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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sigurdssohn; Sigwart; Sihl; Sihr; Sikanderabad; Sikandra; Sikh

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Sigurdssohn - Sikh.

den des Perseus, in seiner teilweisen Unverletzlichkeit zum Achill stellt. Die mythischen Hauptelemente in der Sigurd-, resp. Siegfriedsage sind: 1) der verhängnisvolle, den Zwergen abgenommene Schatz nebst Helm (Tarnhut) und Schwert; 2) der Kampf mit dem Drachen und die wohl ursprünglich mit demselben zusammenhängende Befreiung einer Jungfrau (Sonnenfrau), welcher letztere Zug dann selbständige Gestaltung gewonnen hat und sich in dieser widerspiegelt in der Erlösung der in der Waberlohe (des Gewitterfeuers) sich befindenden Sonnenfrau Brunhilde (in Parallele zu der entsprechenden Szenerie des Märchens vom Dornröschen); 3) der bald nach seinem Sieg eintretende Tod des Gewitterhelden selbst sowie endlich, daß er nicht für sich, sondern für einen andern, seinen Freund (Stallbruder, wie die Färöerlieder sagen), die Maid erlöst hatte, was auch in ähnlicher Weise in griechischen Sagen wiederkehrt. So gewinnt z. B. Theseus die Ariadne eigentlich für Dionysos, Achill kämpft um Helena für Menelaos (während daneben Achill und Helena, ähnlich wie S. und Brunhilde, auch als miteinander vermählt gelten), so tötet Herakles den Drachen, gibt die Jungfrau aber, die er befreit, seinem Gefährten Telamon etc. Über die Litteratur vgl. Siegfried.

Sigurdssohn, Jón, isländ. Gelehrter, geb. 17. Juni 1811 zu Rafnseyri im nordwestlichen Island als Sohn eines Pfarrers, wurde Sekretär des gelehrten Bischofs Steingrimur Jonsson und ging 1833 nach Kopenhagen, wo er die erforderlichen Examina bestand. 1835 wurde er an der Arna-Magnäanischen Bibliothek angestellt sowie 1840 Sekretär und 1851 Präsident der isländischen litterarischen Gesellschaft Bokmentafjelag. Er gab außer vielen Abhandlungen in skandinavischen Zeitschriften das "Diplomatarium islandicum", statistische Übersichten über Island ("Skýrslur um Landshagi") und eine Biographie Franklins heraus. Seit 1840 trat er als Vorkämpfer der Rechte des isländischen Volkes auf Autonomie und Wiederherstellung seiner alten gesetzgebenden Versammlung, des Althings, auf, ward, als die dänische Regierung 1845 ein Althing mit beratender Stimme einsetzte, in dasselbe gewählt und war seit 1847 Sprecher ("forseti", wie man ihn auch gewöhnlich nannte) desselben. Seine politischen Ansichten verbreitete er in der von ihm gegründeten Zeitschrift "Ny Fèlagsrit" (1841-73). Seine Bemühungen, das dänische Handelsmonopol zu beseitigen (1854) und für sein Vaterland die volle Freiheit vom dänischen Parlament zu erringen, waren von Erfolg: 1874 erhielt Island eine freie Verfassung und ein Althing mit gesetzgebender Gewalt, welches S. eine Pension von 3200 Kronen bewilligte und seine reiche Bibliothek für Island ankaufte. Er starb 7. Dez. 1879 in Kopenhagen. Vgl. seinen Nekrolog von K. Maurer ("Zur politischen Geschichte Islands", Leipz. 1880).

Sigwart (Siegwart), Roman, s. Miller 1).

Sigwart, 1) Christoph Wilhelm von, philosoph. Schriftsteller, geb. 1789 zu Remmingsheim im Württembergischen, war Professor der Philosophie in Tübingen, ward 1841 Generalsuperintendent zu Hall, starb als Prälat in Stuttgart 1844. Er schrieb unter anderm: "Über den Zusammenhang des Spinozismus mit der Cartesianischen Philosophie" (Tübing. 1816); "Handbuch der theoretischen Philosophie" (das. 1820); "Handbuch zu Vorlesungen über die Logik" (3. Aufl., das. 1835); "Grundzüge der Anthropologie" (das. 1827); "Der Spinozismus" (das. 1839); "Geschichte der Philosophie" (das. 1844, 3 Bde.).

2) Christoph von, Sohn des vorigen, geb. 28. März 1830 zu Tübingen, studierte Theologie und Philosophie und lebt als ordentlicher Professor der Philosophie in seiner Vaterstadt. Er schrieb: "Ulrich Zwingli; der Charakter seiner Theologie, mit besonderer Rücksicht auf Picus von Mirandula dargestellt" (Stuttg. 1855); "Spinozas Traktat von Gott, dem Menschen und der Glückseligkeit" (Gotha 1866); "Logik" (2. Aufl., Freib. 1873-78, 2 Bde.; 2. Aufl. 1888); "Kleine Schriften" (das. 1881, 2 Bde.); "Vorfragen der Ethik" (das. 1886); "Die Impersonalien" (das. 1888).

Sihl, Nebenfluß der Limmat in der Schweiz, 68 km lang, entspringt in den Wildnissen des Drusbergs (Schwyzer Alpen), versiegt auf eine Strecke von 2 km im moorigen Thalboden, um bei Studen, 895 m ü. M., aus dem Wiesengrund neu aufzuquellen, nimmt hierauf ihren zweiten Quellfluß auf und beschreibt zunächst den Rand des Plateaus von Einsiedeln (881 m), wo ihr auch der Alpbach zufließt. Bei Schindellegi (s. d.), noch 757 m ü. M., betritt sie eine mehrere Stunden lange waldige Schlucht, fließt hierauf durch das enge Thal, welches zwischen der Albiskette und den linksseitigen Uferhöhen des Zürichsees eingebettet liegt, und mündet (406 m) unmittelbar unterhalb Zürich. Auf dem Sihlfeld (bei der Kapelle St. Jakob) fand im alten Zürichkrieg ein Kampf der Eidgenossen gegen die verbündeten Züricher und Österreicher statt (22. Juli 1443). Ebendaselbst 25. Sept. 1799 Sieg der Franzosen unter Masséna über die Russen unter Korsakow.

Sihr (Seer), Handelsgewicht in Ostindien, = 1/40 Maund (s. d.); in Surate Einheit des Handels-, Gold- und Silbergewichts, = 424,56 g.

Sikanderabad, große militär. Station der Engländer in Indien, 16 km nördlich von Haidarabad (s. d.).

Sikandra, Dorf im Distrikt Agra der britisch-ind. Nordwestprovinzen, mit prachtvollem Grabmal Akbars und einem von der Church Mission in England unterhaltenen Waisenhaus.

Sikh (Seihks), ursprünglich eine von Nanak (geb. 1469) im Pandschab in Ostindien gegründete religiöse Sekte, welcher sich vornehmlich Dschat anschlossen, wurde durch Gowinda Anfang des 18. Jahrh. zum auserwählten Volk erklärt und erhielt eine militärische Verfassung auf theokratischer Grundlage. Die Religion der S. ist im ganzen eine deistische Moral; ihr Gottesdienst besteht in Absingung von Liedern, im Gebet um Kraft zu guten Handlungen und in Liebesmahlen. Das Priesteramt versehen die Udasi genannten asketischen Nachfolger Nanaks; der Haupttempel steht in Amritsar (s. d.). Die Mogulkaiser zu Dehli verfolgten sofort die neue Lehre, und dies führte zur Bildung der Khalsa genannten politischen Einigung, wobei die einzelnen Fürsten in zwölf Misl oder Verbrüderungen zu einander traten, jedoch ein gemeinsames Oberhaupt nicht anerkannten. Unter Gowinda mußten sie sich vor den wuchtigen Schlägen des Kaisers Aurengzib zu Dehli in die Vorberge des Himalaja zurückziehen; unter den Einfällen der Afghanen gewannen sie Land. Wenn auch mehrfach geschlagen, blieben sie 1767 Herren alles Landes zwischen dem Fluß Dschamna im Osten und der Stadt Rawalpindi im Westen. 1788 kamen die Ostsikh vorübergehend in Abhängigkeit von den Marathen. Großen Einfluß gewannen die S. unter Randschit Singh (geb. 2. Nov. 1780), der sich 1798 durch Gewalt und List in den Besitz von Lahor setzte, die Bundesrepublik zu einem einzigen Staat umbildete und von hier aus mit militärischem Despotismus regierte. Zugleich schloß er 1806 einen Freundschafts-^[folgende Seite]