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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tammerfors; Tammus; Tampa; Tampicin; Tampico; Tamping; Tampon; Tamsel; Tamsui; Tamtam; Tamulen; Tamworth; Tan; Tana

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Tammerfors - Tana.

für etwas zu leisten. Endlich 1871 gelang es der zur Einsicht gekommenen Bürgerschaft, die Herrschaft des Tammany-Rings durch unabhängige Wahlen zu brechen und die Häupter dem Strafgericht zu überliefern. Trotzdem behauptete sich die Tammany Society als demokratischer Verein und gelangte auch allmählich wieder zu Einfluß, so daß 1889 ihrem Vorsitzenden die einträglichste Stelle der Stadt New York übertragen wurde.

Tammerfors (finn. Tampere), die bedeutendste Fabrikstadt Finnlands, im Gouvernement Abo-Björneborg, am Tampereenkoski, einer Stromschnelle, welche die Seen Näsijärvi und Pyhäjärvi verbindet, und an der Eisenbahn Tawastehus-T., hat Baumwoll- und Leinenspinnereien, Papier- und Wollwarenfabriken, eine mechanische Werkstatt etc. und (1886) 16,744 Einw. T. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Angelegt wurde die Stadt 1779 von Gustav III.

Tammus (hebr.), im jüd. Kalender der zehnte 29tägige Monat des bürgerlichen, der 4. des Festjahrs, welcher von einer gleichnamigen syrisch-phönikischen Gottheit (Hesek. 8, 14) den Namen erhielt. Der 17. ist ein jüdischer Fasttag zur Erinnerung an das erste Eindringen der Chaldäer in Jerusalem. Der Tod des erwähnten Gottes wurde mit lauter Klage, seine Auferstehung mit Freudengeschrei begangen, entsprechend dem Dumuzi der Chaldäer, Adonis der Griechen und Osiris der Ägypter. Vgl. Sonnenkultus.

Tampa, Hafenort im nordamerikan. Staat Florida, an herrlicher, fisch- und schildkrötenreicher Bai am Golf von Mexiko, mit (1880) 720 Einw.

Tampicin, s. Ipomaea.

Tampico, Hafenstadt im mexikan. Staate Tamaulipas, oberhalb der Mündung des Rio de T., der aus der Vereinigung der Flüsse Panuco und Rio de Tula entsteht und über eine Barre (3 m Wasser) ins Meer mündet, hat ein Theater, Kasino, 2 Hospitäler und (1880) 5000 Einw. Die Stadt wird zwar auch vom gelben Fieber heimgesucht, ist aber immerhin gesünder als Veracruz. Ihr Handel ist bedeutend und wird sich nach Vollendung der im Bau begriffenen Eisenbahn nach San Luis Potosi sowie des Kunsthafens noch heben. Zur Ausfuhr (1886: 955,400 Pesos) gelangen: Edelmetalle, Häute, Sassaparille, Jalappe, Tabak, Vanille, Wolle und Farbholz. T. ist Sitz eines deutschen Konsuls und wurde erst 1824 gegründet; November 1862 bis August 1866 war es von den Franzosen besetzt. T. gegenüber, im Staat Veracruz, liegt der Pueblo viejo de T., jetzt unbedeutender Ort mit Fischerei und Salinen.

Tamping, in Singapur Sack von 12 engl. Pfund.

Tampon (franz., spr. tangpóng), Pfropfen; in der Chirurgie Scharpieballen, Gazepfropfen. Daher Tamponade, die Ausfüllung einer Körperhöhle oder Wunde mit Wattepfropfen, namentlich zur Blutstillung angewandt, wenn Unterbindung unmöglich ist. Vgl. Kolpeurynter.

Tamsel, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt a. O., Kreis Landsberg, an der Linie Berlin-Schneidemühl der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche (mit Grabstätte des Feldmarschalls Hans Adam v. Schöning), ein Schloß und (1885) 797 Einw.; bekannt durch die öftere Anwesenheit Friedrichs d. Gr. während seines Aufenthalts in Küstrin.

Tamsui, chines. Traktatshafen auf der Insel Formosa, am Nordende desselben, mit 95,000 Einw. In den für größere Schiffe ungeeigneten und den Teifunen ausgesetzten Hafen und den des benachbarten Kelung liefen 1886 ein und aus 273 Schiffe von 118,657 Ton., darunter 78 deutsche von 31,931 T. Die Einfuhr wertete 1887: 1,298,613, die Ausfuhr 44,260 Haikuan Taels. T. ist Sitz eines englischen Konsuls, welcher auch die deutschen Interessen vertritt. Die Stadt wurde 1. Okt. 1884 von vier französischen Kriegsschiffen beschossen und die chinesischen Batterien zum Schweigen gebracht, als aber 8. Okt. die Franzosen landeten, wurden sie zurückgetrieben.

Tamtam (Gong), ein Schlaginstrument der Chinesen, Inder etc., bestehend aus einer zum Teil aus edlen Metallen gefertigten (gehämmerten) Metallscheibe, deren mittelster Teil stark konkav ist; der breite Rand hat einen ziemlich großen runden Ausschnitt. Der Ton des Tamtams dröhnt und hallt ungemein lange nach, seine Wirkung ist sowohl im forte als im piano eine erschreckende, beängstigende. Das T. wird im neuern Opernorchester angewendet, doch ist dasselbe wegen der hohen Anschaffungskosten (gute Tamtams werden aus China bezogen) ziemlich selten.

Tamulen, das gebildetste und unternehmendste Volk der Drawidarasse in Vorderindien, wohnt im sogen. Karnatik, vom Kap Comorin bis über die Polhöhe von Madras und vom Kamm der Westghats bis zum Bengalischen Golf. Außerdem gehört zu den T. auch die Arbeiterbevölkerung des nördlichen und nordwestlichen Ceylon sowie die Mehrzahl der sogen. Kling (s. d.). Die Sprache der T. (Tamil oder Tamulisch genannt) wird von 14,8 Mill. Menschen gesprochen; sie besitzt ein eignes, aber mit dem Sanskritalphabet verwandtes Alphabet, dazu eine ziemlich reichhaltige, alte Litteratur und ist ohne Zweifel die interessanteste Sprache vom Drawidastamm. Die Litteratur der T. reicht mit ihren ältesten erhaltenen Denkmälern bis etwa ins Jahr 1000 unsrer Zeitrechnung zurück und enthält neben zahlreichen Übersetzungen aus den Sprachen des nördlichen Indien auch ausgezeichnete eigne Werke. Als berühmtestes derselben ist der "Kural" (Kurzzeiler) von Tiruvalluver zu nennen, ein in vier- oder dreifüßigen Strophen abgefaßtes gnomonisches Gedicht, mit Sprüchen über die sittlichen Ziele des Menschen, voll zarter und wahrer Gedanken, aber krankend an dem Wahn der Wiedergeburt, von dem auf buddhistischem Weg eine Erlösung erstrebt werden soll. Eine vollständige Textausgabe des Gedichts mit lateinischer Übersetzung findet sich in Grauls "Bibliotheca tamulica" (Leipz. 1854-65, 4 Bde.), die noch andre tamulische Texte mit lateinischer oder englischer Übersetzung, Glossare und im 2. Band auch eine Grammatik enthält. Eine Grammatik lieferte noch J. Lazarus (Lond. 1879). Tamil-englische Lexika lieferten Rottler (Madras 1834-41) und Winslow (das. 1862), eine Geschichte der tamulischen Schrift etc. Burnell (in "Elements of South-Indian palaeography", 2. Aufl., Lond. 1878). Vgl. auch Graul, Reise nach Ostindien (Leipz. 1854-56, 5 Bde.).

Tamworth, Stadt in Staffordshire (England), am Zusammenfluß von Tame und Anker, hat eine normännische Kirche, ein altes Schloß, Baumwollspinnerei etc. und (1881) 4891 Einw. T. ist der Geburtsort Sir Robert Peels, dem hier 1852 eine Bronzestatue errichtet wurde.

Tan, in China s. v. w. Pikul oder Tang.

Tana, 1) (Tanaelv) Fluß in Norwegen, entsteht aus dem Zusammenfluß des Anarjokka (Enaraelv) und des Karasjokka, bildet im obern Lauf die Grenze zwischen dem russischen Finnland und dem norwegischen Amt Finnmarken, fließt in nordöstlicher Richtung und mündet nach einem Laufe von 280 km in den Tanafjord des Nördlichen Eismeers. -

2) (auch Dana oder Manga) Fluß in Ostafrika, ent-^[folgende Seite]