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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schweriner See; Schwerinstag; Schwerkraft; Schwermut; Schwerpunkt; Schwerschwarz; Schwersenz; Schwerspat

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Schweriner See - Schwerspat.

Anklamer Kreises teil und schloß sich der freisinnigen Partei an. 1848 erhielt er im Ministerium Camphausen 19. März das Portefeuille des Kultus, trat jedoch schon 13. Juni d. J. mit den übrigen Ministern wieder zurück. Als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er zu der erbkaiserlichen Partei und trat mit dieser nach dem Scheitern der Reichsverfassung im Mai 1849 aus. Von da an war er ununterbrochen Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und während der beiden Legislaturperioden von 1849-52 und 1852-55 Präsident der Versammlung. Im Juli 1859 trat er an Flottwells Stelle für das Innere in das Ministerium der "neuen Ära" ein und verwaltete dasselbe mit Freisinn und Milde, doch ohne legislatorische Erfolge; 17. März 1862 nahm er mit den liberalen Mitgliedern des Kabinetts seine Entlassung, worauf er 6. Mai in Anklam wiederum in das Abgeordnetenhaus gewählt ward, wo er in dem Verfassungskonflikt an der Spitze der Altliberalen energisch für die konstitutionellen Rechte eintrat und Bismarck eine scharfe Opposition machte. 1866 schloß er sich den Nationalliberalen an und war auch Mitglied des norddeutschen und des deutschen Reichstags sowie in den letzten Jahren Stadtrat von Berlin. Er starb 3. Mai 1872. - Sein und seiner Gattin Hildegard, einer Tochter Schleiermachers, einziger überlebender Sohn (ein andrer fiel 1870 bei Gravelotte), Heinrich, geb. 18. März 1836, gest. 2. Aug. 1888 in Berlin als Generallandschaftsdirektor in Pommern, war mit einer Tochter des Kultusministers v. Mühler verheiratet und gehörte seit 1879 als streng konservativer Vertreter des ersten Stettiner Wahlkreises dem Abgeordnetenhaus an.

4) Franziska, Gräfin von, Dichterin, geb. 22. Nov. 1813 zu Tilsit, verbrachte ihre Jugend in kleinen ostpreußischen Städten, erfuhr später in Danzig und Königsberg den Einfluß bedeutender Männer, welche die reifende Dichterin in ihrer eigentümlich religiösen, durch schwere innere und äußere Erlebnisse hervorgerufenen Lebensrichtung noch bestärkten, und ließ diese Grundstimmung auch in ihren Dichtungen vorwalten. Wir nennen von ihren Dichtungen: "Alphabet des Lebens" (Bresl. 1854; 5. Aufl., Davos 1886), "Der Stunden Gottesgruß" (Leipz. 1859), "Dein Sinai" (2. Aufl., Davos 1886) und "Des Geistes Pilgerfahrt" (Leipz. 1874); von den Romanen: "Josephine" (das. 1851), "Das Testament des Juden" (Königsb. 1852, 3 Bde.), "Geachtet und Geächtet" (Berl. 1855, 2 Bde.), "Woher und Wohin" (Leipz. 1870, 2 Bde.). Ihr letztes Werk war: "Lebensstufen in acht Bildern" (Norden 1881). Sie starb 16. Okt. 1883 in Königsberg. - Auch ihre Schwestern Agnes (geb. 1815) und Josephine (geb. 1836), mit denen Franziska bis an ihren Tod in Eintracht zusammenlebte, haben sich auf dem Gebiet des Romans und der Novelle hervorgethan.

Schweriner See, See im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, bei der Stadt Schwerin, 22 km lang, bis 6 km breit, 43 m ü. M., sehr fischreich, mit mehreren Inseln, fließt durch die Stör zur Elbe ab. Ein im 16. Jahrh. gebauter Kanal nach Wismar zur Verbindung des Sees mit der Ostsee ist jetzt fast ganz verfallen.

Schwerinstag, im parlamentarischen Sprachgebrauch eine der Erledigung von Anträgen aus der Mitte der Versammlung und von Petitionen gewidmete Sitzung (im deutschen Reichstag gewöhnlich Mittwochs), nach der auf Antrag des frühern Ministers Grafen Schwerin im preußischen Abgeordnetenhaus getroffenen und auf den Reichstag übertragenen Einrichtung so genannt.

Schwerkraft, s. Schwere und Gravitation.

Schwermut, s. Melancholie.

Schwerpunkt, der Angriffspunkt der Mittelkraft aus allen an den verschiedenen Teilchen eines Körpers angreifenden Schwerkräften. Da diese Kräfte lotrecht gerichtet und sonach unter sich parallel sind, so ist ihre Mittelkraft gleich ihrer Summe, d. h. gleich dem Gesamtgewicht des Körpers. Der S. ist daher derjenige Punkt, in welchem das ganze Gewicht des Körpers vereinigt gedacht werden kann, und welcher unterstützt sein muß, wenn der Körper der Schwere gegenüber sein Gleichgewicht behaupten soll. Ein aufgehängter Körper z. B. befindet sich in festem Gleichgewicht (s. d.), wenn der S. lotrecht unter dem Aufhängungspunkt liegt. Darauf gründet sich eine Methode, den S. eines Körpers durch Versuche zu finden. Hängt man nämlich einen Körper mittels eines an einem Punkt a seines Umfanges befestigten Fadens auf (Fig. 1), so muß die Verlängerung a c des Fadens durch den S. gehen und stellt somit eine Schwerlinie (so nennt man jede durch den S. gezogene gerade Linie) des Körpers dar; hängt man nun den Körper an einem zweiten Punkt b (Fig. 2) auf, so muß der S. abermals in der Verlängerung des Fadens, nämlich auf der Schwerlinie b d, liegen; er liegt sonach im Durchschnittspunkt der Linien a c und b d. Bei Körpern von gleichartiger Masse und regelmäßiger Gestalt läßt sich der S. häufig durch einfache geometrische Betrachtungen auffinden. Der S. eines Dreiecks (Fig. 3) z. B. muß notwendig auf der Geraden liegen, welche von einer Ecke c nach der Mitte p der Gegenseite geht; denn zu beiden Seiten dieser Linie ist die Masse des Dreiecks in gleicher Weise verteilt, und sie ist sonach eine Schwerlinie. Zieht man daher von einer zweiten Ecke a aus noch eine solche Schwerlinie a m, so ist ihr Durchschnittspunkt s der gesuchte S., durch welchen nun auch die dritte Schwerlinie b n gehen muß; dieser Punkt s liegt so, daß p s = 1/3 p c ist. Den S. eines Vielecks findet man durch Zerlegung desselben in Dreiecke. Der S. einer Pyramide oder eines Kegels liegt auf der von der Spitze nach dem S. der Grundfläche gezogenen Linie um ¼ derselben von der Grundfläche entfernt. Bei Körpern, welche einen Mittelpunkt besitzen, z. B. Kugel, Ellipsoid, ist derselbe zugleich S.; bei einem Cylinder mit parallelen Endflächen liegt der S. in der Mitte der Achse, bei einem Parallelepiped im Durchschnittspunkt der drei Diagonalen. Der S. eines Körpers liegt übrigens nicht immer innerhalb seiner Masse; bei einer Schale, Flasche z. B. liegt er in deren Hohlraum.

^[Abb.: Fig. 1, Fig. 2, Fig. 3.]

Schwerschwarz, s. Färberei, S. 42.

Schwersenz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Posen (Ost), an einem See und an der Linie Posen-Wreschen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, eine Dampfmühle, Mehl- und Getreidehandel und (1885) 3100 meist kath. Einwohner.

Schwerspat (Baryt), Mineral aus der Ordnung der Sulfate, kristallisiert in rhombischen, meist säu-^[folgende Seite]