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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Serrasalmo; Serratula; Serratus; Serravalle; Serravezza; Serre; Serres fines; Serret; Serrure

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Serrasalmo - Serrure.

stellte sich an die Spitze der provisorischen Regierung in Barcelona. Im Ministerium Lopez hatte er das Portefeuille des Kriegs. Nach Einführung der Konstitution 1845 ward er zum Senator ernannt. Sein angenehmes Äußere erwarb ihm die Gunst der Königin Isabella, deren Geliebter er ward, was den Neid andrer Machthaber erweckte; er wurde daher im Oktober 1847 durch seine Ernennung zum Generalkapitän von Granada aus Madrid entfernt. Anfang 1852 zum Generaldirektor der Artillerie befördert, ward er wegen seines Anteils am Aufstand in Saragossa 1854 kurze Zeit verbannt, schloß sich dann an O'Donnell an, der ihn zum Generalkapitän von Neukastilien beförderte, war bei der Niederwerfung der radikalen Progressisten im Juli 1856 thätig, ward Generalkapitän der Armee und Botschafter zu Paris, 1858 Generalkapitän von Cuba und, nachdem er 1861 San Domingo für Spanien erworben, zum Herzog de la Torre erhoben, kehrte 1862 von Cuba zurück und leitete bis März 1863 das Auswärtige Ministerium. Als 1865 O'Donnell, dem S. mit großer Treue anhing, aufs neue an die Spitze der Regierung trat, erhielt S. den Vorsitz im Senat. Als er aber im Dezember 1866 gegen die Verzögerung der Berufung der Cortes durch das Ministerium Narvaez an der Spitze der Opposition der Königin einen Protest überreichen sollte, ward er nach den Balearen gebracht, jedoch nach wenigen Wochen wieder in Freiheit gesetzt. Im Juli 1868 ward er als Führer der liberalen Union wegen Anteils am Komplott zum Zweck der Thronerhebung des Herzogs von Montpensier abermals verhaftet und nach den Kanarischen Inseln deportiert. Beim Septemberaufstand 1868 gehörte er ungeachtet der frühern intimen Beziehungen zu der Königin Isabella zu den Führern desselben und schlug die treugebliebenen Truppen unter dem General Pavia 28. Sept. bei der Brücke von Alcolea. Nach Vertreibung der Königin ging die oberste Leitung des Staats, da die Parteien sich über einen neuen König nicht einigen konnten, zunächst an S. über, welcher den Vorsitz in dem neugebildeten Ministerium übernahm und Ehrenpräsident der Zentraljunta wurde. Am 16. Juni 1869 ward er zum Regenten mit dem Titel Hoheit erwählt und behielt diese Würde bis zum Regierungsantritt des Königs Amadeus. Als Oberbefehlshaber gegen den Karlistenaufstand im Mai 1872 beendete er denselben scheinbar durch die Konvention von Amorevieta, ward dann Ministerpräsident, trat aber wieder zurück, als der König seinen Plan eines absolutistischen Staatsstreichs nicht billigte. Der Anarchie unter der Republik machte er 4. Jan. 1874 durch Sprengung der Cortes ein Ende, trat als Präsident der Exekutivgewalt an die Spitze des Staats, führte den Krieg gegen die Karlisten nicht unglücklich, aber ohne entscheidende Erfolge und ward Ende 1874 durch Alfons' XII. Thronerhebung plötzlich beseitigt. 1882 stellte er sich an die Spitze der Partei der dynastischen Linken, ward unter dem Ministerium Posada-Herrera im November 1883 als Botschafter nach Paris geschickt, nahm aber nach dessen Rücktritt im Februar 1884 seine Entlassung. Er starb 26. Nov. 1885 in Madrid.

Serrasalmo, Sägesalmler.

Serratula L. (Scharte), Gattung aus der Familie der Kompositen, ausdauernde Kräuter mit einfachem oder oberwärts ästigem Stengel, abwechselnden, gezahnten oder leierförmig fiederspaltigen Blättern, roten, selten weißen Blüten und mehrreihigem, pinselförmigem Pappus. Etwa 30 Arten auf der östlichen Erdhälfte. S. tinctoria L. (Färberdistel, Färberscharte), mit 1 m hohem, kahlem, mit scharfen Riefen versehenem, oben ästigem Stengel, ungeteilten, scharf gesägten, auch fiederspaltigen Blättern und doldentraubig gestellten, purpurnen Blüten, wächst in Mitteleuropa. Man benutzt die Blätter zum Gelbfärben und zur Bereitung von Schüttgelb, seit Einführung der Quercitronrinde aber viel weniger als früher.

Serratus (lat.), gesägt, s. Blatt, S. 1014.

Serravalle, Stadt, s. Vittorio.

Serravezza, Flecken in der ital. Provinz Lucca, am Zusammenfluß des Rimagno und der Ruosina, welche vereint den Namen S. erhalten, an der Eisenbahn Genua-Pisa, hat berühmte Marmorbrüche (von Michelangelo im Auftrag Leos X. 1517 angelegt), Marmorschneidemühlen und (1881) 2015 Einw. Zu S. gehört auch das Dorf Ripa mit in neuerer Zeit eröffneten Quecksilber- und Zinnobergruben.

Serre, Johann Friedrich Anton, durch gemeinnützige Bestrebungen bekannt geworden, geb. 1789 zu Bromberg, studierte in Frankfurt a. O. die Rechte, trat Ende 1812 als freiwilliger Jäger in die Armee, ward später als Hauptmann dem Militärgouverneur von Sachsen, General v. Gaudy, in Dresden beigegeben, wo er dann als Major seinen Abschied nahm und sich bleibend niederließ. Er starb 3. März 1864 auf seinem Gut Maxen. S. erwarb sich als Gönner und Förderer der Kunst und durch zahlreiche gemeinnützige Unternehmungen vielfache Verdienste, gründete in der Nähe seines Gutes Maxen die sogen. Waisenkolonien und veranstaltete 1859 zum Besten der Schiller-Stiftung (s. d.) die Schiller-Lotterie.

Serres fines (franz., spr. ssähr fihn), kleine federnde Stahlklemmen zum Wundverschluß.

Serret (spr. sserrä), Joseph Alfred, Mathematiker, geb. 30. Aug. 1819 zu Paris, wurde 1840 Artillerie-Unterleutnant, 1848 Examinator an der polytechnischen Schule, 1861 Professor am Collège de France daselbst und starb Anfang März 1885. Er schrieb: "Cours d'algèbre supérieure" (4. Aufl. 1879, 2 Bde.; deutsch von Wertheim, 2. Aufl., Leipz. 1878-79, 2 Bde.); "Cours de calcul différential et intégral" (2. Aufl. 1879-80, 2 Bde.; deutsch von Harnack, Leipz. 1884-85, 2 Bde.); "Traité de trigonométrie" (7. Aufl. 1887). S. gab auch die Werke von Lagrange heraus.

Serrure (spr. sserrühr), Constant Philippe, verdienstvoller vläm. Gelehrter, geb. 22. Sept. 1805 zu Antwerpen, studierte in Löwen Geschichte und Rechtswissenschaft, wurde 1832 Archivar von Ostflandern, aber schon nach drei Jahren als Professor der vaterländischen Geschichte an die Hochschule zu Gent berufen. Hier gründete er mit einigen Gleichgesinnten unter dem Titel: "Nederduitsche Letteroefeningen" die erste vlämische Zeitschrift, setzte zu derselben Zeit im Verein mit Warnkönig und van Lokeren den "Messager des sciences et des arts en Belgique" fort und stiftete mit Blommaert 1839 die Vlämische Bibliophilengesellschaft in Gent. Auch am Zustandekommen der spätern sogen. niederländischen Sprachkongresse hatte er wesentlichen Anteil. Zugleich war er ein fleißiger Mitarbeiter an allen bedeutenden vlämischen Zeitschriften und Herausgeber vieler alter vlämischer Chroniken und Rittergedichte, wie z. B.: "Kronyk van Vlaenderen" (Gent 1839-40, 2 Bde.); "De Grimbergsche oorlog" (das. 1852-54). Von eignen Schriften sind besonders der "Catalogue du cabinet de médailles du prince de Ligne" (Gent 1847), bis heute das beste Handbuch für belgische Münzkunde, und das "Vaderlandsche Museum" für niederländische Litteratur, Geschichte und Altertums-^[folgende Seite]