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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tana - Tangaren.

springt am Schneeberg Kenia und mündet unter 2° 47' südl. Br. in die Ungama- oder Formosabai, ein nördlicherer Mündungsarm, der Osi, bildet die Südgrenze von Witu. In der Regenzeit kann der T. 180 km aufwärts befahren werden. Er bildet einen sehr guten Kommunikationsweg nach dem Innern Ostafrikas und die Nordostgrenze der britischen Interessensphäre gegen das Somaliland.

Tana, im Mittelalter Name von Asow (s. d.).

Tanab, Flächenmaß in Turkistan, = 3600 Quadratschritt.

Tanacētum L., Gattung aus der Familie der Kompositen, der Gattung Chrysanthemum sehr nahe stehend und auch mit dieser vereinigt. T. vulgare L. (Rainfarn), ausdauernd, bis 1,25 m hoch, mit fiederteiligen Blättern, länglich-lanzettlichen, eingeschnittenen Abschnitten, doldenrispig gehäuften, kleinen, gelben Blütenköpfchen, nicht strahlenden Randblüten und mit Harzdrüsen besetzten Achenen mit kurzem Kelchsaum. Wächst an Wegen und Rainen in Europa. Alle Teile, besonders die Blüten, riechen beim Zerreiben stark aromatisch, kampferartig, schmecken gewürzig bitter und enthalten ein gelbes ätherisches Öl, welches als Wurmmittel verwendbar ist.

Tanăgra, im Altertum Stadt in Böotien, am Asopos (jetzt Vuriendi), am Einfluß des Baches Thermodon (Laris), wo man noch den Lauf der Ringmauern erkennt. Jetzt Gremada. Hier 457 v. Chr. Sieg der Spartaner über die Athener, welch letztere indessen 456 T. eroberten. Noch im 6. Jahrh. n. Chr. blühte T., dessen Gebiet in neuester Zeit durch die in der Nekropole auf dem Kokkalihügel gefundenen herrlichen Thonstatuetten von neuem berühmt geworden ist (s. Terrakotten).

Tanaïs, antiker Name des Don.

Tanak (Tinak), Badeort im russ. Gouvernement Astrachan, 6 km von der Wolga entfernt, mit stark salzhaltigen Schlammbädern, die bei Rheumatismen und Flechten vorzügliche Wirkung äußern.

Tánaquil, Gattin des Tarquinius Priscus (s. d.).

Tanăro, Fluß in Oberitalien, entsteht in den Seealpen, durchfließt in nördlicher und nordöstlicher Richtung die Provinzen Cuneo und Alessandria, wird bei Alessandria für größere Fahrzeuge schiffbar und mündet nach einem Laufe von 205 km unterhalb Bassignana rechts in den Po.

Tänăron, Vorgebirge, s. Matapan.

Tanasee (Tsana-, Dembeasee), See im Hochland Abessiniens, südlich von Gondar, 1755 m ü. M., ist 67 km lang, 15-52 km breit, nach Stecker 2980 qkm (54 QM.) groß. Letzterer maß 72 m als größte Tiefe in inselfreiem Raum, Héricourt aber 197 m bei der Insel Meteraha. Mehr als 30 Flüsse ergießen sich in den von malerischen Bergen und fruchtbaren Hochebenen umgebenen See; der Abai (der Blaue Nil) fließt in einem bogenförmigen Lauf durch ihn hindurch. Aus dem klaren Wasser erheben sich viele meist bewohnte Basaltinseln, deren größte Deg heißt. Der See ist reich an Fischen und Nilpferden; Krokodile dagegen fehlen. An seinem östlichen Ufer liegt die Handelsstadt Korata.

Tanbur, Musikinstrument, s. Tambur.

Tandem, Fabrikname eines zweisitzigen Velocipeds.

Tandil, Stadt in der Argentinischen Republik, Provinz Buenos Ayres, 260 km südsüdwestlich von der Hauptstadt, bei der Sierra de T. (450 m), hat ein Krankenhaus, 2 Dampfmühlen, eine Seifensiederei und (1882) 3600 Einw.

Tandschor (Tanjore), Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, liegt am Hauptarm der Kaweri und an der Südbahn, ist ein Sitz altindischer Gelehrsamkeit, hat großartige Hindubauten, eine katholische und evang. Mission, lebhafte Industrie und (1881) 54,745 Einw.

Tandur, in der Türkei eine Art Wärmapparat, welcher mittels einer über einem kupfernen Kohlenbecken ausgebreiteten Decke hergestellt wird und bei den Frauen in der Türkei sehr beliebt ist (s. Mangal).

Tanesruft (Hamada), mit scharfkantigen Steinen übersäete Hochebenen der Sahara (s. d., S. 176).

Tanet-Sande und -Thone, s. Tertiärformation.

Tanfāna (Tamfana), Göttin der Marser, hatte einen Tempel zwischen der Ems und Lippe, den Germanicus 14 n. Chr. zerstörte. Nach andern führten der Hain und das Heiligtum selbst diesen Namen.

Tang (Tan), japan. Flächenmaß, = 10 Seh = 300 Tsjubo = 995,73 qm.

Tang, die Meeresalgen, welche die Familien der Fukaceen und Florideen ausmachen, die hauptsächliche Vegetation des Meers bilden und durch ihre eigentümlichen, sehr mannigfaltigen Formen und oft ansehnlichen Dimensionen sich auszeichnen. Die meisten sind festgewachsen auf dem felsigen Meeresgrund, an Klippen, Steinen, Schalen von Konchylien etc. und dienen selbst wieder zahllosen Seetieren zum Aufenthalt und zur Nahrung; viele Arten leben gesellig und bilden submarine Wälder, andre fluten mit dem beblätterten Teil an der Meeresoberfläche, wie die gigantische Macrocystis pyrifera (s. d.) der Südsee. Vgl. Fucus, Sargassum.

Tanganjīka (Msaga der Wakawendi, Kimana der Warungu), großer See im Innern von Ostafrika, zwischen 3° 20'-8° 40' südl. Br. und 29° 10'-32° 30' östl. L. v. Gr., nach Reichard 780 m ü. M. gelegen, enthält süßes Wasser und erstreckt sich bei einer durchschnittlichen Breite von 52 km auf 750 km in die Länge. Seine an Buchten (Cameron- und Horebai im S., Burtongolf im NW.) reichen Gestade sind rings von bewaldeten Bergen umgeben und dicht bevölkert; von allen Seiten fallen zahlreiche Gewässer in denselben, unter denen jedoch nur der von N. her einmündende Rusisi bedeutender ist. Als Ausfluß des T. nach W., zum Lualaba-Congo hin, muß der unter 6° südl. Br. austretende Lukuga betrachtet werden. Der T. wird von Kähnen der Eingebornen und arabischen Dhaus befahren; die Ufer sind produktenreich, sein Wasser beherbergt viele Fische, Flußpferde und Krokodile. Der wichtigste Ort ist Kawele oder Udschidschi am Ostgestade, mit arabischer Niederlassung und Missionsstation; andre nennenswerte Orte und Missionsstationen sind: Karema, Kawala, Mpala, Kahunda, Pambete. Das Westufer des Sees gehört dem Congostaat, das Ostufer wird der deutschen Interessensphäre zugerechnet. Entdeckt wurde der T. 1858 von Burton und Speke; seine nähere Kenntnis verdanken wir Livingstone, Cameron u. Stanley, welcher ihn 1875 ganz umfuhr, ferner Hore, Thomson, Reichard. S. Karte bei "Congo". Vgl. Thomson, Expedition nach den Seen von Zentralafrika, S. 47 ff. (deutsche Ausg., Jena 1882); Böhm, Von Sansibar zum T. (Leipz. 1887).

Tangaren (Tanagridae Gray), Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel, schlank gebaute, zum Teil überaus prachtvolle Vögel mit schlankem, kegelförmigem, auf der Rückenfirste wenig, an der Spitze etwas herabgebogenem, vor derselben meist ausgekerbtem Schnabel, mittellangen Flügeln und Schwanz, ziemlich kräftigen, kurzen Läufen und Zehen, starker und langer Hinterzehe und gekrümmten Krallen, bewohnen die Wälder Amerikas von Paraguay bis Ka-^[folgende Seite]