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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Spinell; Spinellān; Spinelltiegel; Spinett; Spingole; Spinndrüsen; Spinnen

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Spinell - Spinnen.

deren Vorzüge ihm einen der ersten Plätze unter den deutschen Erzählern anweisen. 1829 erschien unter seiner Redaktion die "Damenzeitung", 1830-49 das Taschenbuch "Vergißmeinnicht".

Spinell, Mineral aus der Ordnung der Anhydride, findet sich in gewöhnlich kleinen, regulären Kristallen, einzeln ein- oder aufgewachsen, sehr häufig, namentlich auf sekundärer Lagerstätte, in Kristallfragmenten u. Körnern. S. ist meist rot, auch braun, blau, grün und schwarz. Der rote wird beim Erhitzen vorübergehend grün, dann farblos, nach dem Erkalten aber wieder rot. Die licht gefärbten Spinelle sind durchsichtig, die dunklern durchscheinend bis undurchsichtig, alle glasglänzend. Härte 8, spez. Gew. 3,5-4,1. Der rote, durchsichtige (edle) S. ist ein Magnesiumaluminat MgAl2O4^[MgAl_{2}O_{4}], wahrscheinlich durch etwas Chrom gefärbt. Eine blaue Abart enthält bis 2,5 Proz. Eisen, der grasgrüne Chlorospinell 6-10 Proz. Eisen und etwas Kupferoxyd als färbendes Prinzip, während der schwarze S. (Pleonast, Ceylanit) nach der Formel (Mg,Fe),(Al,Fe)2O4^[(Mg,Fe),(Al,Fe)_{2}O_{4}] zusammengesetzt ist. Edler S. (s. Tafel "Edelsteine", Fig. 14) findet sich fast nur auf sekundärer Lagerstätte, in Ceylon, Ostindien und Australien, der blaue zu Aker in Södermanland. Chlorospinell entstammt einem Chloritschiefer von Slatoust; Pleonast tritt in Silikatgesteinen und Kalken oder auch lose auf, so besonders am Monzoniberg in Südtirol, am Vesuv, auf Ceylon, zu Warwick und Amity in New York. S. ist ein geschätzter Edelstein und besitzt in seinen gesättigt ponceauroten Varietäten etwa den halben Wert eines gleichgroßen Diamanten. Tiefroter S. kommt auch als Rubinspinell, licht rosenroter als Rubinbalais (Balasrubin), violetter als Almandinspinell und gelbroter als Rubicell (Rubicill) in den Handel. Die zuletzt genannten drei Sorten stehen den edlen Spinellen an Wert bedeutend nach. Kochenille- und blutroter S. kursiert wohl auch als Goutte de Sang ("Blutstropfen"). Pleonaste dienen als Trauerschmuck. Eine Anzahl von Mineralspezies, deren einzelne Glieder als isomorphe Körper untereinander eng verknüpft sind, faßt man als Spinellgruppe zusammen. Sie kristallisieren sämtlich im regulären System, am häufigsten in Oktaedern und oktaedrischen Zwillingen, nach dem sogen. Spinalgesetz und sind übereinstimmend nach der allgemeinen Formel RII(RIV_{2})O_{4} zusammengesetzt. Die folgende Tabelle gibt die wichtigsten Spezies der Gruppe und die Elemente, welche sich an der Zusammensetzung beteiligen, in der Reihenfolge ihres Vorwaltens in der betreffenden Verbindung:

Arten RII (R_{2})VI

Edler Spinell Mg, vielleicht Cr Al

Blauer Spinell Mg Al, Fe

Chlorospinell Mg, etwas Cu Al, Fe

Pleonast Mg, Fe Al, Fe

Pikotit Fe, Mg Al, viel Cr

Chrompikotit Fe, Mg Cr, zurücktret. Al

Hercynit Fe, wenig Mg Al

Automolit (Gahnit, Zinkspinell) Zn Al

Kreittonit Zn, Fe, Mg Al, Fe

Dysluit Zn, Fe, Mn Al, Fe

Franklinit Zn, Fe, Mn Fe, Mn

Chromit (Chromeisenerz) Fe, Mg, Cr Cr, Al, Fe

Magneteisen (Magnetit) Fe Fe

Talkeisenstein Fe, Mg Fe

Jacobsit Mn, Mg Fe, Mn

Magnoferrit (Magnesioferrit) Mg Fe

Uranpecherz U U

Spinellān, s. Nosean.

Spinelltiegel, s. Schmelztiegel.

Spinett (franz. Épinette), veraltetes Tasteninstrument, kleines Klavicimbal (s. Klavier, S. 816).

Spingole, s. Espingole.

Spinndrüsen, bei Insekten, Spinnen und einigen andern Tiergruppen diejenigen Organe, welche einen zu feinen Fäden ausziehbaren, rasch erhärtenden Saft absondern und so den Stoff für die bekannten Spinnweben, Kokons und andre derartige Gebilde liefern. Die Larven (Raupen) von Insekten haben zwei sehr lange S., die im Hinterleib liegen und ihren Inhalt dicht am Mund ergießen; bei den Spinnen hingegen münden die S. am Hinterende des Körpers aus. Auch die Byssusdrüse der Muscheln (s. d.) wird wohl als Spinndrüse bezeichnet.

Spinnen, s. Spinnentiere.

Spinnen (hierzu Doppeltafel "Spinnmaschinen"), aus kurzen Fasern durch Zusammendrehen beliebig lange Fäden (Gespinst, Garn, s. d.) erzeugen. Damit das Garn die größte Gleichmäßigkeit und Festigkeit bekommt, müssen die Fasern nicht nur vor allen etwanigen Verunreinigungen sowie kurzen Härchen befreit, sondern auch gleichmäßig verteilt und in eine parallele Lage gebracht, demnach also gewissen Vorbereitungsarbeiten unterworfen werden, bevor das eigentliche S. stattfinden kann. Je nachdem die verschiedenen Operationen von der Hand mit einfachen Werkzeugen oder von mechanischen Vorrichtungen ausgeführt werden, unterscheidet man Hand- und Maschinenspinnerei.

1) Die Handspinnerei,

durch die Maschinen fast verdrängt, wird nur noch von den Landbewohnern zum S. des Flachses und der Wolle benutzt, zeigt aber bereits deutlich die der Spinnerei zu Grunde liegenden Hauptoperationen. Der gehechelte Flachs oder die gewaschene und gekratzte Wolle werden um einen hölzernen Stock (Rocken) a (Textfig. 1) gewunden, den die Spinnerin neben sich aufstellt oder in den Gürtel steckt. Das Ordnen der Fasern bewirkt sie durch Ausziehen derselben mit der einen Hand, während sie mit der andern die Spindel am obern Ende dreht, an welchem der Faden mit einer Schlinge in einem Häkchen oder einem schraubenförmigen Einschnitt so befestigt ist, daß die Drehung auf ihn übertragen wird. Die Spindel b besteht aus einem hölzernen (selten eisernen) Stäbchen von 20-30 cm Länge, das etwa 8 cm vom untern Ende seine größte Stärke, 0,8-1,5 cm, hat u. sich von da aus nach beiden Enden zuspitzt. Etwas unter der stärksten Stelle befindet sich eine kleine Schwungmasse c (Wirtel) aus Zinn oder Horn, in den ältesten Zeiten aus einem durchbohrten Stein bestehend, durch welche die Drehung der Spindel länger erhalten wird, nachdem sie losgelassen und, an dem sich bildenden Faden hängend, allmählich zur Erde sinkt. Ist dies geschehen, so wird der Faden

^[Abb.: Fig. 1. Handspinnen nach ältester Methode.]