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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Spenzer - Spergula.

und den Triumph einer Tugend. Aber die Allegorie geht noch weiter: unter der Maske der Feen und Ritter verbirgt der Dichter Personen seiner Zeit. Das Metrum ist die sogen. Spenserstanze (s. Stanze), die Sprache schwungvoll, doch nicht frei von Archaismen. Außer diesen Werken schrieb S. Elegien, Sonette und Hymnen. Die beste Ausgabe seiner Werke lieferte Collier (Lond. 1861, 5 Bde.). Vgl. Craik, S. and his poetry (Lond. 1871, 3 Bde.); Dean Church, E. S. (2. Aufl., das. 1887).

Spenzer (Spencer, Spenser), nach seinem Erfinder, Lord Spencer (unter Georg III.), benanntes eng anschließendes Ärmeljäckchen.

Speranskij, Michael, Graf, russ. Staatsmann und Publizist, geb. 1. Jan. 1772 zu Tscherkutino im Gouvernement Wladimir, besuchte die geistliche Akademie zu Petersburg, war 1792-97 an derselben Professor der Mathematik und Physik und ward 1801 vom Kaiser Alexander I. zum Staatssekretär beim Reichsrat ernannt. In dieser Stellung verfaßte er die wichtigsten Staatsschriften jener Periode, organisierte 1802 das Ministerium des Innern, sodann auch den Reichsrat neu und trat 1808 an die Spitze der Gesetzkommission, welche ihm einen festern Geschäftsgang verdankt. 1808 ward er Kollege des Justizministers und Staatsrat und 1809 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt, 1812 aber auf Verdächtigungen hin zuerst nach Nishnij Nowgorod, dann nach Perm in die Verbannung geschickt. Schon 1814 ward er aber in den Staatsdienst zurückberufen und erhielt das Gouvernement der Provinz Pensa und 1819 das Generalgouvernement von Sibirien. Hier wirkte er besonders segensreich für das Schicksal der Verbannten und Angesiedelten, bis er im März 1821 zum Mitglied des Reichsrats ernannt wurde. Kaiser Nikolaus beauftragte ihn mit der Sammlung des russischen Gesetzbuchs. Dies veranlaßte ihn zu dem gediegenen "Précis de notions historiques sur la réformation du corps de lois russes, etc." (Petersb. 1833). Zuletzt in den Grafenstand erhoben, starb er 23. Febr. 1839 in Petersburg. Vgl. M. Korff, Leben des Grafen S. (St. Petersb. 1861, 2 Bde.; russisch).

Seine Tochter Elisabeth von Bagrejew-S., geb. 17. Dez. 1799 zu Petersburg, hat sich als Schriftstellerin bekannt gemacht. Sie folgte 1812 ihrem Vater in die Verbannung nach Nishnij Nowgorod sowie 1819 nach Sibirien und verheiratete sich dort mit Herrn v. Bagrejew, mit dem sie nach Petersburg zurückkehrte. Zur Ehrendame der Kaiserin Elisabeth ernannt, wurde sie der Mittelpunkt eines auserlesenen Kreises von Gelehrten, Künstlern und Staatsmännern, zog sich aber nach dem Tod ihres Vaters (1839) auf ihre Güter in der Ukraine zurück. Der Tod ihres einzigen Sohns veranlaßte sie zu einer Pilgerfahrt nach Jerusalem, die sie in dem Werk "Les pélerins russes" (Brüssel 1854, 2 Bde.) beschrieb. Sie starb 4. April 1857 in Wien. Sie schrieb noch: "Méditations chrétiennes"; "La vie de château en Ukraine"; Briefe über Kiew, kleine Erzählungen u. a. Vgl. Duret, Un portrait russe (Leipz. 1867).

Speránza (ital.), Hoffnung (als Zuruf üblich).

Sperātus, Paul, Beförderer der Reformation und geistlicher Liederdichter, geb. 13. Dez. 1484, aus dem schwäbischen Geschlecht der von Spretten, studierte zu Paris und in Italien Theologie und wirkte für Verbreitung der Reformation in Augsburg, Würzburg, Salzburg und seit 1521 in Wien, von wo er sich, infolge einer Predigt über die Mönchsgelübde nicht mehr vor dem Ketzergericht sicher, zuerst nach Ofen, dann nach Iglau begab. Hier wie dort vertrieben, kam er 1524 nach Wittenberg, wo er Luther in seiner Sammlung deutscher geistlicher Lieder unterstützte. 1525 ward er Hofprediger beim Herzog Albrecht von Preußen in Königsberg und 1529 Bischof von Pomesanien, als welcher er sich um die Organisation des evangelischen Kirchenwesens in Preußen verdient machte. Er starb 17. Dez. 1551 in Marienwerder. Von ihm stammt unter andern das Lied "Es ist das Heil uns kommen her etc." Sein Leben beschrieben Cosack (Braunschw. 1861), Pressel (Elberf. 1862), Trautenberger ("S. und die evangelische Kirche in Iglau", Brünn 1868).

Sperber (Nisus Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Raubvögel, der Familie der Falken (Falconidae) und der Unterfamilie der Habichte (Accipitrinae), Vögel mit gestrecktem Leib, kleinem Kopf, zierlichem, scharfhakigem, undeutlich gezahntem Schnabel, bis zur Schwanzmitte reichenden Flügeln, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längsten sind, langem, stumpf gerundetem Schwanz und hohen, schwachen Läufen mit äußerst scharf bekrallten Zehen. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt. Der S. (Finkenhabicht, Schwalben-, Sperlings-, Stockstößer, Sprinz, Schmirn, N. communis Cuv., s. Tafel "Raubvögel"), (Weibchen) 41 cm lang, 79 cm breit, oberseits schwärzlich aschgrau, unterseits weiß mit rostroten Wellenlinien und Strichen, fünf- bis sechsmal schwarz gebändertem und an der Spitze weiß gesäumtem Schwanz, blauem Schnabel mit gelber Wachshaut, goldgelbem Auge und blaßgelben Füßen, findet sich in Europa und Mittelasien, streicht im Winter umher und geht bis Nordafrika und Indien. Er bewohnt besonders Feldgehölze, oft in der Nähe von Ortschaften, kommt auch in die Städte, hält sich meist verborgen, geht hüpfend und ungeschickt, fliegt aber schnell und gewandt; er ist ungemein mutig und dreist und verfolgt alle kleinen Vögel, welche ihn als ihren furchtbarsten Feind fliehen, wagt sich aber auch an Tauben und Rebhühner. Er nistet in Dickichten nicht sehr hoch über dem Boden, am liebsten auf Nadelhölzern und legt im Mai oder Juni 3-5 weiße, graue oder grünliche, rot und blau gefleckte Eier (s. Tafel "Eier I"), welche das Weibchen allein ausbrütet. Der S. ist ein sehr schädlicher Raubvogel und verdient keine Schonung. In der Gefangenschaft wird er durch seine Scheu, Wildheit und Gefräßigkeit abstoßend; im südlichen Ural, in Persien und Indien aber ist er ein hochgeachteter Beizvogel.

Sperberfalke, s. v. w. Habicht.

Sperberkraut, s. Sanguisorba.

Sperbervogelbeere, s. Sorbus.

Spercheios, Fluß, s. Hellada.

Sperenberg, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow, am Ursprung der Notte, 42 km südlich von Berlin, durch eine Militäreisenbahn mit der Bahnlinie Berlin-Dresden verbunden, hat eine evang. Kirche, bedeutende Gipssteinbrüche, Gipsmühlen und (1885) 971 Einw. 1867 ward hier unter dem Gips ein Steinsalzlager in einer Tiefe von 89 m erbohrt; die Bohrungen setzte man bis zu einer Tiefe von 1334 m fort, ohne das untere Ende des Lagers zu erreichen. Wärmemessungen, welche man im Bohrloch anstellte, ergaben bei fast stetiger Zunahme in der Tiefe 51° C. Eine Ausbeutung des Steinsalzlagers ist für die nächste Zeit nicht in Aussicht gestellt. 4 km südlich von S., durch Eisenbahn verbunden, ein großer Artillerieschießplatz.

Spergŭla L. (Spergel, Spörgel, Spark, Knöterich), Gattung aus der Familie der Karyo-^[folgende Seite]