Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sodakraut; Sodales; Soda-powder; Sodarückstände; Sodasalz, kaustisches; Sodastannat; Sodastein; Sodawasser

1051

Sodakraut - Sodawasser.

unverdichtet entweichen dürfen. Wesentliche Verbesserungen des Leblancschen Prozesses waren die Einführung der Kokstürme durch Gossage, der eisernen Zersetzungsschalen für die Sulfatöfen durch Gamble und Lee, die rationelle Auslaugung, die Darstellung der kaustischen S. wesentlich durch Gossage, die der rotierenden Öfen durch Stevenson und Williamson und die der Schwefelregeneration durch Schaffner und Mond, welche seit 1863 in regelmäßigem Betrieb vorgenommen wird. 1838 wurde der Ammoniaksodaprozeß von Dyer und Hemming entdeckt, doch erhielt derselbe erst seit 1861 durch Solvay praktischen Wert und machte sich seit 1876 in hervorragender Weise geltend. Vgl. Wagner, Regesten der Sodafabrikation (Leipz. 1866); Lunge, Handbuch der Sodaindustrie (Braunschw. 1880, 2 Bde.); Derselbe, Taschenbuch für die Soda-, Pottasche- und Ammoniakfabrikation (das. 1883).

Sodakraut, s. v. w. Salsola Kali, s. Salsola.

Sodales (lat.), Genossen, Kameraden, insbesondere bei den Römern die Mitglieder der religiösen Brüderschaften (vgl. Augustales); daher Sodalität, Genossenschaft, Brüderschaft, Busenfreundschaft; Sodalitium, Kameradschaft, auch Schmausgesellschaft (Picknick).

Soda-powder (spr. -pauder), s. Brausepulver.

Sodarückstände, die Rückstände von der Auslaugung der Rohsoda, bilden eine dunkelgraue bis schwarze Masse und bestehen wesentlich aus Schwefelcalcium mit überschüssigem kohlensauren Kalk und Ätzkalk und einer ganzen Reihe andrer Verbindungen, von denen die schwefelhaltigen weitaus am wichtigsten sind. Werden diese Massen auf Halden geworfen, so zersetzen sie sich sehr bald unter dem Einfluß des Sauerstoffs und der Kohlensäure der Luft, und dabei steigert sich die Temperatur so sehr, daß der Haufe ins Glühen geraten kann. Hierbei entwickelt sich dann schweflige Säure, durch Einwirkung der Kohlensäure der Luft auf das Schwefelcalcium aber wird, namentlich bei feuchtem Wetter, Schwefelwasserstoff frei, und beide Gase verpesten die Luft in unerträglicher Weise. Dazu sickert bei Regenwetter eine gelbe, stinkende Lauge aus den Haufen aus und verwüstet alles, wohin sie gelangt. Die S. bilden daher für den Fabrikanten eine Quelle großer Unannehmlichkeiten. Man hat in der verschiedensten Weise versucht, die S. zu verwerten; aber alle Vorschläge erwiesen sich als unzureichend, bis es endlich gelang, den in denselben enthaltenen Schwefel, welcher der zur Zersetzung des Kochsalzes in die Sodafabrikation eingeführten Schwefelsäure entspricht, zu regenerieren. Schaffner überläßt die S. etwa drei Wochen der Oxydation durch die Luft, um einen bestimmten Teil des Schwefelcalciums in unterschwefligsauren Kalk zu verwandeln. Die hierbei durch Regenwasser gebildeten Laugen werden gesammelt. Dann laugt man die Masse aus und unterwirft sie einer weitern und beschleunigten Oxydation durch Einblasen von Luft oder warmen, kohlensäurereichen Kamingasen, worauf man abermals auslaugt. Diese beiden Operationen werden sechsmal wiederholt, worauf ganz harmlose Rückstände zurückbleiben, die wesentlich aus kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk bestehen und beim Wege- und Eisenbahnbau, statt des Kalks in der Sodafabrikation, auch zur Darstellung von Zement etc. benutzt werden. Die gewonnenen klaren Laugen enthalten im wesentlichen Schwefelcalcium und unterschwefligsauren Kalk und werden durch Salzsäure zersetzt. Man füllt einen aus zwei Kesseln bestehenden Apparat mit der Lauge und bringt zu dem Inhalt des ersten Kessels Salzsäure. Hierbei wird zunächst Schwefelcalcium zersetzt, und unter Ausscheidung von etwas Schwefel entweicht Schwefelwasserstoff. Dann aber wird bei weiterm Zusatz von Salzsäure auch der unterschwefligsaure Kalk zersetzt, wobei sich ebenfalls Schwefel ausscheidet und schweflige Säure entweicht. Diese leitet man in die im zweiten Kessel enthaltene Lange und erreicht dadurch eine Umwandlung des Schwefelcalciums in unterschwefligsauren Kalk. Ist nun die Lauge im ersten Kessel vollständig zersetzt, so läßt man dieselbe ab und füllt frische Lauge ein. Wird dann die Lauge im zweiten Kessel zersetzt, so tritt kein Schwefelwasserstoff mehr auf, sondern nur noch schweflige Säure, mit welcher man wieder das Schwefelcalcium im ersten Kessel in unterschwefligsauren Kalk verwandelt. Man beschickt dann den zweiten Kessel von neuem und fährt so fort. Als Endprodukt erhält man eine Chlorcalciumlösung und Schwefel, welcher ausgewaschen bei einem Druck von etwa 2 Atmosphären unter Wasser geschmolzen und vermittelst einer Gebläsemaschine mit einem kräftigen Luftstrom einige Stunden behandelt wird. Man gewinnt auf diese Weise 50-60 Proz. des in den Sodarückständen enthaltenen Schwefels, während der Kalk mit den restierenden 40-50 Proz. Schwefel in Form von unzersetztem Schwefelcalcium, schwefelsaurem und schwefligsaurem Kalk als neuerer unschädlicher Rückstand auftritt. Ein neueres Verfahren von Schaffner und Helbig ergibt dagegen 90-95 Proz. des Schwefels und ca. 80 Proz. des gesamten in den Rückständen enthaltenen Kalks als kohlensauren Kalk. Die noch entfallenden Rückstände sind auf ca. 20 Proz. gegen bisher herabgemindert und völlig unschädlich. Zur Ausführung dieses Verfahrens bringt man die frischen Rückstände in eine erwärmte Chlormagnesiumlösung. Das Schwefelcalcium wird hierbei zersetzt, und es entsteht Chlorcalcium, während sich Magnesia ausscheidet und Schwefelwasserstoff entweicht. Man läßt die Flüssigkeit ab, und sobald sich die gröbern Teile abgesetzt haben (welche nun den Rückstand bilden), bringt man die Chlorcalciumlösung mit der darin suspendierten Magnesia in einen Koksturm, in welchen am Fuß Kohlensäure einströmt. Diese tritt der herabrieselnden Flüssigkeit entgegen, und es entstehen kohlensaurer Kalk und Chlormagnesiumlösung. Letztere kehrt in den Kreislauf zurück, während der Kalk ausgewaschen und getrocknet wird. Den bei der ersten Operation gebildeten Schwefelwasserstoff leitet man in einen Turm, in welchem Chlorcalciumlauge herabrieselt, während gleichzeitig schweflige Säure eingeführt wird. Diese zersetzt sich mit dem Schwefelwasserstoff zu Schwefel und Wasser. Die schweflige Säure erhält man durch Verbrennung eines Teils des Schwefelwasserstoffs zu schwefliger Säure und Wasser. Durch Ventile wird die Zuströmung so reguliert, daß im Turm immer das richtige Verhältnis zwischen Schwefelwasserstoff und schwefliger Säure vorhanden ist und mithin kein überschüssiges Gas entweichen kann.

Sodasalz, kaustisches, s. Soda, S. 1049.

Sodastannat, s. Zinnsäure.

Sodastein, s. Natriumhydroxyd.

Sodawasser, s. Mineralwässer, S. 654.