kleinen Fleischschweinerassen im Alter von 8-10 Monaten, die großen, zu Speckschweinen bestimmten Tiere mit 1½-2 Jahren. Die günstigste Zeit zur Stallmast ist der Herbst oder Winter. Halbmast kann nach 8 Wochen abgeschlossen sein, volle Speckmast dauert 16-18 Wochen. Für den Verkauf ohne Bonitierung ist die erstere rentabler. Die Futternorm für Mastschweine beträgt pro Tag und 1000 kg Lebendgewicht in Kilogrammen:

Organische Substanz Verdauliche Stoffe: Nährstoff-

Eiweiß Kohlehydrate und Fette verhältnis

1. Periode 36,0 5,0 27,5 1:5,5

2. " 31,0 4,0 24,0 1:6,0

3. " 23,5 2,7 17,5 1:6,5

Mit fortschreitender Mast wird die Futtermenge also geringer, das Nährstoffverhältnis ein weiteres. Die gewöhnlichsten Mastfuttermittel sind gekochte Kartoffeln mit Gerstenschrot und Molkereiabfällen oder mit Biertrebern und Schlempe. Auch Erbsen und Bohnen sowie Ölkuchen kann man den Kartoffeln hinzufügen, nur muß man diese in der letzten Zeit fortlassen; denn erstere geben dem Fleisch einen bittern Geschmack, nach letztern wird Fleisch und Speck locker, triefend und thranig. In neuester Zeit mästet man auch vorteilhaft mit Kartoffeln und Fleischmehl (0,5 kg Fleischmehl neben 7-11 kg Kartoffeln für 100 kg Körpergewicht pro Tag). Zuweilen erweist sich eine Zugabe von Kochsalz (15 g pro Kopf und Tag) zum Mastfutter zweckmäßig. Reinlichkeit und Dunkelheit des Stalles, Regelmäßigkeit der Fütterung und Abhaltung jeder Aufregung unterstützen den Masterfolg wesentlich.

Außer dem Fleisch und Fett werden auch die Gedärme verwendet als Wursthüllen, die Schwarte als Material zu verschiedenen Sattlergegenständen und zu Einbänden für Bücher, die Borsten, namentlich die von Landschweinen, zur Fabrikation von Pinseln, Bürsten wie auch bei der Mörtelbereitung. Vgl. Viehhandel. Von den Krankheiten des Schweins sind die wichtigsten: der Rotlauf, die infektiöse Lungenentzündung, die katarrhalische Lungenentzündung, die Maul- und Klauenseuche, der Hitzschlag (akute Herzinsuffizienz), der Gastrizismus infolge Überfressens, der Katarrh der Kopfschleimhäute (Schnuffelkrankheit), die Rachitis, die Bleichsucht (chronische Abmagerung) und der chronische Durchfall. Zuweilen ist das Fleisch von Finnen und Trichinen durchsetzt, welche den Genuß desselben für Menschen gefährlich machen (s. Bandwürmer und Trichine).

Vgl. H. v. Nathusius, Die Rassen des Schweins (Berl. 1860); Derselbe, Vorstudien zur Geschichte und Zucht der Haustiere, zunächst am Schweineschädel (das. 1864); Fitzinger, Über die Rassen des zahmen oder Hausschweins (Wien 1858); v. Rodiczky, Studien über das S. (das. 1872); Baumeister, Anleitung zur Schweinezucht (4. Aufl. von Rueff, Stuttg. 1871); Rohde, Die Schweinezucht (3. Aufl., Berl. 1883); Krafft, Die Tierzuchtlehre (4. Aufl., das. 1885); Wolff, Rationelle Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere (4. Aufl., das. 1885); Heiden, Untersuchungen über die zweckmäßigste Ernährung des Schweins (Hannov. 1879); May, Die Schweinezucht (Berl. 1880); Junghanns und Schmid, Das S. (Stuttg. 1885); Krichler, Das Schwarzwild, Naturgeschichte, Jagd, Fang (Trier 1887).

Schweina, Flecken im sachsen-meining. Kreis Meiningen, am Südfuß des Thüringer Waldes, hat eine evang. Kirche, ein Waisenhaus, ansehnliche Textilindustrie, Fabrikation von Pfeifen und landwirtschaftlichen Maschinen, Messer- und Metallwarenfabrikation und (1885) 1922 Einw. In der Nähe das herzogliche Lustschloß Altenstein (s. d.).

Schweine (Suina), Familie der paarzehigen Huftiere (s. d., S. 764).

Schweineseuche (Schweinepest), früher s. v. w. Rotlauf (s. d.), jetzt eine infektiöse Lungenentzündung der