Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

146

Spillage - Spindler.

nungen zum Einstecken der Spillspaken versehen ist, mit deren Hilfe man den Apparat in Rotation versetzt. Palldaumen oder Sperrklinken verhindern, daß das S. sich rückwärts dreht. Auf Dampfschiffen wird das S. gewöhnlich durch eine kleine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt. In neuerer Zeit werden die Spille vielfach ganz aus Eisen gebaut.

Spillage (spr. -ahsche), Verlust an auf Schiffen beförderten Waren infolge mangelhafter Verpackung.

Spillbaum, s. Evonymus.

Spille, im Altdeutschen s. v. w. Spindel oder Kunkel, daher die deutschrechtlichen Ausdrücke: Spillgelder, Spilllehen, Spillmage, Spillseite u. dgl.

Spillgelder, s. Nadelgeld.

Spilling, s. Pflaumenbaum.

Spilllehen (Kunkellehen), ein Lehen, welches auch auf Frauen vererblich war.

Spillseite (Spindelseite, Spillmagen), im altdeutschen Recht die Verwandten mütterlicherseits im Gegensatz zu der Schwertseite oder den Schwertmagen (s. d.), den Verwandten von der Seite des Schwerts, dem Mannesstamm. Vgl. Mage.

Spilographa, s. Bohrfliege.

Spin., Abkürzung für Max von Spinola, Graf von Tassarolo, geb. 1780 zu Toulouse, gest. 1857 auf Tassarolo bei Genua (Entomolog).

Spina (lat.), Dorn, Stachel, Gräte; auch Rückgrat (S. dorsi); in der altrömischen Rennbahn die niedrige Mauer, an deren Enden die zu umkreisenden Ziele standen (s. Circus). S. bifida, Rückgratsspalte (s. d.).

Spinacia Tourn. (Spinat), Gattung aus der Familie der Chenopodiaceen, einjährige, aufrechte, kahle Kräuter mit abwechselnden, gestielten, dreieckig ei- oder spießförmigen, ganzrandigen oder buchtig gezahnten Blättern, diözischen Blüten in geknäuelten Wickeln, die der weiblichen Pflanze meist unmittelbar in den Blattachseln, die der männlichen zu unverbrochenen, terminalen und achselständigen Scheinähren geordnet. Vier orientalische Arten. S. oleracea L. (gemeiner Spinat), 30-90 cm hoch, soll durch die Araber zuerst nach Spanien gebracht und von dort weiter verbreitet worden sein. Man kultiviert ihn jetzt als Gemüsepflanze in zwei Varietäten, als Sommerspinat (großer, holländischer Spinat, S. oleracea inermis Mönch), mit länglich-eirunden oder stumpf dreieckigen Blättern und glattem Fruchtperigon, und als Winterspinat (S. oleracea spinosa Mönch), mit spießförmig zweizähnigen Blättern und stachligem Fruchtperigon. Diese Varietät säet man im Herbst und schneidet sie im Frühjahr; den Sommerspinat bevorzugt man als Sommergewächs, weil er weniger leicht in Samen schießt. Die Blätter liefern ein zartes Gemüse, welches mild abführend wirkt. Es enthält 2,189 eiweißartige Körper, 0,292 Fett, 0,058 Zucker, 2,378 sonstige stickstofffreie Substanzen, 0,551 Cellulose, 1,152 Asche, 93,380 Wasser. In Griechenland füllt man Gebäck mit Spinat und einigen Gewürzkräutern als Fastenspeise; in Frankreich verbäckt man den Samen zu Brot.

Spinalis (lat.), was auf das Rückgrat Bezug hat, daher Medulla s., das Rückenmark; Spinalkrankheiten, die Krankheiten des Rückenmarks.

Spinalmeningitis, Entzündung der Rückenmarkshäute.

Spinalnerven, s. Rückenmark.

Spinalneuralgie (Spinalirritation), die im Verlauf der Rückenmarksnerven auftretenden Schmerzen, sind entweder bedingt durch anatomisch nachweisbare Erkrankungen 1) der Wirbelkörper, z. B. bei Frakturen der Wirbelknochen, durch Verrenkungen oder Quetschungen der Bandscheiben, durch eingedrungene Geschosse oder knöcherne Auswüchse, welche auf das Rückenmark oder die aus diesem entspringenden Empfindungsnerven einen Druck ausüben; 2) durch Entzündungen oder Geschwulstbildungen in den Rückenmarkshäuten, welche sich z. B. bei den häufigen syphilitischen Erkrankungen auch auf die Scheide der Nerven fortsetzen; 3) durch Entzündungen, Geschwülste, Entartungen des Rückenmarks selbst; S. ist daher ein regelmäßiges Symptom der Rückenmarksschwindsucht. Diese große Gruppe von Fällen bietet der ärztlichen Diagnose gewöhnlich keine besondere Schwierigkeit, da die S. als solche nur Teilerscheinung ist neben Lähmungen, Krampfzuständen und andern schweren, oft tödlichen Komplikationen, so daß demnach die S. bei der Behandlung nur als Symptom berücksichtigt wird. Als reine Neurose kommt die S. vor bei Personen, welche durch vorausgegangene schwere Gemütsbewegungen, körperliche oder geistige Überanstrengungen, Exzesse aller Art in ihrer Gesundheit tief erschüttert sind. Neben dem Gefühl von Kriebeln, Taubsein oder Kälte in der Haut des Rückens und der Extremitäten klagen die Kranken über Rückenschmerzen, welche besonders bei Druck auf die Dornfortsätze lebhaft werden (Irritatio spinalis), während Lähmungen meistens fehlen oder nur in untergeordnetem Grad auftreten. In diesen Fällen ist die S. eine bloße Funktionsstörung des spinalen Nervensystems, welche gewöhnlich Teilerscheinung einer allgemeinen Nervenschwäche ist, kein bedrohliches Symptom darstellt, sondern bei geeigneter Behandlung verschwindet (s. Nervenschwäche).

Spinalsystem (Vertebralsystem), das Rückenmark mit den von ihm ausgehenden Nerven.

Spinat, Pflanzengattung, s. Spinacia; englischer oder ewiger S., s. v. w. Rumex Patientia: neuseeländischer S., s. v. w. Tetragonia expansa; wilder S., s. Atriplex.

Spina ventosa (lat.), s. Winddorn.

Spinazzola, Stadt in der ital. Provinz Bari, Kreis Barletta, mit 6 Kirchen und (1881) 10,353 Einw.; Geburtsort des Papstes Innocenz XII.

Spindel, in der Technik ein langer, dünner, an einem oder an beiden Enden zugespitzter Körper, wie er seit alters beim Spinnen benutzt wird; dann jede dünne stehende Welle (Bohrspindel, Schraubenspindel etc.), auch die Welle der Unruhe in den Spindeluhren. In der Botanik heißt S. (Rhachis) die Hauptachse der Ähre (s. Blütenstand, S. 80).

Spindelbaum, Pflanzengattung, s. Evonymus.

Spindelsträucher, s. Celastrineen.

Spindeluhr, s. Uhr.

Spindler, Karl, Romanschriftsteller, geb. 16. Okt. 1796 zu Breslau, ward in Straßburg erzogen. Das juristische Studium gab er auf, nachdem er sich dem französischen Kriegsdienst durch Flucht entzogen, und wurde Schauspieler, bis er in der Pflege seines außerordentlichen Erzählertalents seinen eigentlichen Beruf erkannte. Er lebte nacheinander in Hanau, Stuttgart, München, zuletzt in Baden-Baden und starb 12. Juli 1855 in Bad Freiersbach. Unter seinen zahlreichen Romanen (neue Ausg., Stuttg. 1854 bis 1856, 95 Bde.; Auswahl 1875-77, 14 Bde.) sind die bedeutendsten: "Der Bastard" (Zürich 1826, 3 Bde.; aus der Zeit Kaiser Rudolfs II.), "Der Jude" (Stuttg. 1827, 4 Bde.; eine Sittenschilderung aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh.), "Der Jesuit" (das. 1829, 3 Bde.), "Der Invalide" (das. 1831, 5 Bde.) und "Der König von Zion" (das. 1837, 3 Bde.),