Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

403

Studio - Stuhlzwang.

dierender, besonders auf einer Hochschule (vgl. Universitäten).

Studĭo (Bruder S.), scherzhaft für Studiosus, Student.

Studium (lat., Mehrzahl: Studien), wissenschaftliche Forschung sowie der Gegenstand derselben; auch Werkstätte eines bildenden Künstlers (ital. studio). Als akademisches S. pflegt man die Bildungszeit zu bezeichnen, die jemand auf der Universität zubringt.

Studjianka, Dorf, s. Borissow.

Studley Royal (spr. stöddlĭ reu-ĕl), s. Ripon.

Stuer, Lehngut in Mecklenburg-Schwerin, am Plauer See, hat eine evang. Kirche, eine Burgruine, eine besuchte Wasserheilanstalt und (1885) 173 Einw.

Stuerbout (spr. stührbaut), Maler, s. Bouts.

Stufe, ein Stück Gestein oder Erz; Fundstufe, am Fundort von dem gefundenen Mineral genommene Probe; auch ein vom Markscheider oder einem Bergbeamten in das Gestein eingehauenes Merk- oder Grenzzeichen.

Stufenerz, s. v. w. Stuferz.

Stufengebete (Staffelngebete) heißen die Gebete, welche am Anfang der Messe von dem Celebranten und dem Altardiener auf der untersten Stufe des Altars gesungen werden.

Stufenjahre, s. Klimakterische Jahre.

Stufenlieder, s. Psalmen.

Stufenscheibe, s. Riemenräderwerke.

Stufenschnitt, in der Heraldik, s. Heroldsfiguren.

Stuferz (Stufferz), derbes Erz; edle Stuferze, reine gediegene Erzstücke, welche keiner Aufbereitung auf Pochwerken etc. bedürfen.

Stuhl, früher Bezeichnung gewisser hoher Gerichtsbarkeiten, z. B. Schöppenstuhl; in Siebenbürgen früher s. v. w. Gerichtsbezirk (daher Stuhlrichter etc.).

Stühle. Über die S. der Alten s. Sella. Im frühern Mittelalter kommt der Stuhl noch selten vor und dann nur als Thronstuhl für hohe Würdenträger oder als Ehrensitz für das Familienhaupt. Die übrigen Familienmitglieder setzten sich auf Schemel, Bänke, Truhen, Klappstühle, Sessel. Am Ende des 11. Jahrh. findet man Schemel mit Rückenlehnen im täglichen Gebrauch, doch immer nur noch bei Vornehmen. Im 13. Jahrh. wird die Sitzplatte sechs- bis achteckig, und das Gerät hat die entsprechende gleiche Zahl von Beinen oder Stützen; für den Richterstuhl besteht aus jener Zeit die Vorschrift, daß er vierbeinig sein soll. Ebenfalls im 13. Jahrh. fertigte man auch schon S. aus dünnen Eisenstäben, deren Sitze aus Riemen oder Gurten bereitet und mit Kissen belegt wurden. Sehr kostbar waren und blieben das ganze Mittelalter hindurch die byzantinischen und römischen Prachtstühle, die besonders hohe und mit Schnitzereien gezierte Rücklehnen sowie geschweifte oder gedrechselte Säulen und Füße hatten. Ein solcher Prachtstuhl, der in der Regel mit einem gestickten oder gewirkten Überzug bedeckt war, stand nie frei, sondern meist vor der Mitte einer Wand.

Stuhlfeier Petri, s. Petri Stuhlfeier.

Stuhlgericht, s. v. w. Femgericht.

Stuhlherr (Gerichtsherr), bei den frühern Patrimonialgerichten der Inhaber der Patrimonialgerichtsbarkeit (s. d.); bei den Femgerichten (s. d.) des Mittelalters der Inhaber des sogen. Freistuhls und der Patronatsherr des Gerichts.

Stühlingen, Stadt im bad. Kreis Waldshut, an der Wutach und der Linie Oberlauchringen-Weizen der Badischen Staatsbahn, 501 m ü. M., Hauptstadt der dem Fürsten von Fürstenberg gehörigen gleichnamigen Standesherrschaft, hat ein Bergschloß (Hohenlupfen), ein Hauptzollamt, eine Bezirksforstei, Baumwollzwirnerei, Gerberei, eine Kunstmühle und (1885) 1244 Einw. 1849 wurden hier römische Mauern mit Mosaikboden gefunden.

Stuhlrohr, s. v. w. Spanisches Rohr.

Stuhlverstopfung (Obstruktion), Hemmung der normalen Darmentleerung. Die S. ist keine selbständige Krankheit, sondern nur das Symptom einer solchen und begleitet eine große Zahl von Darmleiden. Entweder hat die S. ihre Ursache darin, daß an irgend einer Stelle des Darmrohrs eine Verengerung, Einklemmung oder Verschlingung eingetreten ist, welche mechanisch das Hineingelangen des Inhalts in den Mastdarm und seine Entleerung hindert, oder es liegt bei freier Wegsamkeit eine mehr oder weniger vollständige Lähmung der Darmbewegung (Peristaltik) dem Übel zu Grunde. Eine solche Trägheit in der wurmförmigen Zusammenziehung kann künstlich durch sogen. stopfende Mittel, Tannin und besonders Opium, hervorgerufen werden; gemeiniglich ist sie eine Folge vorausgegangener abnorm lebhafter Bewegungen, wie sie bei Darmkatarrhen, Darmentzündungen, choleraähnlichen Durchfällen oder beim Typhus vorkommen; zuweilen ist die üble Angewohnheit der seltenen Stuhlentleerung schuld an der S., in noch andern Fällen mag eine organische Erkrankung des Nervenapparats, welcher in der Darmwand selbst liegt, die Ursache der sogen. habituellen S. (Hartleibigkeit) sein. Die leichtern Grade der S., welche ungemein häufig nach kleinen Diätfehlern auftreten, weichen der Anwendung milder Abführmittel, wie Rizinusöl, Senna, oder dem Gebrauch einiger Gläser Bitterwasser. Die hartnäckigen Fälle erfordern eine sorgfältige Behandlung des ursachlichen Darmleidens; bei habitueller S. ist die Diät zu regeln, für Bewegung und Erhaltung eines guten Allgemeinbefindens zu sorgen und bei bestehender hypochondrischer Verstimmung künstlich durch milde Arzneien vollständige und tägliche Öffnung des Leibes zu schaffen.

Stuhlweißenburg (ungar. Székesfehérvár, lat. Alba regia), königliche Freistadt im ungar. Komitat Weißenburg und Knotenpunkt der Süd- und Ungarischen Westbahn, hat einen Dom, unter dem außer alten Königsgräbern auch die Basilika Stephans des Heiligen gefunden wurde, eine bischöfliche Residenz mit Bibliothek, 3 Klöster, eine schöne Seminarkirche, ein neues Theater, eine große Honvédkaserne, ein Denkmal des Dichters Vörösmarty (von Vay) und (1881) 25,612 Einw., die lebhaften Handel (bedeutend sind die Pferdemärkte) und Gewerbe treiben. S. hat ein katholisches Obergymnasium, ein Priesterseminar, eine Real- und eine Handelsschule, ein Militärhengstedepot und ist Sitz des Komitats, eines römisch-katholischen Bischofs, Domkapitels und Gerichtshofs. - Von Stephan dem Heiligen zur Krönungsstadt erhoben, war S. seitdem meist Residenz und Begräbnisstätte der ungarischen Könige, bis erstere zur Zeit des Königs Bela IV. nach Ofen verlegt wurde. 1543 fiel die Stadt den Türken durch Kapitulation in die Hände. Infolge der hier 3. Nov. 1593 und 6. Sept. 1601 von den Kaiserlichen über die Türken erfochtenen Siege kam die Stadt wieder in den Besitz der erstern, aber schon 1602 durch Meuterei der Besatzung von neuem in die Gewalt der Türken, welche sie erst 1688 verließen.

Stuhlwinde, s. Aufzüge, S. 70.

Stuhlzeug, Roßhaargewebe zum Beziehen von Möbeln.

Stuhlzwang (Tenesmus), das schmerzhafte Drängen zum Stuhl, wobei aber nur geringe Kotmassen