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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Taunusschiefer; Tauposee; Taupunkt; Taura; Taurellus; Taurien; Taurin

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Taunusschiefer - Taurin.

ist der Große Feldberg (880 m) bei Königstein. Südwestlich von diesem erhebt sich der Kleine Feldberg (827 m), von diesem südlich der Altkönig (798 m) mit zwei kolossalen Steinringwällen. Im mittlern Teil der Kette sind zu bemerken: der Rossert (516 m), der Staufen (452 m), der Trompeter (540 m) und die Platte nördlich von Wiesbaden (500 m); weiter nach SW. die Hohe Wurzel (618 m). Die höchste Spitze des Rheingaugebirges ist die Kalte Herberge (620 m), der südwestlichste Ausläufer der Niederwald (330 m). Die Hauptmasse des Gebirges besteht aus Thonschiefer, der hier und da in Talkschiefer übergeht und auf den Höhen von Quarz überlagert wird; nach N. schließen sich Grauwackebildungen an. Bergbau findet auf dem T. nicht statt. Überall, wo der Boden sich dazu eignet, ist das Gebirge wohl angebaut, und an den südlichen Abhängen finden sich herrliche Weinpflanzungen, Obsthaine, Kastanienwäldchen und selbst Mandelbäume. Von den zahlreichen Gewässern des T. fließt die Use östlich der Wetter, die Schwarze südlich dem Main, die Wisper westlich dem Rhein zu, während die mit längerm Lauf, wie die Aar, Ems und Weil, nach N. zur Lahn abfließen. Der T. ist besonders durch die Menge seiner Mineralquellen berühmt, deren mehr als 40 bekannt und größtenteils benutzt sind, und von denen mehrere zu den berühmtesten Deutschlands gehören (Wiesbaden, Schwalbach, Selters, Homburg, Schlangenbad, Soden, Ems etc.). Den Süd-, West- und Nordfuß des T. begleitet die Eisenbahnlinie Frankfurt a. M.-Lollar, den Ostfuß die Linie Frankfurt a. M.-Kassel, während die Linie Höchst- und Wiesbaden-Limburg das Gebirge durchschneidet und in zwei fast gleiche Teile teilt und mehrere kürzere Linien in und an das Gebirge führen. Durch die Bemühungen des Taunusklubs ist der Touristenverkehr im T. in stetem Steigen begriffen. Vgl. Schudt, Taunusbilder in Geschichten, Sagen und Liedern (Homb. 1859); Großmann u. a., Die Heilquellen des T. (Wiesb. 1887).

Taunusschiefer, s. Sericitschiefer.

Tauposee, See auf der Nordinsel von Neuseeland, 770 qkm groß, mit vielen warmen Schwefelquellen.

Taupunkt, s. Tau und Hygrometer, S. 844.

Taura, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Rochlitz, mit evang. Kirche, Handschuhfabrikation und (1885) 2722 Einw.

Taurellus, Nikolaus (eigentlich Öchsle), Philosoph, geb. 1547 zu Mömpelgard (Montbéliard), das damals unter württembergischer Herrschaft stand, wirkte erst als Professor der Medizin in Basel, seit 1580 als Professor der Philosophie zu Altdorf und starb daselbst 1606. Er hat sich als Gegner des Aristoteles und des averrhoistischen Aristotelismus und Pantheismus des Cesalpino (s. d.), insbesondere der Lehre von der Ewigkeit der Welt, durch die Schriften: "Philosophiae triumphus" (Basel 1573), "Alpes caesae" (Frankf. a. M. 1597) und "De rerum aeternitate" (Marb. 1604) bekannt gemacht, in welchen er die Philosophie als menschliche, der Theologie als geoffenbarter Weisheit als Grundlage unterzuschieben, aber zugleich mit der letztern insbesondere durch die Rechtfertigung der zeitlichen Schöpfung aus nichts und des Sündenfalls in Einklang zu bringen suchte. Vgl. Schmid aus Schwarzenberg, Nikolaus T., der erste deutsche Philosoph (Erlang. 1860).

Taurien, das südlichste Gouvernement Rußlands, umfaßt die Halbinsel Krim und einen Teil des Festlandes, wird im S. vom Schwarzen und Asowschen Meer, im W. vom Gouvernement Cherson, im N. und O. von Jekaterinoslaw begrenzt und hat ein Areal von 63,553,5 qkm (1154 QM.). Über die Bodenbeschaffenheit des letztern s. Krim und Taurisches Gebirge. Der festländische Teil des Gouvernements ist Steppe, deren Boden von Schieferthon, Quarzsand und Thon eingenommen wird; jedoch finden sich auf dem Festland auch ausgedehnte, mit schwarzer Erde bedeckte Strecken. Mineralische Reichtümer sind: Porphyr, roter und grauer Marmor und vorzügliches Salz aus den Steppenseen. Der einzige bedeutende Fluß ist der die Nordwestgrenze berührende Dnjepr. Auf demselben wird Holz aus den innern Gouvernements hinabgeflößt; stromaufwärts geht Salz. Das Klima ist mild und im allgemeinen gesund, außer am Faulen Meer und am Dnjeprliman. Die mittlere Jahrestemperatur am Südufer beträgt +11,6° C., in Simferopol +10°. T. ist eins der schwach bevölkerten Gouvernements, mit (1885) 1,060,004 Einw. (16 pro QKilometer), bestehend in Groß- und Kleinrussen, Tataren, deutschen Kolonisten, Bulgaren, Juden, Griechen und Armeniern. Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 8445, der Gebornen 51,059, der Gestorbenen 29,843. Die Hauptbeschäftigung in den nördlichen Teilen ist Viehzucht, Ackerbau und Salzgewinnung, in den Bergthälern und am Abhang der Gebirge Garten- und Weinbau. Der Fortschritt im Anbau der Cerealien ist der rationellen Wirtschaft bei den deutschen Kolonisten, zumal bei den Mennoniten, aber auch bei den russischen Sektierern zu verdanken, ist aber überhaupt nicht bedeutend. Das Areal besteht aus 38,7 Proz. Acker, 47 Wiese und Weide, 6 Wald und 8,3 Proz. Unland. Die Ernte betrug 1887: 2,6 Mill. hl Weizen, ¾ Mill. hl Roggen, 1,4 Mill. hl Gerste, andres Getreide und Kartoffeln in kleinern Mengen. Die besten u. ergiebigsten Weingärten sind am Südufer der Krim vom Kap Aluschta bis Kap Laspi, und die Fruchtgärten liefern gute Äpfel und Birnen. Der Viehstand bezifferte sich 1882 auf 485,000 Stück Rindvieh, 994,600 grobwollige und 2,891,000 feinwollige Schafe, 356,279 Pferde, 118,000 Schweine und 64,900 Ziegen. Hervorragend ist die Zucht der Merinoschafe; doch auch Rinder- und Pferdezucht, Bienenzucht und Fischfang (Heringe) werden mit großem Erfolg betrieben. Der Wert der industriellen Thätigkeit wird 1885 auf 6½ Mill. Rubel angegeben. Der Handel besteht mehr in der Ausfuhr zur See (Berdjansk, Sebastopol, Feodosia) als zu Land ins Innere des Reichs. Die Hauptausfuhrartikel sind: Weizen, Wolle, Fische, Salz, Früchte und Wein. Die Zahl aller Lehranstalten war 1885: 669 mit 40,186 Schülern, darunter 21 Mittelschulen und 13 Spezialschulen (vorzugsweise Navigationsschulen). Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise, von denen die Kreise Melitopol, Berdjansk und Aleschki auf dem Festland, Perekop, Simferopol, Eupatoria, Jalta und Feodosia auf der Halbinsel Krim liegen. Hauptstadt ist Simferopol.

Taurin C2H7NSO3 ^[C_{2}H_{7}NSO_{3}] findet sich frei oder mit Cholsäure verbunden (Taurocholsäure) in der Galle der Ochsen und vieler andrer Tiere, im Darminhalt und Lungengewebe, in Muskeln wirbelloser Tiere und Fische, entsteht bei Zersetzung der Taurocholsäure durch Säuren, beim Erhitzen von isäthionsaurem Ammoniak C2H9SO4 ^[C_{2}H_{9}SO_{4}], bildet farb-, geruch- und geschmacklose Kristalle und ist leicht löslich in heißem Wasser, nicht in Alkohol und Äther, schmilzt und zersetzt sich gegen 240°; es reagiert neutral, bildet aber mit Basen Salze, wird durch Kochen mit Alkalien und Säuren nicht verändert und gibt beim Schmelzen mit Kalihydrat Essigsäure, schweflige Säure, Ammoniak und Wasserstoff.