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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sklera - Skobelew.

des Völkerrechts, wie solche von den Signatarmächten anerkannt werden, der Sklavenhandel verboten ist und die Operationen, welche zu Land oder zur See diesem Handel Sklaven zuführen, ebenfalls als verboten anzusehen sind, so erklären die Mächte, welche in den das konventionelle Congobecken bildenden Gebieten Souveränitätsrechte oder einen Einfluß ausüben oder ausüben werden, daß diese Gebiete weder als Markt noch als Durchgangsstraße für den Handel mit Sklaven, gleichviel welcher Rasse, benutzt werden sollen. Jede dieser Mächte verpflichtet sich zur Anwendung aller ihr zu Gebote stehenden Mittel, um diesem Handel ein Ende zu machen und diejenigen, welche ihm obliegen, zu bestrafen." Diese Verpflichtung erstreckt sich auf die 14 Staaten, welche die Berliner Generalakte unterzeichnet haben, sowie auf den Congostaat. Um aber der Sklavenausfuhr in Ostafrika wirksam zu begegnen, welche namentlich von Sansibar aus auf arabischen Dhaus unter französischer Flagge schwunghaft betrieben ward, erklärten Deutschland und England vom 2. Dez. 1888 ab die Küstenlinie des Sultanats von Sansibar in den Blockadezustand; doch ward diese Blockade nur gegen die Einfuhr von Kriegsmaterial und die Ausfuhr von Sklaven gerichtet. Im Anschluß hieran erklärte auch Portugal den nördlichen Teil des portugiesischen Gebiets an der Ostküste von Afrika in den Blockadezustand. Demnächst schloß sich auch Italien der ostafrikanischen Blockade an. Die Bemühungen des Kardinals Lavigerie, welcher im Sommer 1888 in Brüssel, Paris, London und Lissabon Missionsvorträge über die S. in Afrika hielt, fanden den Beifall und die Unterstützung des Papstes. Sie wurden in Deutschland von Versammlungen in Köln und Freiburg i. Br. und von der Zentrumsfraktion des Reichstags unterstützt, welch letzterer 14. Dez. 1888 eine gegen den Negerhandel und die Sklavenjagden gerichtete Resolution "Windthorst" annahm. Die im Februar 1889 mit Unterstützung des Reichs ermöglichte Expedition des Hauptmanns Wißmann nach Ostafrika ist mit auf die Bekämpfung des Sklavenhandels gerichtet. Vgl. Kapp, Die Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten (2. Aufl., Götting. 1858); Derselbe, Geschichte der S. in den Vereinigten Staaten (Hamb. 1861); Wilson, History of the rise and fall of the slave power in America (Bost. 1872, 3 Bde.); Cooper, Der verlorne Weltteil (deutsch, Berl. 1877); Gareis, Der Sklavenhandel, das Völkerrecht und das deutsche Recht (das. 1885); "Wider die S." (Düsseld. 1888); Wißmann, Unter deutscher Flagge quer durch Afrika (2. Aufl., Berl. 1889); Wallon, Histoire de l'esclavage dans l'antiquité (2. Aufl., Par. 1879, 3 Bde.).

Sklera, die harte Augenhaut (s. Auge, S. 74).

Sklerantheen, Unterfamilie d. Karyophylleen (s. d.).

Sklerēm (Skleroderma, griech., "harte Haut"), Krankheit Neugeborner, die sich in auffallender Härte der Haut äußert. Es scheint zwei Formen des Sklerems zu geben, deren eine auf Ödem beruht, während für die andre Wucherung des Bindegewebes in der Fettschicht angenommen wird. Letztere Deutung ist sehr zweifelhaft, es ist über Ursache und Wesen des Sklerems nichts bekannt; die vom S. befallenen Kinder sterben ohne Ausnahme.

Sklerenchym (griech.), in der Botanik ein Parenchym, dessen Zellen stark verdickte und inkrustierte Membranen besitzen, und welches daher durch seine Härte von dem übrigen Parenchym sich unterscheidet, besonders in der Rinde unter der Epidermis oder in der Nähe der Gefäßbündel.

Sklerītis (griech.), Entzündung der Sklera (s. d.).

Skleroklās (Arsenomelan, Bleiarsenglanz, Sartorit), Mineral aus der Ordnung der Sulfosalze, kristallisiert rhombisch in säulen-, nadelförmigen und faserigen Kristallen, ist lebhaft metallglänzend, stahlgrau, äußerst spröde und zerbrechlich, Härte 3, spez. Gew. 5,39, besteht aus Schwefelblei und Schwefelarsen PbS+As2S3 ^[PbS+As_{2}S_{3}] mit 42,68 Blei und 30,93 Arsen, findet sich mit Realgar und Schwefelkies im Dolomit des Binnenthals in Oberwallis.

Skleromēter, s. Härte.

Sklerōse (griech.), Verhärtung; in der Pflanzenanatomie Verholzung und Hartwerden der Zellwand.

Sklerotĭen (griech., Hartpilze), knollenähnliche Körper an vielen Pilzmycelien, welche Reservestoffe in sich aufspeichern und nach längerm Ruhezustand neue Zweige treiben, die zu Fruchtträgern auswachsen. Bei den Sklerotienkrankheiten treten in den absterbenden Pflanzenteilen harte, meist knollenförmige Dauermycelien, die sogen. S. bestimmter Peziza-Arten, auf. Die durch Peziza sclerotioides Lib. verursachte Rapskrankheit zeigt sich in einem vorzeitigen Gelbwerden und Absterben der Rapspflanzen. Im Innern der absterbenden Stengel findet man die schwarzen, knollenförmigen S., durch welche der Pilz zu überwintern vermag. Das Mycelium des letztern durchwuchert die Rinde und das Mark von Stengeln und Wurzeln und treibt durch die Epidermis nach außen verzweigte Konidienträger, die früher als eine Schimmelpilzform unter dem Namen Botrytis cinerea Pers. beschrieben worden sind. Nach dem Absterben der Pflanze vermag der Pilz saprophytisch auf den faulenden Pflanzenteilen und im Boden weiter zu wachsen. Durch Infektion mit den Botrytis-Sporen läßt sich die Krankheit hervorrufen. Aus den überwinternden S. geht im Frühjahr eine zweite Fruchtform in Gestalt bräunlichgrauer, wachsartig fleischiger Becher hervor, welche keulenförmige Sporenschläuche mit je acht Sporen enthalten. Auch durch Aussaat dieser Schlauchsporen kann die Infektion bewirkt werden. Zur Bekämpfung der Krankheit empfiehlt sich die gänzliche Zerstörung alles erkrankten und abgestorbenen Rapsstrohs. Von andern Sklerotienkrankheiten haben besonders der Kleekrebs, der Hanfkrebs, eine Krankheit der Speisezwiebeln u. der Lupinen landwirtschaftliche Bedeutung.

Sklerotĭka, die weiße Augenhaut (s. Auge, S. 74).

Sklerōtisch (griech.), verhärtet (s. Sklerose).

Skobēlew, Michael Dimitrijewitsch, russ. General, Sohn des Generals S. I., geb. 1841, trat 1861 in ein Gardekavallerieregiment, kämpfte als Leutnant im Gardehusarenregiment 1863-65 in Polen, ward 1866 in den Generalstab berufen und 1869 als Hauptmann nach Turkistan entsandt, zeichnete sich 1871 und 1872 als Stabsrittmeister durch treffliche Rekognoszierungen aus, bei welchen bedeutende geographische Entdeckungen (z. B. das alte Bett des Oxus) gemacht und wichtiges Material für den Feldzug gegen Chiwa gesammelt wurden, machte 1873 diesen Feldzug als Generalstabsmajor mit, war beim Sturm auf Chiwa der erste in der Stadt, eroberte, zum General befördert, 1875 Chokand und ward Gouverneur von Ferghana. 1877 Divisionskommandeur, erstürmte er im Kriege gegen die Türken 3. Sept. Lowatz, befehligte beim Angriff auf Plewna den linken Flügel, eroberte 11. Sept. unter ungeheuerm Verlust mehrere Schanzen, verlor sie am 12. wieder, erhielt das Kommando eines Korps und drang mit diesem 10. Dez. beim Ausfall Osman Paschas in Plewna ein, das er besetzte.