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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Seignettesalz; Seigneur; Seih; Seihks; Seiland; Seilbahnen

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Seignettesalz - Seilbahnen.

Zinn etc. Man bedient sich dazu geneigter Platten, Herde (Seigerherde) und Flammöfen mit geneigter Sohle. Seigerdörner, die unschmelzbaren Rückstände vom S. (s. Dörner). Beim Reinigen von eisenhaltigem Zinn nennt man das S. Pauschen.

Seignettesalz (spr. ssänjett, nach einem im 17. Jahrh. lebenden französischen Apotheker, Namens Seignette), s. v. w. weinsaures Kalinatron, s. Weinsäure.

Seigneur (franz., spr. ssänjör, abgekürzt Sieur und Sire, v. lat. senior, "der ältere"), in Frankreich ehemals derjenige, welcher ein Lehen der Krone mit allen daran haftenden Rechten über Person und Eigentum besaß. Eine solche Herrschaft nannte man Seigneurie, den Inbegriff der Rechte aber, die dem S. gebührten, Seigneuriage und den S. selbst S. justicier, weil er die hohe oder niedere Gerichtsbarkeit über sein Lehen ausübte. Seit der Aufhebung des Lehnswesens 4. Aug. 1789 gibt es keinen S. mehr, und man bedient sich des Titels nur noch gegen souveräne Fürsten und Prinzen aus ihrer Familie (vgl. Monseigneur), pflegt aber im gewöhnlichen Leben denjenigen, dessen Sitten und Lebensweise den Mann von vornehmer Abkunft und großem Vermögen verraten, noch immer einen Grandseigneur zu nennen. Außerdem ist Le Grand-S. die französische Bezeichnung des türkischen Sultans, Le S. allein im französischen Kirchenstil der Name für "Herrgott", während Jesus Christus vorzugsweise Notre-S. heißt.

Seih, s. Treber.

Seihks, s. Sikh.

Seiland, norweg. Insel, zum Amt Finnmarken gehörig, im Süden von Hammerfest, 593 qkm groß, trägt auf ihrem 980 m hohen Rücken den nördlichsten Gletscher Europas.

Seilbahnen (Drahtseilbahnen), im weitern Sinn Eisenbahnen mit Zugseilen (s. Eisenbahnbau, S. 456), im engern (Luftseilbahnen, schwebende S., schwebende Drahtseilbahnen, schwebende Drahtbahnen, Hängebahnen) solche, bei welchen die Fahrzeuge an Rollen hängen, die auf einem oder mehreren stellenweise unterstützten Seilen (Tragseilen), auch wohl Drähten oder Schienen laufen und die zu fördernde Last entweder durch ihr Eigengewicht bewegt, oder mittels des Tragseils oder andrer Seile (Zugseile) gezogen wird. Seit den ältesten Zeiten bekannt, konnten sie erst nach Einführung des Drahtseils zu größerer Bedeutung gelangen, eine Handschrift der Wiener Hofbibliothek aus dem Jahr 1411 zeigt bereits eine Seilbahn mit Hanfseil und Förderkörben. Die einfachsten S. sind die Seil- oder Drahtriesen, welche zuerst durch den österreichischen Forstmann Hohenstein und die schweizerischen Förster Frankenhauser und Strübin ausgebildet sein sollen und zum Herunterschaffen von Holz und Steinen mittels des Eigengewichts dienen. Zu den Riesen läßt sich auch noch v. Dückers Bahn (erste Versuche 1861 zu Bad Öynhausen und Bochum) rechnen. Größere Verbreitung fanden die S. durch die Bemühungen von Hodgson (englisches Patent von 1868), und sie sind seitdem durch Bleichert (Leipzig-Gohlis), Otto (Schkeuditz), Obach (Wien), Pohlig (Siegen) u. a. vervollkommt worden. Die längste bestehende Seilbahn dürfte die von Obach erbaute 30,5 km lange Erz- und Kohlenbahn von Vajdahunyad in Siebenbürgen sein, welche eine Gesamtsteigung von 892 m u. freie Spannweiten bis zu 472 m besitzt und 62 mehr oder weniger tiefe Thäler überschreitet. Fig. 1 und 2 stellen das System Otto dar. Der Wagen w hängt an einem obern Laufseil l, das sich auch durch eine feste Schiene ersetzen läßt, und wird von einem untern Zugseil g gezogen. Jede Fahrrichtung hat ihren eignen Laufstrang, und das Zugseil geht ohne Ende durch und wird fortwährend bewegt. An den Beladestellen werden die vollen Förderwagen an das Zugseil gekuppelt, an den Entladestellen selbstthätig abgekuppelt. Bei starker Steigung wird das Zugseil mit Hülsen (Mitnehmerknoten) versehen, in deren Abständen die mit einer Klauenkuppelung ausgerüsteten Wagen einander folgen können, bei schwacher genügt glattes Seil und die beliebige Wagenabstände gestattende Scheibenkuppelung Fig. 3 u. 4. Letztere besteht aus zwei Scheiben, deren eine a an den Quersteg S des Wagengehänges angeschraubt, deren andre b um einen in a befestigten Bolzen c drehbar ist. Beim Ankuppeln legt der Arbeiter zunächst das Zugseil g oben zwischen die Scheiben a u. b. Für gewöhnlich werden die Scheiben nämlich durch die Feder f in solcher Entfernung voneinander gehalten, daß sich das Zugseil bequem einlegen und ausheben läßt. Der Kopf des Bolzens ist

^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Seilbahn, System Otto.]