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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Syrjänen; Syrlin; Syrmĭen; Syrnĭum; Syrokomla; Syrphus

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Syrjänen - Syrphus.

hervorgegangen. Von der ältesten syrischen Litteratur ist nichts bekannt. Die zahlreichen erhaltenen Schriftdenkmäler rühren meist aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. her und sind vorwiegend christlich-theologischen Inhalts. Doch fanden damals auch die Geschichte und Philosophie sowie die Naturwissenschaften unter den Syrern Pflege, in welchen Fächern diese im 8. und 9. Jahrh. Lehrer der Araber wurden, wie sie überhaupt als Vermittler älterer Kulturen einen großen Einfluß in Vorderasien ausgeübt haben. Der letzte klassische Schriftsteller der Syrer ist Bar-Hebräus (gest. 1286), jakobitischer Weihbischof zu Maraga. Das älteste noch vorhandene Denkmal der christlich-syrischen Litteratur ist eine Übersetzung des Alten und Neuen Testaments, die sogen. Peschito (s. d.). Für die Kirchengeschichte sind die meist schon mehrfach herausgegebenen Werke der syrischen Kirchenväter von großem Interesse; eine Auswahl derselben hat Bickell zu übersetzen begonnen (Kempten 1874 ff.). Unter den historischen Werken ist namentlich die Chronik des Bar-Hebräus zu erwähnen. Die um das Jahr 515 geschriebene Chronik des Josua Stylites hat der französische Orientalist Martin herausgegeben in den "Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes" (Leipz. 1876). Die berühmte indische Märchensammlung "Pantschatantra" ist schon im 6. Jahrh. auch ins Syrische übertragen worden, und diese alte Version (hrsg. mit Übersetzung u. d. T.: "Kalilag und Damnag" von Bickell, nebst einer Einleitung von Benfey, Leipz. 1876) ist ursprünglicher als das auf die Gegenwart gekommene indische Original. Ebenso sind manche gar nicht mehr oder nicht in ihrer ursprünglichen Gestalt erhaltene Werke des klassischen Altertums in syrischen Versionen oder arabischen Übertragungen derselben bewahrt. Den Text eines syrischen historischen Romans: "Julianos der Abtrünnige", gab Hoffmann heraus (2. Ausg., Kiel 1887). Die Poesie der Syrer ist lediglich kirchlicher und liturgischer Art und entbehrt alles wahrhaft dichterischen Geistes. Der älteste Hymnendichter ist der Gnostiker Bardesanes; neben ihm ist noch Ephräm der Syrer zu nennen. Die reichsten Sammlungen syrischer Handschriften besitzen Rom, Paris und das Britische Museum zu London. Vgl. Nestle, Litteratura syriaca (Bibliographie, Berl. 1888).

Syrjänen, ein Volk nordfinn. Stammes, wohnt in den russischen Gouvernements Wologda und Archangel und ist nahe verwandt mit den Permiern und Wotjaken. Im Gouvernement Archangel wohnen die S. nur im Kreis Mesen an der Petschora und dem obern Lauf des Flusses Mesen; in Wologda bilden sie fast die ganze Masse der ländlichen Bevölkerung in den Kreisen Ustsyssolsk und Jarensk; ihre Zahl wird auf 85,500 angegeben. Einst wohnten sie an der Kama und Wjatka und nennen sich deshalb noch beute Kama-Männer (Komi-mort, Komi-jas und Komi-woitur). Als Stephan, Bischof von Perm, zu Ende des 14. Jahrh. mit ungewöhnlicher Energie unter den finnischen Völkern der permischen Gruppe das Christentum verbreitete und ihre Götzen verbrannte, wanderten die S. in die Flußgebiete der Petschora, Wytschegda und des Mesen aus. Die S. sind bekannt durch Fleiß und Ehrlichkeit, gehören der griechischen Kirche an, unterscheiden sich in Kleidung und Sitte wenig von den Russen, wohnen in gut gebauten Dörfern, beschäftigen sich mit Landwirtschaft, Viehzucht, Jagd und Fischerei und sind wohlhabender als ihre russischen Nachbarn. Vom Januar bis in den April begeben sie sich in Gesellschaften von 10-20 Mann tief hinein in die Urwälder, oft über 500 km von den Wohnstätten, mit Hilfe eines kleinen Kompasses (madká) und machen Jagd auf Bären, Wölfe, Luchse, Füchse, Marder und hauptsächlich auf Eichhörnchen, von welch letztern sie in guten Jahren bis 900,000 Stück verkaufen. Roggen, Gerste, Talg und Häute schicken sie nach Archangel, Wild nach Petersburg und Moskau, Eichhörnchen-, Marder- und Fuchsfelle auf die Jahrmärkte von Nishnij Nowgorod und Irbit. Die Sprache der S. gehört zu der finnisch-ugrischen Gruppe des uralaltaischen Sprachstammes und ist am nächsten mit der permischen verwandt. Vgl. Castrén, Elementa grammaticae syrjaenae (Helsingf. 1844); Wiedemann, Grammatik der syrjänischen Sprache (Petersb. 1884); Derselbe, Syrjänisch-deutsches Wörterbuch (das. 1880).

Syrlin, Jörg, Bildschnitzer, war seit ca. 1450 in Ulm thätig, wo er eine Anzahl von Chorstühlen, Singepulten und selbständigen Bildwerken in Holz ausgeführt hat, unter denen das Chorgestühl im Münster (1469-74) durch Feinheit der Charakteristik in den Figuren und durch die naturalistische, von edlem Schönheitssinn verklärte Detailbehandlung eine erste Stelle in der deutschen Bildnerei des 15. Jahrh. einnimmt. Er hat auch den Steinernen Brunnen auf dem Marktplatz zu Ulm geschaffen. Sein gleichnamiger Sohn ist in Ulm und Blaubeuren ebenfalls als Bildschnitzer thätig gewesen.

Syrmĭen, ehemals Herzogtum in Slawonien, benannt nach der römischen Stadt Sirmium (s. d.), umfaßte den östlichen Teil der von der Drau, Save und Donau umflossenen sogen. Syrmischen Halbinsel, stand erst unter den ungarischen Königen, dann unter den Türken, nach deren Vertreibung 1688 Kaiser Leopold I. das italienische Haus Odescalchi damit belehnte. Später kam S. an das Haus Albani. Das jetzige kroatisch-slawonische Komitat S. grenzt an die Komitate Torontál, Bács-Bodrog und Veroviticz sowie an Bosnien und Serbien, hat ein Areal von 6848,5 qkm (124,4 QM.), ist gebirgig (Fruska-Gora), fruchtbar (vorzüglicher Weizen und Wein, Mais, Obst, Kastanien), hat (1881) 296,678 Einw. (meist Serben) u. lebhafte Pferde-, Vieh-, Bienen- und Seidenraupenzucht. Komitatssitz ist Vukovár (s. d.).

Syrnĭum, s. Eulen, S. 906.

Syrokomla, Wladyslaw (eigentlich Ludwig Kondratowicz), poln. Dichter, geb. 17. Sept. 1823 zu Jaskowice in Litauen, lebte bis 1853 als Landwirt in Zalucz am Niemen, später in Borejkowszczyzna bei Wilna und starb in letzterer Stadt 15. Okt. 1862. S. war kein Dichter von hohem Gedankenflug, aber vom Feuer echter Begeisterung und tiefem, aufrichtigem Gefühl erfüllt, zugleich von einer ungewöhnlichen Einfachheit im Ausdruck. Unter seinen zahlreichen im Volkston gehaltenen poetischen Erzählungen (Gawędy) sind hervorzuheben: "Urodzony Jan Dęboróg", "Janko Cmentarnik", "Noc hetmańska" und "Zgon Acerna" auf den Tod Klonowicz' (s. d.), dessen trübe Lebensschicksale ein Spiegelbild der seinigen bildeten. Weniger erfolgreich versuchte er sich) auf dramatischem Gebiet ("Kaspar Karliński" u. a.). S. lieferte auch eine Geschichte der polnischen Litteratur ("Dzieje literatury w Polsce", 2. Ausg., Warsch. 1874, 3 Bde.) sowie eine treffliche metrische Übersetzung der polnisch-lateinischen Dichter Janicki, Sarbiewski, Szymonowicz, Klonowicz u. a. (Wilna 1852, 6 Bde.). Eine Gesamtausgabe seiner Dichtungen erschien in 10 Bänden (Warsch. 1872). Seine Biographie schrieb J. I. ^[Joseph Ignaz] Kraszewski (Warsch. 1863).

Syrphus, Schwebfliege; Syrphidae, Familie aus der Ordnung der Zweiflügler, s. Schwebfliegen.