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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Syrdarja; Syrĭa Dēa; Syrĭen

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Syrdarja - Syrien.

Expedition der Athener 415-413). Die Athener eroberten 414 die Vorstädte Epipolä und Tycha und hatten S. schon auf der Landseite eingeschlossen, als nach dem Tode des Lamachos der Spartaner Gylippos ihre Verschanzungen durchbrach und sie zwang, sich auf den Angriff zur See zu beschränken. Unter Führung des Gylippos und des Hermokrates erbauten die Syrakusier 413 eine Flotte, entrissen den Athenern ihre befestigte Stellung auf dem Vorgebirge Plemmyrion, Ortygia gegenüber, und brachten ihnen in einer Seeschlacht eine Niederlage bei. Durch Demosthenes verstärkt, versuchten die Athener einen nächtlichen Angriff auf Epipolä, der mißlang, lieferten den Syrakusiern, um die Ausfahrt aus dem Hafen zu erzwingen, eine unglückliche Seeschlacht und wurden, 40,000 Mann stark, auf dem Abzug zu Lande am Assinaros vernichtet. 7000 Gefangene wurden in die Latomien auf Achradina geworfen, wo sie meist verschmachteten, Nikias und Demosthenes hingerichtet. Unter dem Einfluß des Volksvorstehers Diokles wurde darauf in S. eine neue, völlig demokratische Verfassung eingeführt, deren erste Bestimmung die Wahl der Magistrate durch das Los war. Zugleich wurden geschriebene, sehr strenge Gesetze gegeben. Der gleichwohl überhandnehmenden Zügellosigkeit zu steuern und sich gegen die Eroberungspläne Karthagos zu schützen, übertrug das Volk dem tapfern Dionysios I. (s. d.) das Oberkommando über die Armee, bahnte ihm aber dadurch den Weg zur Tyrannis (406). Dionysios drängte nach mehreren Kriegen die Karthager in den westlichen Teil Siziliens zurück und befestigte die Herrschaft von S. über die Osthälfte der Insel und einen Teil Unteritaliens. In S. erbaute er auf der Nordspitze der Insel Ortygia die Feste Hexapylon und umgab die Stadt mit einer hohen Quadermauer, welche auch die Vorstädte Tycha und Epipolä umfaßte und 20 km lang war; die Einwohnerzahl stieg auf eine Million. Im kleinen Außenhafen legte Dionysios 50, im großen innern 100 Docks für Kriegsschiffe an. Die wohlbefestigte Regierung übernahm nach ihm 367 sein Sohn Dionysios II., ein Wollüstling, der 357 von Dion vertrieben wurde, aber 346 zurückkehrte. Endlich nötigte ihn 343 Timoleon, seine Herrschaft niederzulegen. Letzterer zerstörte die Burg, stellte die demokratische Verfassung wieder her und zog durch Häuser- und Äckerverteilung an 60,000 neue Ansiedler in die entvölkerte Stadt. Die nach seinem Tod entstandenen Unruhen benutzte Agathokles (s. d.), um sich unter der Verheißung einer reinen Demokratie zum Tyrannen aufzuwerfen (317). Seine strenge und gewaltthätige Regierung erhielt wenigstens Ruhe im Innern, wodurch es noch möglich wurde, daß sich S. gegen die in Sizilien immer weiter fortschreitenden und S. schon belagernden Karthager halten konnte. Nach Agathokles' Tod (289) warf sich Mänon, der Mörder jenes, zum Herrscher auf, ward aber von Hiketas vertrieben, der sich drei Jahre lang behauptete. Als er gegen die Agrigentiner zu Felde zog, stritten in der Stadt Thynion und Sostratos um die Herrschaft. Zur Stillung dieser Unruhen riefen die Syrakusier den damals in Italien kriegführenden Pyrrhos (277) herbei, der S. von den Karthagern befreite und seinen Sohn zum König von Sizilien einsetzte. Nach seinem Weggang wählten aber (275) die Syrakusier Hieron II. zu ihrem Feldherrn und 269 zum König. Dieser stand den Römern im ersten und zweiten Punischen Krieg mit Erfolg bei und sicherte sich dadurch seine Herrschaft im östlichen Teil der Insel. Sein Enkel und Nachfolger (seit 215) Hieronymus trat dagegen im zweiten Punischen Krieg auf die Seite der Karthager und beschleunigte dadurch seinen Sturz (214) und den Untergang der Selbständigkeit von S., das 212 nach tapferer Verteidigung durch Archimedes von Marcellus erobert wurde. Seitdem ward S. mit dem östlichen Teil Siziliens römische Provinz. Der alte Glanz der Stadt verschwand für immer, und die Bevölkerung nahm immer mehr ab. Vergebens suchte sie Augustus durch eine Kolonie zu heben. Gegen Ende des 5. Jahrh. n. Chr. ward S. von germanischen Völkerschaften, die zur See ankamen, besonders von den Vandalen, 884 aber von den Sarazenen geplündert. Kaiser Heinrich VI. schenkte 1194 die Stadt den Genuesen, die ihm gegen Tankred beigestanden hatten; doch befreiten sich die Syrakusier mit Hilfe der Pisaner bald wieder. S. kam hierauf unter spanische Herrschaft und ward Residenz des Statthalters. Infolge einer Seeschlacht, die bei S. 1718 zwischen den Engländern und Spaniern geschlagen wurde, mußten die letztern die Stadt den Österreichern einräumen, bekamen aber 1755 die Insel Sizilien wieder. 1100, 1542, 1693 und 1735 litt S. bedeutend durch Erdbeben. Vgl. Arnold, Geschichte von S. (Gotha 1816); Privitera, Storia di Siracusa antica e moderna (Neap. 1879, 2 Bde.); Cavallari u. Holm, Topografia archeologica di Siracusa (Pal. 1884; deutsch bearb. von Lupus: "Die Stadt S. im Altertum", Straßb. 1887).

Syrdarja, Fluß, s. Sir Darja.

Syrĭa Dēa, Göttin, s. Derketo.

Syrĭen (türk. Sûria), ein Land der asiat. Türkei, an der Ostküste des Mittelländischen Meers, bezeichnete ursprünglich den gesamten Umfang des assyrischen Reichs, bis der Name in abgekürzter Form durch die Griechen auf die Gebiete westlich des Euphrat beschränkt wurde, und heute versteht man darunter alles Land zwischen dem Euphrat und der Arabischen Wüste im O. und dem Mittelmeer im W., dem Taurus im N. und der Grenze Ägyptens im Süden, d. h. das heutige Wilajet Surija und die südwestliche Hälfte von Haleb (Aleppo) sowie die selbständigen Bezirke Libanon und Jerusalem (s. Karte "Türkisches Reich"). Infolge des Parallelismus seiner von N. nach Süden streichenden Gebirge, welche, wenn auch von tiefen Querspalten durchschnitten, den Taurus im N. mit den von NW. nach SO. ziehenden Küstengebirgen des Arabischen Meerbusens verbinden, ist das Land von ziemlich gleichförmiger Oberflächenbildung. Ihrer Ausdehnung und mittlern Höhe nach stehen die syrischen Gebirge zwar hinter den großen ostwestlich gerichteten Systemen Asiens zurück, bewirken aber dennoch infolge ihrer nordsüdlichen Aufrichtung eine sehr ungleiche Verteilung des Regens. Da im Mittelmeerbecken die Westwinde vorherrschen, so ist nur der Westabfall des Landes reich an Regen; dagegen sind die östlichen Abdachungen und innern Hochebenen sehr arm an Niederschlägen, Quellen und Flüssen und bilden zum größten Teil vegetationsarme Steppen oder kahle Wüsten. Während von der Küste weit landeinwärts die Gebirge durchaus der Kalkformation angehören und nur stellenweise, wie in der Spalte des Jordanthals, vulkanische Gebilde zu Tage kommen, treten dieselben weiter ostwärts und bis tief in die Wüste hinein, namentlich in der Südhälfte von S., in Hunderten von Trachyt- und Basaltkegeln einzeln oder in größern Gruppen und von der verschiedensten Höhe auf (z. B. Dschebel Hauran 1782 m). Die größten, als nackte Felsen über die Waldregion ansteigenden Erhebungen der Kalkgebirge finden sich