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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tellerrot; Tellerschnecke; Tellez; Tellkampf; Tellskapelle; Tellūr

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Tellerrot - Tellur.

legt man, nachdem das Wild dadurch vorher angekirrt ist, solche aus und bindet den Fangbrocken auf den Teller, lockt auch durch eine Schleppe (s. d.) das Raubtier an den Fangplatz. Für Marder bindet man ein Ei auf den Teller oder hängt einen Vogel darüber. Um Raubvögel zu fangen, hat der Teller eine konische Form und wird auf einem in Feld- oder Wiesenstücke eingeschlagenen Pfahl befestigt (Fig. 2 u. 3), weil sich dieselben zur Beobachtung der Umgegend gern hierauf niederzulassen (aufzuhacken) pflegen. Bei Frostwetter ist der Fang unsicher, weil der Teller festfriert und die Bügel am Losschlagen hindert. Oft beißen sich auch die gefangenen Tiere, wenn der Knochen durchgeschlagen ist, den Lauf ab und entkommen. Vgl. v. d. Bosch, Fang des einheimischen Raubzeugs (Berl. 1879).

Tellerrot (Tassenrot), s. Safflor.

Tellerschnecke, s. Lungenschnecken und Planorbis multiformis.

Tellez (spr. telljeds), Gabriel, genannt Tirso de Molina, berühmter span. Dramatiker, von dessen Lebensumständen nur wenig bekannt ist. Er war um 1585 zu Madrid geboren, trat noch vor 1613 in den Orden der Barmherzigen Brüder zu Toledo und bekleidete nach und nach die wichtigsten Stellen in demselben. 1645 wurde er Prior des Klosters Soria und soll als solcher 1648 gestorben sein. T. gehört zu den größten dramatischen Dichtern Spaniens und nimmt seinen Platz unmittelbar neben Lope und Calderon ein. Seine Stücke sind teils Schauspiele (Comedias), teils Zwischenspiele und Autos sacramentales (im ganzen ursprünglich gegen 300, von denen jedoch nur der kleinste Teil erhalten ist); sie zeichnen sich durch ungemeine Originalität und Mannigfaltigkeit der Erfindung, Kühnheit des Plans, meisterhafte Charakterzeichnung und hochpoetische Diktion aus. Besonders hervorragend ist T. in seinen Lustspielen, von denen mehrere sich bis auf den heutigen Tag auf der spanischen Bühne erhalten haben. Zu den vorzüglichsten derselben gehören: "Don Gil de las calzas verdes" (deutsch in Dohrns "Spanischen Dramen", Bd. 1, Berl. 1841), "La celosa de si misma", "La villana de Vallecas", "No hay peor sordo que el que no quiere oir", "Marta la piadosa" (deutsch in Rapps "Spanischem Theater", Bd. 5, Hildburgh. 1870), die geniale Farce "El amor medico" u. a. Von den ernstern Stücken sind besonders das hochtragische "Escarmientos para el cuerdo", das großartige "La prudencia en la mujer", das mystisch-asketische Drama "El condenado por desconfiado" und der "Burlador de Sevilla o el convidado de piedra" (franz. bearbeitet von Molière; deutsch bei Dohrn, Bd. 1, und bei Rapp, Bd. 5), als die erste dramatische Bearbeitung der Don Juan-Sage, hervorzuheben. Eine erste (jetzt sehr seltene) Sammlung von T.' Stücken erschien in 5 Bänden Madrid und Tortosa 1631-36; andre sind einzeln gedruckt und mehrere noch handschriftlich vorhanden. Eine neuere Ausgabe der "Comedias" besorgte Hartzenbusch (Madr. 1839-42, 12 Bde.; Auswahl in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 5, das. 1850). Die "Autos" von T. finden sich in der unter seinem wahren Namen herausgegebenen Mischsammlung "Deleytar aprovechando" (Madr. 1635; das. 1775, 2 Bde.).

Tellkampf, Johann Ludwig, Nationalökonom, geb. 28. Jan. 1808 zu Bückeburg, studierte in Göttingen, woselbst er sich 1835 als Dozent niederließ, ging 1838 infolge des Umsturzes der hannöverschen Verfassung nach Amerika und bekleidete hier bis 1846 die Professur der Staatswissenschaften erst am Union College, dann am Columbia College in New York und schrieb außer verschiedenen handelspolitischen Abhandlungen eine Schrift: "Über die Besserungsgefängnisse in Nordamerika und England" (Berl. 1844). Im Auftrag der preußischen Regierung, welche ihn schon zu einer Beratung über Gefängnisreform hinzugezogen hatte, studierte er 1846 das Gefängniswesen in England, Frankreich und Nordamerika und wurde in demselben Jahr zum Professor der Nationalökonomie in Breslau ernannt. 1848 gehörte T. dem Verfassungsausschuß des Frankfurter Parlaments an, 1849-51 war er Mitglied der preußischen Zweiten Kammer, seit 1855 auf Präsentation der Universität Breslau Mitglied des preußischen Herrenhauses, wo er zur liberalen Minorität gehörte. Im Reichstag, dem er seit 1871 angehörte, zählte er zur nationalliberalen Fraktion. Er starb 15. Febr. 1876. Von seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: "Beiträge zur Nationalökonomie und Handelspolitik" (Leipz. 1851-53, 2 Hefte); "Der Norddeutsche Bund und die Verfassung des Deutschen Reichs" (Berl. 1866); "Die Prinzipien des Geld- und Bankwesens" (das. 1867); "Essays on law reform, commercial policy, banks, penitentiaries etc." (Lond. 1857; 2. Aufl., Berl. 1875); "Selbstverwaltung und Reform der Gemeinde- und Kreisordnungen in Preußen und Selfgovernment in England und Nordamerika" (das. 1872). Mit Bergius übersetzte er MacCullochs "Geld u. Banken" (Lpz. 1859).

Tellskapelle, eine der Lokalitäten, die mit der Urgeschichte der vier schweizerischen Waldstätte in Verbindung gebracht sind. Hierher versetzt nämlich die Tradition jenen Moment, wo der von dem Landvogt Geßler gebundene Tell, als der Sturm alle Schiffsleute verzagen ließ, seiner Bande los wurde, das Fahrzeug sicher nach einem Felsvorsprung hinleitete und, mit seiner Armbrust bewaffnet, dem Schiff entsprang (1307). Die Kapelle wurde 1880 von neuem erbaut und von Stückelberg mit Fresken geschmückt. Der Ort ist eine der Dampfschiffstationen des Vierwaldstätter Sees. Eine zweite T. befindet sich in Bürglen neben dem Hotel "Wilhelm Tell", eine dritte in der Hohlen Gasse, zwischen Arth und Küßnacht.

Tellūr Te, chemisch einfacher Körper, findet sich in geringen Mengen gediegen bei Valathna in Siebenbürgen, gewöhnlich mit Metallen verbunden, z. B. mit Gold als Schrifttellur, mit Silber als Weißtellur, mit Wismut und Schwefel als Tetradymit und mit Blei, Antimon und Schwefel als Blättererz. Einige dieser Mineralien werden auf Silber und Gold verhüttet. Zur Gewinnung des Tellurs zieht man Tellurgold oder Tellursilber mit warmer Salzsäure aus, behandelt den Rückstand mit Königswasser, fällt aus der klaren Lösung das Gold durch Eisenvitriol und nach dem Filtrieren das T. durch schweflige Säure. Es ist silberweiß, glänzend, blätterig-kristallinisch, spröde, Atomgew. 127,7, spez. Gew. 6,24, schmilzt so leicht wie Antimon, ist flüchtig, verbrennt an der Luft zu farblosem, kristallinischem, wenig in Wasser löslichem Tellurigsäureanhydrid TeO2 unter Verbreitung eines eigentümlichen, schwach säuerlichen Geruchs, löst sich mit roter Farbe in heißer Kalilauge zu Tellurkalium und tellurigsaurem Kali, scheidet sich aber beim Erkalten der Lösung wieder vollständig aus, wird von konzentrierter Schwefelsäure und Salpetersäure zu farbloser, erdiger, scharf metallisch schmeckender telluriger Säure H2TeO3 ^[H_{2}TeO_{3}] und von schmelzendem Salpeter zu farbloser, kristallinischer, metallisch schmeckender Tellursäure H2TeO4 ^[H_{2}TeO_{4}] oxydiert. Es verbindet sich direkt mit den Haloiden, mit Schwefel und vielen Metallen, ist zweiwertig und in