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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sicherheitsvorrichtungen

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Sicherheitsvorrichtungen (an Maschinen).

Wellen zu ermöglichen, benutzt man zwischen den obersten Stufen mit Blech verkleidete Hakenleitern, welche, über die Wellen gehängt, einen sichern Standpunkt gewähren, oder eine neben der Welle an der Decke aufgehängte leichte Galerie. Um das Auf- und Ablegen der Riemen während des Ganges auf die Riemenscheiben, welches noch meistenteils mit den Händen geschieht und dadurch zu Unglücksfällen Veranlassung gibt, gefahrlos zu machen, hat man verschiedenartige Riemenaufleger konstruiert. Bei Berzens Riemenaufleger ist die treibende Riemenscheibe, d. h. diejenige, welche noch weiter läuft, wenn auch der Riemen abgeworfen ist, an einer Seite mit einer spiralförmig gebogenen Fläche von der Breite des Riemens versehen, welche innerhalb eines Zentriwinkels von 180° von dem Wellenumfang bis zu einem halbkreisförmigen Stück vom Durchmesser der Riemenscheibe führt. Das kreisförmige Stück ist an der Stelle, wo die spiralförmige Fläche einmündet, ebenso breit wie diese, läuft dann aber spitz nach der Scheibe hin aus. Soll der Riemen aufgebracht werden, so wird er zuerst mit der Hand auf die stillstehende Scheibe aufgelegt, und war, während er mit seinem treibenden Trum durch die Gabel eines Ausrückers läuft und frei über der sich drehenden Welle der andern Riemenscheibe hängt, nun der Riemen mit Hilfe des Ausrückers seitlich gegen den Aufleger gedrückt, so wird er zunächst von der spiralförmigen Kurve erfaßt, gelangt von da auf das kreisförmige Stück und wird bei fernerm Andrücken des Ausrückers auf die Riemenscheibe übergeschoben. Eine Veranlassung zu Unglücksfällen ist häufig darin zu finden, daß abgeworfene Riemen direkt auf der in Bewegung befindlichen Welle aufliegen und folglich von dieser wie von einer kleinen Riemenscheibe mit herumgenommen werden. Es ist deshalb darauf zu achten, daß abgeworfene Riemen durch irgendwelche Vorrichtungen, etwa eine daruntergestellte Leiter, von der Welle entfernt gehalten werden. Alle Riemen sollten, soweit sie innerhalb des Bereichs der Arbeiter liegen, verdeckt sein. Bei an der Decke laufenden Riemen mit größerer Geschwindigkeit kommt es beim Reißen derselben häufig vor, daß das ablaufende Ende von der treibenden Scheibe mit Gewalt umhergeschleudert wird; horizontale Schutzstangen in der Nähe der treibenden Scheiben machen das Riemenschleudern unschädlich.

Von großer Wichtigkeit sind die Ausrückvorrichtungen, mittels welcher einzelne Maschinen und Apparate in und außer Thätigkeit gesetzt werden. Bei den Ausrückungen müssen die Ausrückhebel sich feststellen oder festklemmen lassen, damit nicht eine ausgerückte Maschine von selbst wieder in Gang kommt. Dies wird dadurch erreicht, daß der etwas federnde Ausrückhebel an einer Schiene entlang gleitet und an den Enden derselben in eine ausgefeilte Kerbe einschnappt, wodurch er nunmehr fest eingestellt ist. Um einen Riemen aus weiter Entfernung mit Sicherheit auszurücken, bringt Bing vor dem in horizontaler Richtung verschiebbaren Ausrücker einen vertikalen Doppelhebel an, dessen unteres Ende durch eine kurze Kette mit dem Ausrücker verbunden ist, während von dem andern eine lange Kette zu der Werkstatt hingeleitet ist. An dem Hebel ist außerdem noch ein horizontaler Arm mit einem schweren Gegengewicht angebracht, welches das Bestreben hat, den Riemen auszurücken. Bei eingerücktem Riemen ist das Ende der langen Kette, welches über eine Rolle von der Decke abwärts geführt ist, mit einem Ring an einem Haken im Fußboden der Werkstatt festgemacht. Um die Maschine auszurücken, hat man diesen Ring nur von dem Haken herabzuschieben, worauf das Gegengewicht den Ausrücker in entsprechender Weise verschiebt. Als selbstverständlich muß angenommen werden, daß sämtliche Arbeitsmaschinen mit festen und losen Riemenscheiben zu versehen sind, daß die lose Scheibe sich stets in guter Schmierung befindet, und daß ausgelaufene Losscheiben auszuwechseln oder mit in die Nabe eingesetzten Büchsen zu versehen sind, weil sonst leicht trotz der erfolgten Ausrückung die Maschine dennoch nicht vollständig zur Ruhe kommt.

Bei Räderwerken sind die Räder überall, wo sie sich im Bereich der Arbeiter befinden, zu verdecken oder einzufriedigen. So sind an Leitspindeldrehbänken die Räder mit einem Gitterwerk zu umgeben, ebenso die konischen Räder an Bohrmaschinen mit einer Blechhülle zu versehen etc. Wenn an Maschinen hervorragende Teile sich hin- und herbewegen, so sollen die Bahnen dieser Teile eingefriedigt werden, z. B. die Umsteuerungsknaggen an Hobelmaschinen. Sehr gefährlich sind die schnell gehenden Maschinen der Textilindustrie, weshalb dieselben mit entsprechenden S. zu versehen sind. An den Wölfen vor den Zuführungswalzen, in welche die Arbeiter leicht mit den Fingern hineingeraten können, sind über dem Zuführungstuch Holzwalzen anzubringen, deren Achsen in vertikalen Schlitzlagern frei auf- und abspielen. Bei den Krempelmaschinen müssen die Gestelle so verschlagen sein, daß von unten her niemand in die arbeitenden Trommeln eingreifen kann etc.

Nicht minder gefahrdrohend sind schnell laufende Kreissägen, Bandsägen, Fräsmaschinen, Hobelmaschinen etc. Bei Kreissägen wird der über den Tisch hervorragende Teil der Säge mit einer Blechkappe umgeben, welche an einem hinter der Säge drehbaren und an seiner Verlängerung ein Gegengewicht tragenden Hebel befestigt ist und vorn eine aufwärts gebogene Schiene hat. Die Kappe läßt jedoch noch die hintern aufsteigenden Sägezähne frei, und diese werden durch ein auf dem Tisch befestigtes Spaltenmesser, d. h. einen bis dicht an die Zähne reichenden, kreisförmig ausgeschnittenen Blechstreifen von der Breite des durch die Säge hervorgebrachten Schnittes, geschützt. Wird ein Stück Holz gegen die Säge geführt, so hebt es, unter den aufgebogenen Schienen entlang streichend, die Kappe so weit, daß es gerade unter derselben zur Säge gelangen kann, und wird hinter der Säge durch das Spaltenmesser geführt, wodurch verhindert wird, daß das Holzstück von den aufsteigenden Zähnen erfaßt und etwa dem Arbeiter an den Kopf geschleudert wird. Nach dem Durchschneiden des Holzes legt sich die Kappe mit der gebogenen Schiene auf den Tisch und verdeckt die Säge wieder.

Sehr schnell rotierende schwere Teile an Arbeitsmaschinen, als Schmirgelscheiben, Schleifsteine, Zentrifugen etc., sind mit einem Panzer zu umgeben, der bei dem etwa durch die Zentrifugalkraft herbeigeführten Springen dieser Teile die Sprengstücke auffängt. Der Panzer soll aus starkem Schmiedeeisenblech bestehen und bei Schleifsteinen nur an der Stelle durchbrochen sein, wo das Arbeitsstück an den Stein zu halten ist. Der Stein wird zwischen zwei eisernen Scheiben und mit diesen zwischen einem Ansatz der abgedrehten Welle und einer auf das Gewinde der Welle geschraubten Mutter festgeklemmt. Es empfiehlt sich außerdem, zwischen die Scheiben und den Stein je eine Lage Filz zu legen.

Bezüglich der Hebemaschinen (Kräne, Winden etc.) wird empfohlen, die Ketten öfters, wenigstens