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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Spanischer Hopfen; Spanischer Kragen; Spanischer Pfeffer; Spanischer Tritt; Spanische Spitzen; Spanische Sprache

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Spanischer Hopfen - Spanische Sprache.

Eugen nicht die nötige Unterstützung, so daß der Marschall Villars bei Denain 27. Juli 1712 wieder einige Erfolge über Eugen und die Holländer davontrug. Als Philipp V. 5. Nov. 1712 auf die Erbfolge in Frankreich für sich und seine Nachkommen feierlichst verzichtete und diese Urkunde von Ludwig XIV. bestätigt, also eine Union Spaniens mit Frankreich für die Zukunft verhindert wurde, schlossen England und bald auch die Niederlande mit Frankreich Waffenstillstand, dem am 11. April 1713 der förmliche Abschluß des Friedens zu Utrecht folgte, dem auch Portugal, Savoyen und Preußen beitraten; Kaiser und Reich weigerten sich, ihn anzuerkennen. Die Bedingungen dieses Friedens waren folgende: Philipp V. erhält Spanien mit den außereuropäischen Besitzungen, welches aber nie mit Frankreich vereinigt werden darf; Frankreich erkennt die Thronfolge in England an und tritt an dieses die Hudsonbailänder, Neufundland und Neuschottland ab; von Spanien erhält England Gibraltar und Menorca sowie beträchtliche Handelsvorteile im spanischen Amerika, Preußen bekommt das Oberquartier von Geldern und Neuchâtel mit Valengin, Savoyen eine Anzahl Grenzfestungen und die Insel Sizilien, Holland die sogen. Barrierefestungen (s. Barrieretraktat) und einen günstigen Handelsvertrag. So von den Verbündeten verlassen, konnten der Kaiser und Prinz Eugen nichts mehr ausrichten, zumal die Reichsfürsten sich sehr saumselig und unzuverlässig zeigten. Der Marschall Villars nahm 20. Aug. 1713 Landau, brandschatzte die Pfalz und Baden und eroberte 16. Nov. Freiburg i. Br., worauf er Eugen Friedensunterhandlungen anbot, welche auch 26. Nov. 1713 zu Rastatt eröffnet wurden. Am 7. März 1714 wurde der Friede zwischen Frankreich und dem Kaiser zu Rastatt abgeschlossen. Um auch das Deutsche Reich in den Frieden aufzunehmen, fand ein Kongreß zu Baden im Aargau statt, wo der Rastatter Friede mit wenigen Änderungen 7. Sept. d. J. angenommen wurde. Hiernach bekam der Kaiser die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien; Frankreich behielt von seinen Eroberungen nur Landau; die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden in ihre Länder und Würden wieder eingesetzt. Vergeblich verwendete sich der Kaiser für die treuen Katalonier, welche sich Philipp V. nicht unterwerfen wollten; seine Bemühungen waren fruchtlos, Barcelona wurde 11. Sept. 1714 von dem Marschall von Berwick erobert, und die Katalonier verloren ihre alten Vorrechte und ständischen Freiheiten. Vgl. v. Noorden, Europäische Geschichte im 18. Jahrhundert, 1. Teil: Der spanische Erbfolgekrieg (Düsseld. 1870-82, 3 Bde.); Lord Mahon, History of the war of the succession in Spain (Lond. 1832); de Reynald, Louis XIV et Guillaume III. Histoire des deux traités de partage et du testament de Charles II. (das. 1883, 2 Bde.); Courcy, La coalition de 1701 contre la France (Par. 1886, 2 Bde.); Parnell. The war of succession in Spain 1702-1711 (Lond. 1888); Arneth, Prinz Eugen von Savoyen (Wien 1858, 3 Bde.); die Memoiren des Herzogs von Marlborough (s. d. 1).

Spanischer Hopfen, s. Origanum.

Spanischer Kragen, s. Paraphimose.

Spanischer Pfeffer, s. Capsicum.

Spanischer Tritt, Reitkunst, s. Passage.

Spanische Spitzen, Spitzen aus Gold- und Silberdraht, mit Perlen und bunter Seide untermischt.

Spanische Sprache. Die s. S. gehört zu den romanischen Sprachen und ist demnach eine Tochtersprache des Lateinischen, die aber von den verschiedenen Völkern, die im Lauf der Jahrhunderte die Pyrenäische Halbinsel beherrschten, viele Elemente in sich aufgenommen hat. Die Ureinwohner Spaniens, im Norden die Kantabrer, im Süden die Iberer, vermischten sich frühzeitig mit keltischen Stämmen, daher der Name Keltiberer. Ihre nationale Eigentümlichkeit und Sprache gingen in den römisch-germanischen Eroberungen und Einwanderungen fast gänzlich unter, und nur an den Pyrenäen bewahrten einige kantabrische Stämme ihre Sitte und Sprache vor Vermischung mit fremden Elementen. Diese in den baskischen Provinzen fortlebenden Überreste der alten spanischen Volkssprache sind unter dem Namen der baskischen Sprache, von den Einheimischen Escuara genannt, bekannt (s. Basken). In den übrigen Teilen Spaniens bildete sich, wie in den andern romanisierten Ländern, aus der Lingua latina rustica, der römischen Volkssprache, die zugleich mit der römischen Herrschaft in die Pyrenäische Halbinsel eindrang, eine nationale Umgangs- und Volkssprache mit eigentümlichen Provinzialismen, welche, als mit dem Verfall des römischen Reichs und nach dem Einfall der germanischen Völker auch die politische und litterarische Verbindung mit Rom sich lockerte, nach und nach die allein übliche und allgemein verstandene wurde. Die den Römern in der Herrschaft folgenden Westgoten nahmen mit der römischen Sitte auch diese Sprache an und machten sie so sehr zu ihrer eignen, daß sie nur die zur Bezeichnung der ihnen eigentümlichen Staats- und Kriegsinstitutionen, Waffen etc. nötigen Wörter aus ihrer Muttersprache beibehielten. Diese also ganz aus römischen Elementen hervorgegangene und nur mit einem germanischen Wörtervorrat bereicherte spanische Volkssprache erhielt einen neuen Zusatz durch die Araber, mit denen die spanischen Goten fast 800 Jahre um den Besitz des Landes kämpften. Aber auch die Araber trugen nur zur Bereicherung des Sprachstoffs, besonders in Bezug auf Industrie, Wissenschaften, Handel etc., bei und modifizierten höchstens einigermaßen die Aussprache, ohne den organisch-etymologischen Bau der Sprache wesentlich zu verändern. Die ältesten Spuren des Spanischen finden sich in Isidorus' "Origines"; die ältesten Denkmäler aber gehören der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. an. Unter den spanischen Dialekten ward der kastilische am frühsten zur Schriftsprache ausgebildet, und wie die Kastilier den Kern der Nation ausmachten, ihre Litteratur die volkstümlichste Entwickelung nahm, so wurde auch ihre Mundart die herrschende und endlich die fast ausschließliche Schriftsprache in Spanien, so daß sie die eigentliche s. S. geworden ist. Dieselbe wird gegenwärtig, außer in Spanien und den zugehörigen Inseln, noch in den ehemals spanischen Ländern Südamerikas, in Zentralamerika und Mexiko sowie zum Teil in den spanischen Kolonien (Cuba, Manila etc.) gesprochen. Ihr Alphabet ist das lateinische. Die Vokale lauten ganz wie im Deutschen. Von den Konsonanten werden folgende eigentümlich ausgesprochen: c (ß gelispelt), ch (tsch), g vor e und i (ch rauh wie in Sprache), j (immer wie ch rauh), ll (lj), ñ (nj), z (immer wie ß gelispelt). Wie die Italiener die zu starke Aussprache der Römer milderten, so machten sie die Spanier noch rauher. Sie vervielfältigten noch die Aspirationen auf x, j, g, h und f. Der schon ziemlich stark aspirierte Laut im Lateinischen verwandelt sich im Spanischen in den noch stärker aspirierten Laut h (lat. facere, span. hacer, machen); an die Stelle des mouillierten l tritt das