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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Speech - Speichern.

Speech (engl., spr. spihtsch), Sprache, Rede.

Speed (engl., spr. spihd'), Geschwindigkeit, z. B. eines Eisenbahnzugs, eines Pferdes etc.

Speer, Urwaffe der Germanen, symbolisch das Zeichen der Macht, aus welchem das Zepter hervorging. Der S. diente zum Stoß, vorzugsweise zum Wurf (Wurfspeer) und bestand aus einer Holzstange mit 30-40 cm langer, breiter, zweischneidiger Eisenspitze. Um 600 n. Chr. wurde der S. Ger genannt und war auch Waffe der Reiter. Die langobardischen Reiter waren berühmte Gerwerfer; das 841 bei Fontenay veranstaltete Speerrennen war der Ursprung der Hastiludien. Später entstanden aus dem S. der Spieß und die Pike (s. d.).

Speer, Berg, s. Appenzeller Alpen.

Speerfeier (Speerfreitag), s. Lanzenfest.

Speerkies, s. Markasit.

Speerreiter, s. Lanciers.

Speetonclay (spr. spiht'n-kleh), s. Kreideformation, S. 183.

Speiche, Teil eines Rades, s. Rad; in der Anatomie einer der Unterarmknochen, s. Arm.

Speichel (Saliva), das Sekret der Speicheldrüsen (s. d.). Der S. reagiert alkalisch und enthält durchschnittlich 0,5 Proz. feste Bestandteile. Unter den letztern sind hervorzuheben: Mucin, Eiweißstoffe und ein diastatisches Ferment, das Ptyalin (Speichelstoff), welches Stärkemehl in Zucker überführt. Er ist in den Speicheldrüsen oder deren Ausführungsgängen nicht frei enthalten, sondern entsteht erst aus einer von den Speicheldrüsen gelieferten Muttersubstanz bei Zutritt der Luft. Die Speichelabsonderung erfolgt nur, wenn die an die Speicheldrüsen tretenden Fasern des sympathischen Nervs und des Angesichtsnervs direkt oder reflektorisch gereizt werden. Je nach den Drüsen, welche den S. liefern, unterscheidet man Parotidenspeichel, Submaxillarspeichel und Sublingualspeichel. In der Mundhöhle findet sich ein Gemisch dieser verschiedenen Speichelarten mit Mundschleim vor; es wird als gemischter S. bezeichnet. Mit der Speichelbildung gehen morphologische Veränderungen der Drüsenzellen Hand in Hand; weiter ist mit ihr eine so bedeutende Wärmebildung verknüpft, daß das mit großer Heftigkeit der Drüse entströmende venöse Blut nicht selten um 1-1,5° C. wärmer ist als das Karotidenblut. Die in 24 Stunden abgesonderte Menge des Speichels bei erwachsenen Menschen wird auf 1,5 kg geschätzt. Eine zeitweise verstärkte Sekretion wird meist auf reflektorischem Weg durch besondere Einflüsse hervorgerufen, zunächst als Folge von Reizungen der Geschmacksnerven durch in die Mundhöhle eingeführte Geschmacksstoffe, ferner als Folge von Reizungen der Tastnerven der Mundhöhle, der Geruchsnerven und Magennerven. Auch beim Kauen und Sprechen sowie durch die dem Brechakt vorausgehenden heftigen Bewegungen der Mund- und Schlundmuskeln wird die Speichelabsonderung vermehrt. Endlich geschieht dies auch durch die Vorstellung von Speisen, besonders bei Hungernden, sowie krankhafterweise durch gewisse Arzneimittel etc. (s. Speichelfluß). Der S. löst die löslichen Substanzen der Nahrungsmittel auf, mischt sich mit den trocknen Speisen zu einem feuchten Brei und macht diese zum Abschlucken wie für die Magenverdauung geeignet; endlich wirkt er durch seinen Gehalt an Ptyalin verdauend auf die Kohlehydrate (s. Verdauung).

Speichelbefördernde Mittel (Ptyalagoga, Salivantia), Arzneimittel, welche eine vermehrte Speichelabsonderung bewirken. Hierher gehören die Quecksilberpräparate, Gold, Jod, Blei, Spießglanz, Kupfer, Arsenik, Chlormittel, Königswasser und vor allem das Pilokarpin (s. Pilocarpus).

Speicheldrüsen (Glandulae salivales), die drüsigen Organe zur Absonderung des Speichels (s. d.), also sowohl Bauch- als Mundspeicheldrüsen, im engern Sinn gewöhnlich nur die letztern. Diese liegen durchaus nicht immer im oder am Mund, sondern bei niedern Tieren zuweilen weit nach hinten in der Brust, ergießen jedoch ihre Absonderung stets in den Mund oder wenigstens in den Anfang der Speiseröhre. Manchmal sind sie zu mehreren Paaren vorhanden und haben dann auch wohl zum Teil die Bestimmung als Giftdrüsen. Bei den Vögeln und Säugetieren kann man, abgesehen von der Bauchspeicheldrüse (s. d.), fast allgemein drei Gruppen von S. unterscheiden: die Unterzungen-, Unterkiefer- und Ohrspeicheldrüsen (s. d.). Doch fehlen sie den Walen gänzlich, den Robben nahezu, sind dagegen bei Pflanzenfressern am stärksten entwickelt. S. auch Tafel "Mundhöhle etc.", Fig. 1.

Speicheldrüsenentzündung, s. Ohrspeicheldrüsenentzündung.

Speichelfluß (Salivatio, Ptyalismus), krankhaft vermehrte Absonderung des Speichels, kommt bei allen Entzündungszuständen der Mundschleimhaut in mehr oder minder hohem Grad vor, ferner bei Vorhandensein von Geschwüren, namentlich Krebsen der Zunge und Wange, ganz besonders aber nach übermäßiger Einführung von Quecksilber in den Organismus. Am häufigsten werden solche Menschen vom S. ergriffen, welche viel mit Quecksilberpräparaten umzugehen haben und in einer mit Quecksilberdämpfen geschwängerten Atmosphäre atmen (z. B. die Bergleute in Quecksilberminen, die Arbeiter in Spiegelfabriken). Auch die unvorsichtige und übermäßige Anwendung von Quecksilberpräparaten zu medizinischen Zwecken kann S. hervorrufen. S. wird ferner erzeugt durch den Genuß einer Abkochung von Jaborandiblättern oder des in denselben enthaltenen Alkaloids Pilokarpin. S. wird herabgesetzt bei Entzündungs- und Verschwärungszuständen durch fleißige Ausspülung des Mundes mit desinfizierenden Wässern: Lösung von chlorsaurem und übermangansaurem Kali u. dgl.

Speichelstoff, s. Speichel.

Speichern (Spicheren), Pfarrdorf im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Forbach, hat 880 Einw. Hier fand 6. Aug. 1870 eine Schlacht zwischen Deutschen und Franzosen statt. Nach dem unbedeutenden Gefecht bei Saarbrücken 2. Aug. hatte das 2. französische Korps (Frossard) auf den Höhen von S., südlich von Saarbrücken, ein Lager aufgeschlagen und die natürliche Verteidigungsfähigkeit seiner Stellung noch durch Schützengräben und Batterieeinschnitte künstlich erhöht; namentlich der festungsartige Rote Berg und das massive Dorf Stieringen-Wendel waren vortreffliche, kaum angreifbare Stützpunkte der Stellung. Dennoch griffen die Vortruppen der ersten und zweiten deutschen Armee, als sie 6. Aug. die Saar überschritten, diese Stellung an, zuerst die Brigade François von der 14. Division (Kameke), dann die 5., 13. und 16. Division; General v. François erstürmte den Roten Berg mit dem 39. und 74. Regiment, fand dabei aber selbst den Tod. Die brandenburgischen Regimenter der 5. Division eroberten die waldigen Hänge rechts und links am Roten Berg, während gleichzeitig Stieringen-Wendel den Franzosen entrissen wurde. Hierauf trat Frossard, der vergeblich auf Hilfe, namentlich vom 3. Korps (Bazaine), gewartet, den Rückzug nach Saargemünd an.