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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Seuffert; Seufzen; Seulingswald; Seume; Seuse; Sevenbaum; Sevennen; Sevenoaks; Sever

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Seuffert - Sever.

An seinen Ufern wird der Seudreswein, weißer und roter Wein, gebaut.

Seuffert, Johann Adam von, hervorragender bayr. Jurist, geb. 15. März 1794 zu Würzburg, studierte daselbst 1809-14, worauf er den Feldzug gegen Frankreich als Leutnant der freiwilligen Jäger mitmachte, und habilitierte sich 1815 in Göttingen als Privatdozent für Geschichte und Staatswissenschaften. 1816 an die Universität Würzburg übergesiedelt, wurde er hier in rascher Folge 1817 außerordentlicher, 1819 ordentlicher Professor des römischen Rechts und bayrischen Zivilrechts. 1831 wählte ihn die Universität zu ihrem Vertreter für die Ständeversammlung, deren zweiter Präsident er ward. 1834 ging er als Appellationsgerichtsrat nach Ansbach, schied jedoch 1839 aus dem Staatsdienst und lebte seitdem in München, wo er 8. Mai 1857 starb. Er hat sich um die bayrische und deutsche Rechtspflege große Verdienste erworben durch seinen "Kommentar über die bayrische Gerichtsordnung" (Erlang. 1836 bis 1842, 4 Bde.; 2. Aufl. 1853-58) und durch Begründung der "Blätter für Rechtsanwendung zunächst in Bayern" (1836) sowie des "Archivs für Entscheidungen der obersten Gerichte in den deutschen Staaten" (Münch. 1847-57, 11 Bde.; fortgesetzt von seinem Sohn E. A. S., Bd. 12-15, 1859-62; dann von A. F. W. Preusser, Bd. 16-34, 1863-1879, und von H. F. Schütt, Bd. 35 ff., 1880 ff.; neuer Abdruck 1866 ff.). Unter seinen sonstigen Schriften ist ausgezeichnet das "Lehrbuch des praktischen Pandektenrechts" (Würzb. 1823-25, 3 Bde.; 4. Aufl., besorgt von seinem Sohn E. A. S., das. 1860-70). - Sein ältester Sohn, Ernst August S., geb. 1. Sept. 1829 zu Würzburg, seit 1857 außerordentlicher, seit 1864 ordentlicher Professor der Rechte zu München, schrieb: "Das gesetzliche Veräußerungsverbot bei Singular- und Universalvermächtnissen" (Münch. 1854).

Seufzen, unwillkürliche Modifikation der Respiration, wobei zwischen dem gewöhnlichen Atmen ein Atemzug mit tiefer Inspiration und Exspiration erscheint, der von einem eignen Ton (Seufzer) begleitet ist, indem der Luftzug mehr oder weniger rasch durch die Stimmritze geht.

Seulingswald (Sillingswald), niedriges Sandsteingebirge zwischen Werra und Fulda im preuß. Regierungsbezirk Kassel, nördlich von dem Flecken Friedewald, zieht sich von O. nach W., ist schön bewaldet und erreicht im Nadelöhr 483 m Höhe.

Seume, Johann Gottfried, Schriftsteller, ward als der Sohn eines Landmanns 29. Jan. 1763 zu Poserna bei Weißenfels geboren. Sein Vater übernahm 1770 die Pachtung eines Gutes in Knautkleeberg bei Leipzig, starb aber schon 1775, die Familie in Armut zurücklassend. Ein Graf von Hohenthal-Knauthain nahm sich Seumes an, schickte ihn zum Rektor Korbinsky in Borna, später auf die Nikolaischule und dann auf die Universität in Leipzig. Das theologische Studium Seumes wurde hier durch dessen besonders von der Lektüre Shaftesburys und Bolingbrokes angeregten Skeptizismus gekreuzt, und der Jüngling beschloß, um mit seinem Gewissen nicht in Zwiespalt zu geraten, in das Weite zu ziehen und zwar nach Paris. Auf der Wanderung dahin von hessischen Werbern ergriffen und den vom Landgrafen Friedrich II. an England verkauften Truppen eingereiht, mußte S. die Fahrt nach Amerika mitmachen, wo er bis zum Frieden, ohne daß sein Regiment eigentlich am Krieg teilnahm, in Kanada die Mühsale des Lagerlebens überstand. Nach der Rückkehr desertierte er von Bremen aus, ward aber von preußischen Werbern eingefangen und nach Emden gebracht. Ein zweimaliger Fluchtversuch von hier aus mißlang, und nur durch die Gunst des Generals Courbière entging S. der Strafe des Spießrutenlaufens. Bald darauf erlangte er, nachdem ein Bürger von Emden 80 Thlr. Kaution für ihn hinterlegt hatte, Urlaub zum Besuch seiner Heimat. Er kehrte, wie er jenem gleich von vornherein angekündigt hatte, nicht in den Dienst zurück, bezahlte seine Schuld mit dem Honorar für die Übersetzung des englischen Romans "Honorie Warren" (1788), welche der Dichter Chr. Felix Weiße ihm angetragen hatte, und lebte dann in Leipzig vom Unterricht in neuern Sprachen. Bald darauf Erzieher eines jungen Grafen Igelström, ging er 1792 mit seinem Zögling nach Warschau, wurde dort Sekretär des Generals v. Igelström und russischer Offizier und durchlebte 1794 die Schrecknisse der polnischen Erhebung und der Belagerung Warschaus. Nachdem er auf Befehl der Kaiserin 1796 sich zur Begleitung des jungen Majors Muromzow nach Leipzig begeben hatte, verschloß der bald darauf erfolgte Tod Katharinas ihm die Aussicht, in russischen Diensten befördert zu werden. Der Buchhändler Göschen berief ihn nach Grimma zur Übernahme der Redaktionen bei seinen Verlagsunternehmungen. Diese Thätigkeit unterbrach S. durch seine berühmte Fußreise nach Sizilien, die er im Dezember 1801 antrat, binnen neun Monaten durch Österreich, Italien, die Schweiz, über Paris nach Leipzig zurück ausführte und in seinem allbekannten "Spaziergang nach Syrakus" (Leipz. 1803) beschrieb. Einige Jahre später machte S. eine abermalige große Reise zum Teil als Begleiter eines jungen Edelmanns nach Rußland, Finnland und Schweden, von der er in "Mein Sommer im Jahr 1805" (Leipz. 1807) berichtete. Seitdem körperlich leidend, starb er während einer in Gesellschaft Tiedges und Elisas von der Recke unternommenen Badekur 13. Juni 1810 in Teplitz. S. gehört zu den Schriftstellern, deren litterarische Bedeutung zumeist in dem persönlichen Charakter des Autors ruht. Er war ein grundehrlicher Mensch, von stolzer Unabhängigkeit, ja bäurischer Rauheit im Denken und Schreiben; er sagte in unerschütterlicher Wahrheitsliebe, was er über Menschen und Dinge dachte, und seine spartanische Genügsamkeit spiegelte sich auch in seiner herben und derben Lyrik, die aller weichern Töne ermangelte. Auch mit seinem Trauerspiel "Miltiades" (Leipz. 1808) wollte er mehr als freisinniger Patriot denn als Poet gelten. Eine interessante Autobiographie begann er in dem Buch "Mein Leben" (Leipz. 1813, fortgesetzt von C. A. H. Clodius), eine andre wichtige Episode seines stürmischen Daseins schilderten die "Nachrichten über die Vorfälle in Polen" (das. 1796). Seumes "Gedichte" erschienen zuerst 1801 in Riga; seine "Sämtlichen Werke" gab A. Wagner heraus (Leipz. 1835, 8 Bde.; 7. Aufl. 1868); eine neue Ausgabe enthält Hempels "Nationalbibliothek" (Berl. 1879, 10 Bde.).

Seuse, Heinrich, Mystiker, s. Suso.

Sevenbaum, s. v. w. Juniperus Sabina, s. Wacholder.

Sevennen, Gebirge, s. Cevennen.

Sevenoaks (spr. sséwwen-ohks, "Siebeneichen"), Stadt in der engl. Grafschaft Kent, südöstlich von London, im fruchtbaren Holmesdale, mit (1881) 6296 Einw. Dabei Knole Park, 400 Hektar groß, mit Schloß und berühmter Gemäldesammlung, und nordwestlich davon der Park von Chevening, der sich bis zu den Knockholt Beeches, 235 m ü. M., hinanzieht.

Sever (lat.), ernst, streng; davon Severität.