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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Somerset

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Somerset (engl. Adelstitel).

liefert Steinkohlen, Eisen und Blei. Die Industrie erstreckt sich auf die Herstellung von Tuch, Seide, Spitzen, Handschuhen, Eisen und Stahl, Maschinen etc. Hauptstadt ist Taunton, die größte Stadt aber Bath. -

2) Die nördlichste Niederlassung der britisch-austral. Kolonie Queensland auf der Kap-York-Halbinsel, mit sicherm Zufluchtshafen. Das früher hier bestehende Regierungsetablissement wurde nach der Thursdayinsel und die hier 1872 errichtete Hauptstation der Londoner Missionsgesellschaft nach der Murrayinsel (Neuguinea) verlegt.

Somerset (spr. ssómmersset), engl. Adelstitel. 1397 erhielt das von den Plantagenets abstammende ältere Haus Beaufort den Grafentitel und 1443 den Herzogstitel von S. Dies Haus starb mit Edmund, dem vierten Herzog von S., der nach der Schlacht bei Tewkesbury auf Eduards IV. Befehl enthauptet wurde, aus. Ein natürlicher Sohn des dritten Herzogs Henry von S. nahm den Familiennamen S. an, und dessen Nachkommen sind 1514 Grafen, 1642 Marquis von Worcester, 1682 aber wieder Herzöge von Beaufort geworden, so daß die jüngern Söhne dieses Herzogshauses Lords S. heißen. Unter ihnen ist hervorzuheben Lord Granville Charles Henry S., geb. 27. Dez. 1792, unter Liverpool Lord des Schatzes, unter Peel Domänenminister und 1841 Kanzler des Herzogtums Lancaster, gest. 23. Febr. 1848. Dessen Oheim war Fitzroy James Henry S., später Lord Raglan (s. d.). Den Titel Graf S. führte im 17. Jahrh. Robert Carr, Viscount von Rochester, Graf von S., geb. 1590. Derselbe stammte aus einer schottischen Adelsfamilie, kam als Page an den Hof Jakobs I., gewann durch seine Schönheit dessen Gunst, ward von ihm 3. Nov. 1611 zum Viscount von Rochester erhoben und erhielt großen Einfluß auf die britische Regierung. 1613 vermählte er sich mit Frances Howard, Gräfin von Essex, deren Ehe mit dem Grafen von Essex zu diesem Zweck getrennt werden mußte. Einen Gegner dieser Verbindung, Sir Thomas Overbury, ließ der mächtige Günstling im Tower vergiften, ward aber später durch George Villiers, nachmaligen Herzog von Buckingham, aus des Königs Gunst verdrängt und samt seiner Gemahlin als Mörder Overburys zum Tod verurteilt. Nachdem beide mehrere Jahre im Gefängnis gesessen, woselbst S. mit der Enthüllung von Geheimnissen drohte, die den König kompromittieren würden, erhielten sie die Freiheit und lebten seitdem in stiller Zurückgezogenheit. S. starb im Juli 1645. Aus der Ehe seiner einzigen Tochter mit dem Herzog von Bedford entsprang der unter Karl II. hingerichtete Lord William Russell (s. d. 1). Schon im 16. Jahrh. war der Herzogstitel von S. an die Familie Seymour (s. d.) gekommen. Der erste Herzog war Edward Seymour. Derselbe erhielt bei der Vermählung Heinrichs VIII. mit seiner Schwester Jane S. 1536 den Titel eines Viscount von Beauchamp, wurde 1537 zum Grafen von Hertford ernannt, kämpfte 1544 in Schottland, verwüstete Leith und Edinburg und folgte darauf dem König nach Frankreich, wo er Boulogne erobern half. 1547 ernannte ihn Heinrich VIII. zu einem der Geheimräte, die während der Minderjährigkeit des jungen Eduard VI., seines Neffen, die Regierung führen sollten. Gleich in den ersten Sitzungen des Geheimen Rats nach Heinrichs Tod ließ sich aber Hertford zum Protektor des Königreichs und zum Herzog von S. erheben und zugleich durch ein Patent des jungen Königs die volle Regierungsgewalt übertragen. S. benutzte seine Macht zuvörderst, um unter Cranmers Leitung die Kirchenreformation durchzuführen. Dann unternahm er im August 1547 einen abermaligen Feldzug nach Schottland und brachte den Schotten 10. Sept. die Niederlage bei Pinkey bei. Nach seiner Rückkehr ließ er vom Parlament alle blutigen Gesetze Heinrichs VIII. aufheben. Gleichwohl bildete sich allmählich eine Partei gegen ihn, an deren Spitze die Grafen Southampton und John Dudley, Graf von Warwick, später Herzog von Northumberland, standen. Diesen Gegnern gelang es infolge des Mißvergnügens über des Protektors kirchliche Reformen und den Krieg mit Frankreich, in welchen sein schottischer Feldzug die Nation verwickelte, den Herzog zu stürzen: der Geheime Rat entschied sich gegen ihn, und S. wurde gefangen gesetzt. Im November 1549 ward seine Sache vor das Parlament gebracht, doch verurteilte ihn dieses bloß zu einer Geldstrafe. Darauf trat S. wieder in den Rat ein; aber seine alte Macht erlangte er nicht wieder, und seine Zerwürfnisse mit Warwick dauerten trotz einer zwischen beiden geschlossenen Familienverbindung fort. Nachdem sich Warwick des Königs bemächtigt und die Staatsgewalt an sich gerissen, ließ er S. 16. Okt. 1551 verhaften und beschuldigte denselben, ihm nach dem Leben getrachtet und verräterische Anschläge auf die Staatsgewalt gemacht zu haben. Von der Anklage des Verrats freigesprochen, aber wegen Felonie verurteilt, da er einen Vasallen des Königs habe ermorden wollen, ward S. 22. Jan. 1552 auf Tower Hill enthauptet. Der Titel Herzog von S. erlosch darauf; seine übrigen Titel und Güter hatte S. auf seine Kinder zweiter Ehe übertragen lassen, nach deren Aussterben erst die Nachkommenschaft aus erster Ehe folgen sollte. Sein Enkel William Seymour ging 1610 eine heimliche Ehe mit Lady Arabella Stuart, einer Verwandten König Jakobs I., ein und mußte deshalb ins Ausland flüchten, während seine Gattin 1615 im Tower starb. Gleichwohl bewies er sich nachmals als treuen Anhänger der königlichen Sache, ward 1640 zum Marquis von Hertford erhoben und 1660 nach Karls II. Restauration wieder mit dem Titel eines Herzogs von S. ausgestattet. Er starb 24. Okt. 1660. Charles Seymour, siebenter Herzog von S., geb. 12. Aug. 1662, spielte unter Karl II., Wilhelm III., Anna und Georg I. als erster Peer des Reichs eine hervorragende Rolle, trug durch seine Gemahlin, die Erbin der Percy, wesentlich zum Sturz Marlboroughs bei, ward Lord-Oberkammerherr und starb 2. Dez. 1748. Da sein einziger Sohn, Algernon, achter Herzog von S., 7. Febr. 1750 ohne männliche Nachkommen starb, trat jene frühere Klausel in Kraft, und die Titel des Herzogs von S. und Lord Seymour gingen auf Sir Edward Seymour, einen Nachkommen des Protektors aus erster Ehe, über, welcher 15. Dez. 1757 starb. Dessen Urenkel Edward Adolphus, 12. Herzog von S., geb. 20. Dez. 1804, trat 1834 für Totneß ins Parlament. Als eifriger Whig ward er 1835 zum Lord des Schatzes, 1839 zum Sekretär des indischen Amtes und 1841 auf einige Zeit zum Unterstaatssekretär des Innern ernannt. Von 1849 bis Februar 1852 war er Oberkommissar der Wälder und Forsten, zog sich aber durch Willkürlichkeiten viele Gegner zu und wurde beim Wiedereintritt der Whigregierung 1855 übergangen, dagegen 1859 in das Whigministerium unter Palmerston als erster Lord der Admiralität berufen, welches Amt er bis 1866 verwaltete. Seitdem gehörte S. keiner Regierung mehr an und starb 28. Nov. 1885 in London. Ihm folgte sein Bruder Archibald (geb. 30. Dez. 1810) als 13. Herzog von S.