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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tarumares - Taschenspieler.

teil erhebt sich die starke Kasbah. Die Stadt selbst hat enge Straßen, niedrige Häuser und nur 8300 meist maur. Einwohner, deren Hauptgewerbe die Anfertigung kupferner Gefäße aus unpoliertem englischen Metall ist zur Ausfuhr nach Kuka, Kano, Timbuktu.

Tarumares, Indianerstamm, s. Chihuahua.

Tarussa, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kaluga, an der Oka, mit Fabriken und (1886) 2561 Einw.

Tarutino, 1) Dorf im russ. Gouvernement Kaluga, 32 km von Borowsk, bekannt durch den am 18. Okt. 1812 errungenen Sieg der Russen unter Kutusow über die Franzosen, an den ein Denkmal erinnert. -

2) Deutsche Kolonie in Bessarabien, Kreis Akjerman, Verwaltungszentrum sämtlicher deutscher Ansiedelungen der Provinz, mit (1882) 3642 Einw.

Tarvis, Marktflecken im österreich. Herzogtum Kärnten, Bezirkshauptmannschaft Villach, Hauptort des Kanalthals, an der Staatsbahnlinie St. Valentin-Pontafel, von welcher hier die Linie T.-Laibach abzweigt, mit Bezirksgericht, schöner Kirche, Zementfabrik und (1880) 1506 Einw. T. ist wegen seiner herrlichen Lage beliebte Sommerfrische und Touristenstandort. In der Nähe der Luschariberg (1721 m) mit Wallfahrtskirche, das Dorf Raibl mit ärarischem Bleibergwerk und der Paß Predil.

Tasa (Teju), Stadt in Marokko, östlich von Fes, mit 3500 Einw., ein strategisch sehr wichtiger Platz mit einer kleinen marokkanischen Garnison, die aber aus der doppelten Umwallung sich kaum herauswagt aus Furcht vor dem räuberischen Stamm der Riati, welcher in Wirklichkeit Herr der ganzen Gegend ist.

Tasbusen, östliche Abzweigung des Obischen Meerbusens, in dessen westlichen Arm der Pur, in dessen östlichen der Tas mündet. Zwischen letzterm und dem Jenissei breitet sich die Tastundra aus.

Tasch ("Stein"), im Mittelalter die türkische Meile.

Täschelkraut, s. Capsella.

Taschen, Mißbildungen an Pflaumenbäumen, s. Exoascus.

Taschenberg, Ernst Ludwig, Entomolog, geb. 10. Jan. 1818 zu Naumburg a. S., studierte seit 1837 in Leipzig und Berlin Mathematik und Naturwissenschaft, ging dann als Hilfslehrer an die Franckeschen Stiftungen nach Halle und widmete sich beim Ordnen der bedeutenden Käfersammlung des Professors Germar und bei der Beschäftigung mit der Insektensammlung des zoologischen Museums speziell der Entomologie. Er fungierte dann als Lehrer zwei Jahre in Seesen und fünf Jahre zu Zahna und folgte 1856 einem Ruf als Inspektor am zoologischen Museum in Halle, 1871 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Taschenbergs Thätigkeit gipfelte in der Erforschung der praktischen Bedeutung der Insektenwelt für den Landwirt, Gärtner und Forstmann. Er schrieb: "Was da kriecht und fliegt, Bilder aus dem Insektenleben" (Berl. 1861, 2. Aufl. 1878); "Naturgeschichte der wirbellosen Tiere, die in Deutschland den Feld-, Wiesen- und Weidekulturpflanzen schädlich werden" (Leipz. 1865); "Die Hymenopteren Deutschlands" (das. 1866); "Entomologie für Gärtner und Gartenfreunde" (das. 1871); "Schutz der Obstbäume und deren Früchte gegen feindliche Tiere" (2. Aufl., Stuttg. 1879); "Forstwirtschaftliche Insektenkunde" (Leipz. 1873); "Das Ungeziefer der landwirtschaftlichen Kulturgewächse" (das. 1873); "Praktische Insektenkunde" (Brem. 1879-80, 5 Tle.); "Die Insekten nach ihrem Nutzen und Schaden" (Leipz. 1882); auch bearbeitete er die Insekten für Brehms "Tierleben" (2. Aufl. 1877) und lieferte einige Wandtafeln für den Schulgebrauch. - Sein Sohn Otto, geb. 28. März 1854, außerordentlicher Professor an der Universität Halle, schrieb: "Die Flöhe" (Halle 1880); "Die Mallophagen" (das. 1882), "Die Lehre von der Urzeugung" (das. 1882), "Die Verwandlungen der Tiere" (Leipz. 1882), "Bilder aus dem Tierleben" (das. 1885) und bearbeitete eine neue Folge der "Bibliotheca zoologica, 1861-80" (das. 1886 ff.) u. a.

Taschenbücher, jährlich erscheinende Bücher in kleinem Format, welche früher einen Kalender, genealogische Nachrichten und allerlei gemeinnützige Mitteilungen enthielten, nach und nach aber immer mehr belletristischen, besonders novellistischen, Inhalt aufnahmen und sich endlich mit wenigen Ausnahmen auf letztern allein beschränkten, als charakteristisches Merkmal aber fast sämtlich eine Zugabe an Kupferstichen (von Chodowiecki zuerst aufgebracht) enthielten. Erwähnung verdienen namentlich das Viewegsche "Taschenbuch" (Berl. 1798-1803), in welchem 1798 Goethes "Hermann und Dorothea" erschien; das "Taschenbuch der Liebe und Freundschaft" (Frankf. 1801-41); die "Urania" (Leipz. 1810-38, neue Folge 1839-48) u. das "Frauentaschenbuch" (Nürnb. 1815-31). Späterhin fing man auch an, für die ernstern Wissenschaften jährliche T. herauszugeben; hierher gehören besonders Fr. v. Raumers "Historisches Taschenbuch" (1830 gegründet, seit 1881 hrsg. von Maurenbrecher), Prutz' "Litterarhistorisches Taschenbuch" (1843-48) u. a. Auch gibt es T. für Botaniker, Jäger, für das Bühnenwesen etc.

Taschengeige, s. Quartgeige.

Taschenkrebs, s. Krabben.

Taschenpfeffer, s. Capsicum.

Taschenspieler, Personen, welche verschiedenartige, auf den ersten Anblick an das Wunderbare grenzende Kunststücke verrichten. Letztere beruhen auf einer Täuschung des Zuschauers, die der Künstler hauptsächlich durch große Gewandtheit in seinen Körperbewegungen, namentlich Fingerfertigkeit, durch Ablenken der Aufmerksamkeit des Zuschauers auf Nebendinge vermittelst eines möglichst gewandten Vortrags, durch Einverständnis mit einigen Gehilfen und Zuschauern, durch geschickte Benutzung der Chemie und Experimentalphysik, endlich durch allerhand mechanische Vorrichtungen, Apparate mit Doppelböden, durchlöcherte Tische und Fußböden etc. bewirkt. Früher pflegten derartige Künstler alle zu ihren Stücken nötigen Vorbereitungen in einer großen Tasche (Gaukeltasche) mit sich herumzutragen (daher der Name T.). Bei allen gesitteten Völkern finden wir diese Kunst zur Unterhaltung geübt, vor allen andern berühmt sind die T. Indiens und Chinas. Auch im alten Griechenland und Rom waren T. früh beliebt; ebenso finden wir sie in Italien, wo sie unter dem Namen Praestigiatores, Pilarii (Ballspieler) oder Saccularii (Taschenkünstler) in Städten und Dörfern umherzogen. Im Mittelalter waren die umherreisenden Spielleute die auf den einsamen Burgen allezeit willkommenen Vertreter der "heitern Kunst" (gaya scienza) zugleich Sänger, Musiker, T. und Spaßmacher (joculatores), weshalb dieser Name in den Ableitungsformen Gaukler und Jongleur ihnen verblieben ist. Sie gerieten früher leicht in den Ruf, Zauberer zu sein; der berühmte Doktor Faust war einer der geschicktesten dieser Zunft. In der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zeichneten sich Pinetti, Eckartshausen und vor allen Philadelphia, in neuerer Zeit Bosco, Professor Döbler, Becker, Frickell, Robert-Houdin, Bellachini, Basch, Hermann als geschickte T. aus. Eine Menge der ältern Taschenspielerkünste findet man in: Martius, Unterricht in der