Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

850

Sellasia - Selvatico.

Deputierter die politische Laufbahn und schloß sich an Cavour an. Bereits 1862 im Ministerium Rattazzi war er Finanzminister (3. März bis 8. Sept.), zum zweitenmal 18. Sept. 1864 bis 31. Dez. 1865 unter Lamarmora; damals führte er die Vermögens- und die Mahlsteuer ein, von denen die letztere ihm viel Verdruß bereitete und viele Angriffe zuzog. Im Dezember 1869 übernahm er zum drittenmal im Ministerium Lanza das Finanzministerium und bemühte sich mit Erfolg, das Defizit aus dem Staatshaushalt zu beseitigen; auch zeigte er sich in den übrigen politischen Fragen als einen tüchtigen, begabten und parlamentarisch geschulten Staatsmann. Die Nichtberatung einiger neuer von ihm beantragter Steuervorlagen durch die Kammer bewog ihn, mit dem ganzen Ministerium im Juli 1873 seine Entlassung zu nehmen, worauf er an die Spitze der Opposition trat. Nach dem Sturz der Consorteria, der er als einer ihrer begabtesten Führer einst selbst angehört hatte, bemühte er sich 1876 eifrig, aber ohne Erfolg, um eine Rekonstruktion der gemäßigten Partei. Er reorganisierte die Accademia dei Lincei, deren Präsident er wurde, und gründete den Italienischen Alpenklub. Er starb 14. März 1884 in Biella. Vgl. A. W. Hofmann, Zur Erinnerung an Q. S. (Berl. 1886); Guiccioli, Quint. S. (Rovigo 1887-88, 2 Bde.).

Sellasia, Stadt in der altgriech. Landschaft Lakonien, am Fluß Önus, nördlich von Sparta, berühmt durch die Schlacht, welche Kleomenes III. 221 v. Chr. hier gegen Antigonos Doson von Makedonien und den Achäischen Bund verlor, und durch welche das Schicksal Spartas entschieden wurde.

Sellen, bei Homer Name der Priester des Zeusorakels zu Dodona, welche aus dem Rauschen der Eiche den Willen des Gottes deuteten.

Sellény, Joseph, Maler, geb. 2. Febr. 1824 zu Mödling bei Wien, machte seine Studien an der Wiener Akademie und ging mit Ender nach Tirol, der Lombardei und Venedig; später besuchte er als Pensionär der Akademie noch Rom, Neapel und Sizilien. Er machte dann die Weltumseglung der Novara mit und hat die zahlreichen Illustrationen zur Beschreibung dieser Fahrt gezeichnet und trefflich lithographiert. Später begleitete er den Erzherzog Maximilian, nachherigen Kaiser von Mexiko, auf Reisen in Nordafrika, nach den Kapverdischen und Kanarischen Inseln und nach Brasilien. Hierauf ließ er sich in Wien nieder. Er starb 22. Mai 1875 in der Irrenanstalt zu Inzersdorf bei Wien. Seine durch Farbenpracht und Unmittelbarkeit der Darstellung ausgezeichneten Landschaften behandeln meist auf der letzten Reise gesammelte Motive. Die hervorragendsten sind: die Insel St. Paul, Madeira, Felsentempel von Mahamalaipur, Aroideengruppe, Kap der Guten Hoffnung, australischer Urwald.

Sellerie, Pflanzengattung, s. Apium.

Selles (spr. ssäl, S. sur Cher), Stadt im franz. Departement Loir-et-Cher, Arrondissement Romorantin, am Cher und der Eisenbahn Tours-Vierzon, hat Weinbau, Schifferei und Holzflößerei und (1881) 3162 Einwohner.

Sellin, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Rügen, in waldiger Gegend auf der Halbinsel Mönchgut, hat ein Seebad und (1885) 230 Einw.

Selling-Stakes (engl., sselling-stehks, Verkaufsrennen), Rennen, bei denen der Sieger zu einem bestimmten Preis abgegeben werden muß und zwar entweder an einen der konkurrierenden Mitreiter im Rennen in der Reihenfolge, wie diese einkommen, oder an einen ausgedehntern Kreis von Konkurrenten.

Sellsche Lampe, s. Schwefelkohlenstoff.

Selma, Stadt im nordamerikan. Staat Alabama, am Alabamafluß, liegt inmitten reicher Plantagen und hat (1880) 7529 Einw. Am 2. April 1865 wurde S. von den Unionstruppen unter General Wilson eingenommen und teilweise eingeäschert.

Selmentsee, See im ostpreuß. Kreis Lyck, ist 13 km lang und 3 km breit, nimmt den Leegenfluß auf und fließt im Malkienfluß durch den Statzer See zum Lyckfluß ab.

Selneccer, Nikolaus, namhafter Theolog des Reformationszeitalters, geb. 15. Dez. 1530 zu Hersbruck bei Nürnberg, studierte in Wittenberg, wo er in Melanchthons Haus Aufnahme fand, ward 1558 Hofprediger zu Dresden, 1561 Professor der Theologie in Jena und, 1568 als Philippist dieser Stelle entsetzt, Professor zu Leipzig, 1570 Hofprediger und Kirchenrat in Wolfenbüttel, in welcher Stellung er die Universität zu Helmstädt gründete, kehrte 1574 als Pastor nach Leipzig zurück, wandte sich nun vom Philippismus ab, wurde deshalb seines Amtes entsetzt, erhielt die Superintendentur in Hildesheim und starb 24. Mai 1592 in Leipzig. S. hatte hervorragenden Anteil an der Konkordienformel genommen, 175 Druckschriften geliefert, unter welchen hervorzuheben sind: "Institutio religionis christianae" (1572) und das "Examen ordinandorum", erstere Schrift im Geist Melanchthons, letztere im Sinn des strengen Luthertums. Auch hat S. viele Kirchenlieder (neue Ausg., Halle 1855) gedichtet.

Selongey (spr. ss'longschä, Stadt im franz. Departement Côte d'Or, Arrondissement Dijon, an der Eisenbahn von Chalindrey nach Is sur Tille, mit Merinoschafzucht, Tuch- und Hutfabrikation, Wein- und Gemüsebau und (1881) 1294 Einw.

Selsea (Selsey, spr. sséllssi), Dorf an der Küste der engl. Grafschaft Sussex, wo Wilfrid 680 das erste katholische Kloster in England gründete, mit (1881) 901 Einw. Dabei das Vorgebirge S.-Bill.

Selters, 1) wegen seiner alkalisch-muriatischen Quellen ("Selterser Wasser") berühmtes Dorf, s. Niederselters. Unweit das Dorf Oberselters, mit 567 Einw. und ganz ähnlichen Quellen, die von einer Privatgesellschaft gefaßt worden sind und zum Versand verwendet werden. -

2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Unterwesterwaldkreis, an der Sayn und an der Linie Siershahn-Altenkirchen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Fabrikation von Mineralfarben und Steinplatten und (1885) 1062 Einw. -

3) Dorf in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen, unweit der Nidder, hat einen Mineralbrunnen (erdig-alkalisch-muriatischer Sauerbrunnen), der vorzüglich gegen Katarrh, Blasenleiden etc. gebraucht und jährlich in über 1 Mill. Krügen versandt wird, und (1885) 319 Einw.

Selterwasser, s. Mineralwässer, S. 654.

Seltschan, Stadt in Böhmen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine gotische Dechanteikirche, Steinbrüche, eine Dampfmühle, Spiritusbrennerei und (1880) 2539 Einw.

Selvatico, Pietro, Marchese, ital. Kunsthistoriker, geb. 27. April 1803 zu Padua, bildete sich zum Maler und Architekten aus, machte dann Reisen in Italien und im Ausland und trat nach seiner Heimkehr mit kunstgeschichtlichen und kunstkritischen Werken hervor, von denen zu nennen sind: "La cappellina degli Scrovegni in Padova ed i freschi di Giotto in essa contenuti" (Pad. 1836); "Sull' educazione del pittore storico odierno italiano" (das.